Die deutschen Großkonzerne geben im internationalen Vergleich relativ offen Auskunft über ihre Aktivitäten. In einer am Dienstag veröffentlichten Studie der Antikorruptionsorganisation Transparency International (TI) über Einsichtsmöglichkeiten in die Geschäfte der 105 weltweit größten börsennotierten Unternehmen landen alle sieben deutschen Firmen im oberen Drittel. Der Chemiekonzern BASF schneidet dabei mit Platz sieben am besten ab, das Software-Unternehmen SAP ist mit Platz 35 Schlusslicht unter den untersuchten deutschen Firmen. Spitzenreiter ist der norwegische Energiekonzern Statoil, die Bank of China ist auf dem letzten Platz.
Für die Studie hat TI nach eigenen Angaben nur öffentlich zugängliche Informationen der Firmen ausgewertet. Dieses waren vor allem Internetseiten. Untersucht wurden Angaben zu Antikorruptionsprogrammen, Konzerntöchtern und Auslandsaktivitäten. Die 105 untersuchten Unternehmen haben den Angaben zufolge einen Börsenwert von elf Billionen Dollar. Nach Angaben von TI besteht ein Zusammenhang zwischen der Transparenz eines Unternehmens und der Anfälligkeit für Korruption.
Die Angaben zu Gewinnen und Steuerzahlungen in armen Ländern mit fragwürdigen Regierungsstrukturen sei oft zu dürftig, klagte TI. Auch die Informationen über Antikorruptionsprogramme ließen zu wünschen übrig. Mehr als die Hälfte der 105 Unternehmen hätten keine Aussagen darüber gemacht, ob sie Gelder an Parteien und Politiker zahlten.
Besonders zugeknöpft gibt sich nach TI-Angaben die Finanzbranche. Auf einer TI-Punkteskala von 0 bis 10 kommen die 24 Banken und Versicherungen auf einen Durchschnittswert von 4,2 und schneiden damit schlechter ab als andere Wirtschaftszweige. Den sieben deutschen Unternehmen werfen die Korruptionswächter vor, nicht anzugeben, welche Steuern die Auslandstöchter an ihren Standorten zahlen. Die Chefin der deutschen TI-Organisation, Edda Müller, forderte die Offenlegung dieser Daten: „Nur so können die Bürger dieser Länder feststellen, inwieweit Unternehmen Zahlungen an die Regierung tätigen, Gelder verschwunden sind oder durch entsprechende Konstruktionen Steuern vermieden wurden.“
Aus Deutschland wurden neben BASF und SAP noch der Versicherer Allianz (Platz 10), der Anlagenbauer Siemens (Platz 17), der Pharmakonzern Bayer (Platz 24), die Deutsche Telekom (Platz 29) und der Energiekonzern E.ON (Platz 35) untersucht. Auf den hinteren Plätzen finden sich auch Unternehmen, die ein großes Interesse an der Transparenz ihrer Kunden haben. So landet der amerikanische Internet-Konzern Google auf Rang 95. Datenschützer haben Google wiederholt vorgeworfen, Daten der Nutzer weiterzugeben. Einen vergleichsweise schlechten Platz auf dem Transparenz-Ranking belegt mit Platz 98 auch der russische Energieriese Gazprom. Für eine Verbesserung der Transparenz müsse die Politik sorgen. „Die Studie belegt erneut, dass wir mehr Regulierung und verbindliche Berichtsstandards für den Finanzsektor brauchen“, sagte Müller. Man könne nicht Steuergelder zur eigenen Rettung kassieren und sich gleichzeitig weigern, die selbst gezahlten Steuern zu veröffentlichen. Grundsätzlich gehe in Deutschland der Schutz von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen zu weit.
Im Bereich der Rohstoff-Industrie appellierte TI an die Bundesregierung, die Buchhaltungsrichtlinie der EU-Kommission nicht länger zu blockieren. Mit der Richtlinie sollen Standards zur Veröffentlichung von Zahlungsströmen geschaffen werden. TI ist nach eigenen Angaben eine regierungsunabhängige internationale Organisation, die sich dem Kampf gegen Korruption verschrieben hat. Zu ihren Mitgliedern zählen auch Firmen, darunter BASF und SAP.