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WÜRZBURG: Hitzige Hauptversammlung bei Koenig & Bauer

WÜRZBURG

Hitzige Hauptversammlung bei Koenig & Bauer

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    Zwischen den Stühlen: Sitzungspause bei der Hauptversammlung der Koenig & Bauer AG am Donnerstag. Für Diskussionsstoff sorgt die gestrichene Dividende fürs Geschäftsjahr 2011.
    Zwischen den Stühlen: Sitzungspause bei der Hauptversammlung der Koenig & Bauer AG am Donnerstag. Für Diskussionsstoff sorgt die gestrichene Dividende fürs Geschäftsjahr 2011. Foto: Foto: MD

    Wenn man sie ordentlich rollt, dann passt die Welt auch in einen Pappköcher. Die Aktionäre der Koenig & Bauer AG (KBA) jedenfalls tun das gerne und bedienen sich bei dem dicken Stapel mit großen, Hochglanzweltkarten, der in einer Ecke des Vogel Convention Centers (VCC) in Würzburg aufgebaut ist. Doch das kleine Geschenk am Rande der Hauptversammlung – ein Überbleibsel der Fachmesse drupa im Mai – birgt auch eine subtile KBA-Botschaft: Unser Markt ist die ganze Welt. Und das heute mehr denn je.

    International war das Geschäft der Würzburger Druckmaschinenbauer schon immer. Doch eine Exportquote von fast 90 Prozent im ersten Quartal sei, sagt Vorstandschef Claus Bolza-Schünemann in seinem Bericht an die Aktionäre, „Spiegelbild der Nachfrageverschiebung in wachstumsstarke Schwellenländer“. So erziele man mit Asien zuletzt deutlich mehr Geschäft als mit dem unter der Schuldenkrise leidenden europäischen Ausland. Bolza-Schünemann hebt dann erneut die „enorme strategisch Bedeutung“ Chinas hervor. Hier stehe man, wie bereits angekündigt, in Verhandlungen über eine größere Beteiligung.

    Ja, sie schauen wieder nach vorn, in der KBA-Zentrale an der Zeller Brücke. Man stehe – in einem dramatisch geschrumpften Markt für Druckmaschinen – besser da als der Wettbewerb, sagt Bolza-Schünemann den Aktionären. Alleine bei der drupa habe man Aufträge im „dreistelligen Millionenbereich“ hereingeholt. Das breite und innovative Produktportfolio von Koenig & Bauer bewähre sich in diesen schweren Zeiten. „Als Einzigem der großen Druckmaschinenhersteller“, sagt Bolza-Schünemann, „ist es uns gelungen, im dritten Jahr hintereinander schwarze Zahlen zu schreiben.“

    Und genau darum geht es dann den weiteren Nachmittag: Wenn schon Gewinn erzielt wurde, dann, so die Meinung der Aktionäre, wolle man auch per Dividende daran teilhaben. Doch hier wird es kompliziert, denn KBA, das sind eigentlich zwei Unternehmen – die eigentliche Aktiengesellschaft und der Konzern.

    Während nun aber bei der AG der Jahresabschluss nach dem deutschen Handelsgesetzbuch erfolgt, geschieht das im Konzern nach dem internationalen Standard IFRS. Dies aber führe, so Bolza-Schünemann, zu bisweilen großen Differenzen. Und das war eben gerade im vergangenen Jahr beim Gewinn der Fall: Hier habe die AG aufgrund „ungewöhnlich hoher Beteiligungserträge“ einen Gewinn von 11,3 Millionen Euro erzielt. Auf Konzernebene jedoch hebe sich dieser Effekt wieder auf, daher stehe hier nur ein „sehr kleiner“ Gewinn von 400 000 Euro in den Büchern. Daher auch der Vorschlag des Vorstands an die Aktionärsversammlung für 2011 auf die Zahlung einer Dividende zu verzichten. Man brauche die Mittel zur Wiederherstellung der Ertragskraft.

    Ein heikles Thema, es gibt viele Redebeiträge. Zweieinhalb Stunden ist die Hauptversammlung nun alt, die meisten Aktionäre stärken sich längst am Buffet in der Vorhalle, da betritt der Vertreter des Phoenix Value Fund mit Sitz auf den Cayman Islands die Bühne. Er spricht von einer „Verschleierung“ der Finanzdaten – und fordert die Zahlung einer Dividende von 50 Cent je Aktie.

    Der Vorstand zieht sich zur Beratung zurück. Nach einer längeren Pause füllt sich der Saal wieder. Bolza-Schünemann arbeitet sich tapfer durch Dutzende von Fragen. Zur Kritik an der gestrichenen Dividende sagt er nicht mehr viel: Der Gewinn der AG sei durch die „konzerninterne Ausschüttungspolitik“ bedingt und „nicht operativ“ entstanden.

    Doch es gibt noch einen zweiten Kritikpunkt. Mit den – bei KBA traditionell nicht näher ausgewiesenen – Erträgen der „Perle“ Wertpapierdruck würde der defizitäre Rollenmaschinen-Bereich quersubventioniert, hatte der Phoenix-Vertreter kritisiert. Finanzvorstand Axel Kaufmann widerspricht der „Unterstellung, hier etwas verschleiern zu wollen“. Es gebe eine „extreme Verflechtung“ der Bereiche und Standorte – das könne man nicht sinnvoll trennen. Man sei zudem allen Veröffentlichungspflichten nachgekommen.

    Nach viereinhalb Stunden schließt Aufsichtsratschef Dieter Rampl die Aussprache. Es geht zur Abstimmung. Alle Punkte gehen, wenn auch teils knapp, durch. Auch der Verzicht auf eine Dividende.

    Wie meinte ein Aktionär lakonisch? Wenn es schon keine Dividende gebe, wünsche er sich wenigstens etwas Obst zum Nachtisch.

    KBA und der Wettbewerb

    Die gebeutelte deutsche Druckmaschinenindustrie kommt nur schwer aus der Krise. Nach der Pleite von Manroland Ende des vergangenen Jahres und wegen der Sparprogramme von Koenig & Bauer und des Weltmarktführers Heidelberger Druck haben Tausende Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verloren. Und Marktführer Heidelberger schreibt weiter rote Zahlen. Im Geschäftsjahr 2011 vergrößerte sich der Verlust auf 230 Millionen Euro. IG-Metall-Vorstandsmitglied Jürgen Kerner sieht – neben dem Strukturwandel in den Medien – ein weiteres Problem der Branche bei den Kunden. Gerade kleinere Druckereien hätten derzeit Probleme, günstige Finanzierungen für neue Maschinen zu finden, weil die Banken das Geschäft als risikoreich betrachten. Text: dpa

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