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BAD NEUSTADT: „Höhle der Löwen“: Die meisten Deals in der Sendung platzen

BAD NEUSTADT

„Höhle der Löwen“: Die meisten Deals in der Sendung platzen

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    Gastronom Marcus Läbe fand mit seiner Geschäftsidee in der Vox-Sendung „Die Höhle der Löwen“ vermeintliche Investoren.
    Gastronom Marcus Läbe fand mit seiner Geschäftsidee in der Vox-Sendung „Die Höhle der Löwen“ vermeintliche Investoren. Foto: Foto: vox

    Seit kurzem heißt es im Fernsehen wieder „Ich bin raus“ oder „Ich mache Ihnen ein Angebot“. In der Vox-Sendung „Die Höhle der Löwen“ stellen Kandidaten ihre Geschäftsideen fünf Investoren vor und versuchen, Risikokapital für ihr Unternehmen einzusammeln. Doch auch wenn einer oder mehrere Investoren „Deal!“ rufen und einschlagen, fließt meistens kein Geld: Wie das Fachportal Gründerszene berichtet, wurde in den beiden vergangenen Staffeln 35 Mal gezeigt, wie Kandidaten und Investoren sich einigen, für einen Geldbetrag einen bestimmten Anteil an den Unternehmensrechten zu erwerben – bei 26 dieser Zusagen zahlten die Investoren laut Gründerszene jedoch letztendlich nicht.

    Unter den Ideen, bei denen in der Sendung noch ein Deal zustande kam, waren etwa Badezusätze zum Selbstmischen, eine Website für personalisierte Liebeslieder oder Wein, der in verschlossenen PET-Bechern verkauft wird.

    Auch der Gastronom und Hotelier Marcus Läbe aus Bad Neustadt (Lkr. Rhön-Grabfeld) stellte in der zweiten Staffel im vergangenen Jahr sein Unternehmen vor. Bei Dinnery können Kunden Gerichte bestellen, die vom Paketdienst geliefert und im Wasserbad fertig zubereitet werden. In der Sendung sagten drei Investoren, die „Löwen“, insgesamt 100 000 Euro für 26 Prozent der Firma zu. Der Deal kam nicht zustande.

    Läbe würde Gründern trotzdem die Teilnahme empfehlen. „Die Aufmerksamkeit war riesengroß“, erklärt er mit Blick auf die Werbung für das bis dahin unbekannte Unternehmen. So habe man inzwischen eine „kritische Masse erreicht“. Für die Kandidaten sei von vornherein klar, dass ein Deal in der Sendung nicht unbedingt ein Investment bedeutet und sich noch Verhandlungen anschließen – „übliches geschäftliches Handeln“, wie Läbe erklärt. In seinem Fall hätten sich die Verhandlungen auch schwieriger gestaltet, weil nicht einer, sondern drei Investoren eine Zahlung zugesagt hatten: „Es saßen also vier statt zwei Unternehmer am Tisch.“

    Dinnery wächst nach seinen Angaben weiter, demnächst zieht das Unternehmen in eigenes Gebäude, wo Küche, Verwaltung und Logistik unterkommen sollen. Noch kochen die Mitarbeiter in einem Hotel Läbes. Ähnlich wie der Gastronom aus Bad Neustadt äußerten sich viele Kandidaten gegenüber der Presse – sie sehen die Sendung als Werbeplattform und rechnen wegen eines „Deals“ in der Sendung noch nicht fest mit Geld. Teils gehen sie neue Kooperationen ein oder profitieren von neuen Kontakten.

    In der Sendung scheint es dem Zuschauer, als stellten die Kandidaten eine Idee vor und die Investoren entscheiden sich sofort zu investieren. Die Vorstellung der Geschäftsidee, von der in der Sendung ein Ausschnitt zu sehen ist, kann beim Dreh unterschiedlich lang dauern. Im Fall von Dinnery habe der Dreh dreieinhalb Stunden gedauert, erinnert sich Läbe. Andere Kandidaten stellten ihre Ideen in 20 Minuten vor, so ein Vox-Sprecher.

    Die Investoren treffen die Unternehmer in der Sendung zum ersten Mal. Wenn sie einem Kandidaten ein Angebot machen, schließen sich weitere Verhandlungen und eine Prüfung, wie belastbar das Geschäftskonzept ist – die sogenannte Due-Diligence-Prüfung – an. In der Sendung erfährt der Zuschauer davon nichts. „Das übersteigt das, was wir in der Sendung zeigen“, so ein Vox-Sprecher.

    Fast drei Viertel der zugesagten Deals sind geplatzt, in der Sendung bekommt der Zuschauer davon nichts mit. Der Sender erklärt dazu, Vox kommuniziere offen, dass Deals auch scheitern könnten. Ist das auch in der Sendung zu sehen? „Wir haben in einem Fall gezeigt, dass es Schwierigkeiten gab.“ Dass ein Investment ganz ausbleibt, wurde dabei jedoch nicht gezeigt. Das sei zum Zeitpunkt des Drehs noch nicht klar gewesen, begründet ein Sprecher des Senders.

    Berichte über zahlungsunwillige Investoren gab es auch in Großbritannien: Die Löwen sind dort Drachen, die im „Dragons' Den“ über Geschäftsideen urteilen. Nach Medienberichten wurde dort weniger als die Hälfte der zugesagten Gesamtsumme gezahlt. Die Sendung hat weltweit Ableger, die erste Show lief 2001 in Japan über die Bildschirme.

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