Mit zehn Bussen reisten 500 Mitarbeiter des KBA-Werks Frankenthal am Mittwochmorgen zur Würzburger Konzernzentrale an. Sie wollen „nicht akzeptieren, was die Herren vom Vorstand beschlossen haben“, betonte Betriebsratsvorsitzender Michael Gasbarri.
Auf einer Demo forderten die Mitarbeiter das KBA-Management auf, den Stellenabbau zu überdenken. Am 27. September hatte der Vorstand des Druckmaschinenherstellers laut einer Pressemitteilung den Verkauf der im pfälzischen Werk konzentrierten Tiefdrucksparte an den italienischen Hersteller Cerutti S.p.A. beschlossen. Genannter Grund: die schwächelnde Auftragslage seitens der Zeitungsindustrie.
„Das werden wir nicht dulden“, sagte Gasbarri. Sollte die Protestaktion mit 1500 gesammelten Unterschriften und zehn Reisebussen nichts bringen, werde man das nächste Mal eben mit 35 Bussen und 3500 Unterschriften wiederkommen. Mit einer derartigen Massenentlassung werde ein ehemaliges Versprechen des Konzerns gegenüber seinen Mitarbeitern gebrochen. Nämlich das, die Standorte Würzburg, Frankenthal und Radebeul zu sichern.
Günter Hoetzl, zweiter Bevollmächtigter der IG–Metall in Frankenthal, sprach von einem Alternativkonzept, welches man momentan mit der Technischen Beratungsstelle Rheinland-Pfalz (TBS) aus Mainz und der Belegschaft ausarbeite, um Zukunftsperspektiven des pfälzischen Werks zu zeigen. „Wir müssen Arbeitsstrukturen ordnen und versuchen, die Zahl 408 auf ein sozial verträgliches Maß zu reduzieren“, äußerte er im Gespräch mit dieser Zeitung.
Der KBA-Vorstand sieht angesichts der aktuellen Marktaussichten mit unbefriedigender Auslastung der Rollen-Standorte keine Alternative zur Personalreduzierung. „Wir stehen vor 70 Millionen weniger Aufträgen im Rollenbereich als im Vorjahr“, argumentierte Vorstandsvorsitzender Albrecht Bolza-Schünemann. Ein solches Medienspektakel schade Frankenthal nur, betonte er, woraufhin er Rufe aus der Menge „Verbrecher, es sind unsere Arbeitsplätze!“ erntete. Das Werk solle nicht komplett geschlossen werden. Das bewiesen die Investitionsplanungen des Aufsichtsrats für 2008.
„Niemand weiß, wen es treffen wird“, sagte Maschinenschlosser Wolfgang Reisch aus Frankenthal. „Aber man muss wenigstens versuchen zu kämpfen.“
Im Blickpunkt
Koenig & Bauer AG (KBA) Die KBA-Unternehmensgruppe ist mit einem Marktanteil von 18 Prozent der drittgrößte Druckmaschinenhersteller weltweit und Weltmarktführer im Bereich Banknoten- und Wertpapierdruck. Muttergesellschaft ist die 1817 gegründete KBA mit Werken in Würzburg, Frankenthal, Radebeul und Trennfeld. Rund 8300 Mitarbeiter sind in der Gruppe tätig.