„Wir machen das, was sonst keiner gerne macht“, sagt Steffen Schwerd. Der Verkaufs- und Vertriebsleiter von Kinkele führt durch die acht großen Produktionshallen und zeigt, was er mit seiner Aussage meint: Hier liegt der tonnenschwere stählerne Deckel eines Castor-Behälters, dort ein zwei Mann hoher Metallkasten, „das wird ein Schretter für das Recycling von Kühlschränken“, erklärt Schwerd. Daneben liegt der wuchtige Zylinder eines Brü- ckenlege-Panzers, aufpolierte Ringe für die Ariane-5-Rakete und ein millimetergenau gefertigter Bauteileträger für einen Eurofighter-Kampfjet. Zeitgleich bauen Mitarbeiter an einer Beschichtungsmaschine für Spezialglasscheiben.
„30 Prozent unserer Produkte sind Unikate“, sagt Schwerd. Wenn drei Maschinen eines Typs gebaut werden, dann ist das für Kinkele schon eine Serienproduktion. Die Dreh-, Fräs- und Schleifmaschinen seien „eierlegende Wollmilchschweine“, so Schwerd. Das müssen sie auch sein, denn wenn die rund 250 Kunden aus 30 Branchen mit ihren Konstruktionsplänen zu Kinkele kommen, dann sind individuelle Sonderlösungen gefragt. Die Auftragslage bei Kinkele ist derzeit prächtig. „Ich bin 59 Jahre alt, aber so etwas habe ich noch nicht erlebt“, sagt Geschäftsführer Friedrich A. Kinkele. Er führt das Unternehmen in der vierten Generation. Sein Urgroßvater Stefan Kinkele hatte 1885 in Ochsenfurt eine Schlosserei mit einer Landmaschinenwerkstätte gegründet. Eigentlich wollte er in die USA auswandern, dann hielt ihn die Liebe in Eibelstadt fest. Die Mitgift verschaffte ihm den Grundstock zur Firmengründung. Seit 1980 ist der Firmensitz von Kinkele im Ochsenfurter Gewerbegebiet Hohestadt und ist seitdem jährlich um drei bis 15 Prozent gewachsen, wie Friedrich A. Kinkele sagt. Allein im vergangenen Jahr wuchs die Zahl der Mitarbeiter von 320 auf derzeit rund 500 Mitarbeiter: Metallbearbeiter und -verarbeiter, Stahl- und Maschinenbauer, Schweißer, Schlosser, Techniker. Kinkele beschäftigt etwa 70 Auszubildende. Dennoch ist es für den Geschäftsführer „das größte Problem, genügend Fachpersonal zu bekommen“. Davon hängt es auch ab, ob der Fünf-Jahresplan umgesetzt werden kann, bis 2011 neben Investitionen von 20 Millionen Euro auch 100 zusätzliche Arbeitsplätze in Ochsenfurt zu schaffen. Seit 2004 hatte Kinkele bereits 22 Millionen Euro investiert. Der Boom der Energietechnik trägt einen Großteil des Wachstums: Windkraft-, Fotovoltaik-, Solar-, Biogasanlagen und Kernkraftwerke (die in vielen Ländern neu gebaut werden) – die Aufträge von Kinkele spiegeln den gegenwärtigen Energienmix wider. Daneben profitiert das Unternehmen von der wachsenden Bedeutung wärmedämmender Beschichtungen, beispielsweise beim Fassaden- und Fensterbau, und vakuumtechnischer Anlagen für die Herstellung von Flachbildschirmen und Displays. Ein Viertel seines Vorjahresumsatzes von 70 Millionen Euro erwirtschaftete Kinkele im Bereich Energien. Der Anteil soll in den nächsten Jahren auf über 30 Prozent steigen. Derzeit wichtigster Geschäftspartner von Kinkele ist die US-Firma Amat, mit der Kinkele 25 Millionen Euro im Jahr umsetzt. Amat verlieh Kinkele kürzlich einen „Award of Excellence“ für die gute Zusammenarbeit.