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WÜRZBURG: Gut, besser, Handwerk: Geschäfte auf Rekordniveau

WÜRZBURG

Gut, besser, Handwerk: Geschäfte auf Rekordniveau

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    Der Bau ist nach wie vor das Zugpferd des unterfränkischen Handwerks.
    Der Bau ist nach wie vor das Zugpferd des unterfränkischen Handwerks. Foto: Foto: Patrick Pleul, dpa

    Es ist beim unterfränkischen Handwerk wie bei einer Schallplatte, die einen Kratzer hat: Die Nadel hängt, man hört immer wieder dieselben Töne. Doch das sind seit Monaten außerordentlich positive: Den 18 600 Unternehmen in der Region mit ihren 94 000 Beschäftigten geht es super. Woran sich wohl so schnell auch nichts ändern wird.

    Wo die Rekorde sind

    Das wurde am Donnerstag bei der Jahrespressekonferenz der Handwerkskammer für Unterfranken deutlich. Demnach sind 93,2 Prozent der befragten Betriebe mit ihrer Geschäftslage im Jahr 2017 zufrieden gewesen. Das Handwerk in der Region „hat sich so stark noch nie präsentiert“, sagte Kammerpräsident Walter Heußlein. Noch ein Rekord: Die Unternehmen sind zu 81 Prozent ausgelastet und im Schnitt für die nächsten 10,2 Wochen (2016: 9,3) mit Aufträgen eingedeckt.

    Mit Blick auf das erste Vierteljahr 2018 gehen fast 93 Prozent der Betriebe davon aus, dass die Geschäftslage so herausragend bleibt. Es gebe „keinerlei Anzeichen“, dass sich auf lange Sicht daran etwas ändert, meinte Heußlein.

    Kunden müssen zwar lange warten, aber . . .

    Zugpferd ist und bleibt der Bau, der die Hälfte der unterfränkischen Handwerksbetriebe ausmacht. Hier gibt es fast keine Unternehmen mehr, die nicht zufrieden sind. Es zeige sich, so Heußlein, dass die Verbraucher hinsichtlich der niedrigen Zinsen ihr Geld lieber ausgeben statt anzulegen. Dass die Kunden derzeit lange auf einen Handwerker warten müssen, sei die klare Folge der guten Konjunktur. „Qualität lässt sich eben nicht aus dem Ärmel schütteln.“

    Der permanente Sonnenschein über Unterfrankens Handwerk darf freilich nicht blenden beim Blick auf die kleinen Schatten, die er wirft. Der oft zitierte Fachkräftemangel ist einer davon, den Kammerpräsident Heußlein nach wie vor als ein Top-Thema in der Region bezeichnete.

    Oder das Image des Handwerks generell: „Wir klappern zu wenig“, sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Frank Weth und meinte damit, dass das Handwerk als selbsternannte „Wirtschaftsmacht von nebenan“ ihre Vorzüge in der Öffentlichkeit deutlicher machen müsse.

    Kampagnen tragen offenbar erste Früchte

    Das versuchen die Kammern bundesweit schon seit Monaten. In Kampagnen auf diversen Medienkanälen wollen sie unter anderem Schulabgängern klarmachen, dass eine Berufsausbildung mindestens die gleichen Vorzüge habe wie ein Studium. In Unterfranken scheint diese Strategie offenbar langsam Früchte zu tragen. So hat nach einer Talfahrt zwischen 2011 und 2014 die Zahl der neuen Lehrverträge seither wieder zugenommen und sich im vergangenen Jahr bei 2845 stabilisiert.

    Interessanter ist das Handwerk indes für Abiturienten geworden: Waren nach Kammerangaben 2009 noch magere 2,3 Prozent der Lehrlinge von Gymnasien gekommen, so sind es 2017 immerhin 9,5 Prozent gewesen. Den Großteil machen hier nach wie vor die Mittelschüler mit zuletzt 47,7 Prozent aus (2009: 67,2). Realschüler stellen 36,2 Prozent (2009: 24,7). Über alle Lehrjahre hinweg waren im vergangenen Jahr nahezu 7700 Lehrlinge in Unterfranken unter Vertrag – 100 mehr als 2016. Unterm Strich aber „müssen Handwerksbetriebe weiterhin große Anstrengungen machen, um junge Menschen für eine Ausbildung zu gewinnen“, betonte der neue Hauptgeschäftsführer Ludwig Paul.

    Digitalisierung: Längst auf dem Weg

    Sein Vize Frank Weth sieht das Handwerk auf einem guten Weg, was generell die Digitalisierung der Arbeit angeht. Schon heute setzten beispielsweise Kirchenmaler Drohnen ein, wenn es um die Sanierung von Gotteshäusern gehe. In Autowerkstätten sei die digitale Diagnose bei Fahrzeugschäden längst üblich. Hier hinke aber die Industrie hinterher: Wenn eine Werkstatt die Diagnosedaten an die Konzernzentrale weitergibt, komme von dort oft keine Antwort. Das sei ein Hemmschuh.

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