Weil Heiligabend in diesem Jahr auf einen Sonntag fällt, ist ein Aufschrei durchs Land gegangen: Die Geschäfte sollten auf jeden Fall geschlossen bleiben. Das jedenfalls hat die Gewerkschaft ver.di gefordert mit Blick auf die Tatsache, dass eine Ladenöffnung gesetzlich erlaubt ist, wenn der 24. Dezember wie in diesem Jahr ein Sonntag ist. Ver.di rief gar zu einem bundesweiten Einkaufsverzicht auf.
Protest der Gewerkschaft läuft in Franken ins Leere
Ein solcher Verzicht würde in Franken wahrscheinlich ins Leere laufen. Denn kaum ein Geschäft wird dort an Heiligabend geöffnet sein. Diese Einschätzung jedenfalls herrscht im Handelsverband Bayern (HBE) vor. „Ich habe keinen gefunden, der am 24.12. öffnen würde“, sagte Unterfrankens HBE-Geschäftsführer Volker Wedde in Würzburg auf Anfrage.
Signale von den Händlern sind klar
Ähnlich äußerte sich sein Kollege beim HBE Oberfranken in Bayreuth, Thorsten Becker: „Die meisten Händler signalisieren, dass sie nichts tun werden“, dass also die Läden an Heiligabend geschlossen bleiben werden. Der HBE Unterfranken hat 1200 Mitgliedsfirmen, der HBE Oberfranken 800.
Selbst in der ver.di-Provinz verhallt der Aufschrei aus der Bundeszentrale der Gewerkschaft. Er habe „noch keine Anträge bekommen“, gibt der für den Fachbereich Handel zuständige Peter König im ver.di-Bezirk Würzburg-Aschaffenburg zu. Wenn in der Region größere Handelsgeschäfte an Heiligabend öffnen wollten, „hätten sie sich schon längst gemeldet“.
Betriebsrat spielt entscheidende Rolle - wenn man einen hat
König zufolge kann es durchaus sein, dass der eine oder andere kleinere Laden doch aufmachen wird. Denn derlei Sonntagsarbeit der Beschäftigten müsse vom jeweiligen Betriebsrat genehmigt werden – „und die meisten haben leider keinen Betriebsrat“. Diese Händler wiederum könnten dann allein entscheiden, ob sie ihr Geschäft aufmachen.
Tun sie es, löse das einen stattlichen Aufwand aus, so König. Denn die Unternehmer müssten dann 100 Prozent Lohnzuschlag an das an Heiligabend arbeitende Personal zahlen. Außerdem sei zu bedenken, dass gerade Lebensmittelhändler vor und nach den Öffnungszeiten viel Arbeit rund um die ausgelegte Ware haben: Die Regale oder Wursttheken müssen bestückt und hinterher wieder ausgeräumt werden. Bei gerade mal drei Stunden erlaubter Öffnungszeit an Heiligabend ist nach Ansicht von Oberfrankens HBE-Geschäftsführer Becker zu erwarten, „dass sich dieser Aufwand kaum lohnt“.
Belieferung der Geschäfte am Sonntag wäre heikel
Das sieht Kollege Volker Wedde in Würzburg genauso. Auch sei die Belieferung der Geschäfte mit frischen Waren an jenem Sonntag problematisch.
Mit Blick auf das generelle Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr erwartet Wedde, dass der Samstag vor Heiligabend „ein Großkampftag wird“, weil eben am folgenden Tag wohl die meisten Geschäfte geschlossen bleiben. Er rechne damit, dass das Weihnachtsgeschäft im Vergleich zum Vorjahr „mit einem kleinen Plus“ verläuft.
Was in den Bundesländern zählt
Da die Regelung der Ladenöffnungszeiten Ländersache ist, gibt es bundesweit unterschiedliche Regelungen. In Bayern dürfen wie in den meisten Bundesländern die Läden am 24. Dezember für drei Stunden öffnen (siehe auch Infokasten). Vergleichbares gilt für Baden-Württemberg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg, Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Rheinland-Pfalz indes hat die Ladenöffnungszeit exakt auf 11 bis 14 Uhr festgelegt.
Indes hat Aldi mitgeteilt, an Heiligabend seine Filialen bundesweit geschlossen zu halten. Ähnliche Signale kamen von Rewe und Penny, wenngleich dort und bei Edeka zum Beispiel eine Reihe von Filialen von selbstständigen Kaufleuten geführt werden, die eigenständig über ihre Öffnungszeiten entscheiden könnten, hieß es.
Gewerkschafterin: „Unglaublich zynisch“
Die Gewerkschaft ver.di hat mit ihrer Forderung nach Einkaufsverzicht an Heiligabend die Mitarbeiter in den Geschäften im Blick. „Die Einzelhandelsbeschäftigten wollen sich wie jeder andere auf das Weihnachtsfest vorbereiten und gemeinsam mit ihren Familien feiern. Wenn Heiligabend dieses Jahr ein Sonntag ist, ist die Überlegung, gerade an diesem Tag die Sonntagöffnungszeiten anwenden zu wollen, unglaublich zynisch“, sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger.
Die Gewerkschaft fordere die Verbraucher dazu auf, zu jenen Zeiten einzukaufen, zu denen es für die Beschäftigten im Handel auch human sei, ergänzte der zuständige Tarifkoordinator Einzelhandel bei ver.di, Orhan Akman. „Ich würde den Kunden davon abraten, am 24. Dezember einkaufen zu gehen“, sagte Akman. Der einzelne Beschäftigte habe dagegen keine Chance, sich gegen Arbeit an Heiligabend zu wehren.
(Mit Infos von dpa und epd)