(dpa) Die Autokrise und Sozialplanverpflichtungen haben den Osnabrücker Cabrio-Spezialisten Karmann zahlungsunfähig gemacht. Am Mittwoch wurde Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beim Amtsgericht gestellt, teilte das Unternehmen mit. Nach Angaben der IG Metall und des Betriebsrats sind 3470 Mitarbeiter betroffen. Die niedersächsische Landesregierung reagierte mit Bestürzung auf die Insolvenz. „Das ist ein trauriger und ernster Tag“, sagte eine Sprecherin der Staatskanzlei.
Karmann wollte zum Mai die Fahrzeugproduktion am Standort Osnabrück mit dem Mercedes CLK Cabrio komplett schließen. 1340 Mitarbeitern wurde daher betriebsbedingt gekündigt. In mehrmonatigen Sozialplanverhandlungen hatten sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf die Einrichtung einer Transfergesellschaft geeinigt. Dieser Sozialplan könne nun nicht mehr finanziert werden, teilte Karmann mit. Karmann hatte im vergangenen Jahr einen Umbau des Unternehmens angekündigt. Es war dem Traditionsunternehmen zuletzt nicht mehr gelungen, Aufträge für den Komplettfahrzeugbau zu erhalten. Im Februar lief das letzte Audi A4-Cabriolet im Werk Rheine vom Band.
Karmann wolle in Zukunft ein „lupenreines Zulieferunternehmen“ werden und sich im Wesentlichen auf die Produktion von Dachsystemen und auf die Fahrzeugentwicklung konzentrieren, hatte der Sprecher der Geschäftsführung Peter Harbig im vergangenen September angekündigt. Ziel der Insolvenz sei es, gemeinsam mit dem Insolvenzverwalter die neu strukturierte Karmann-Unternehmensgruppe in eine gesicherte Zukunft zu führen, hieß es in der Mitteilung des Unternehmens. Das Unternehmen betonte, im Kern sanierungsfähig und „praktisch frei von Bankkrediten“ zu sein. Karmann erwirtschaftete noch im Jahr 2007 mit knapp 7000 Mitarbeitern weltweit einen Umsatz von 1,5 Milliarden Euro.