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FRANKFURT: Märkte setzen auf Große Koalition

FRANKFURT

Märkte setzen auf Große Koalition

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    Ruhiger Wochenbeginn an der Börse: Die Finanzmärkte reagierten am Montag gelassen auf das Ergebnis der Bundestagswahl.
    Ruhiger Wochenbeginn an der Börse: Die Finanzmärkte reagierten am Montag gelassen auf das Ergebnis der Bundestagswahl. Foto: Foto: dpa

    In der Wirtschaft ist man sich schnell einig: Angela Merkel (CDU) bleibt Kanzlerin und führt künftig eine Große Koalition. Damit würde Deutschland als Euro-Retter weiterhin eine Hauptrolle spielen.

    Einzige Sorge von Ökonomen und Analysten ist, dass CDU/CSU und SPD sehr lange brauchen, um sich nach vier Jahren Pause zu einer erneuten Regierungszusammenarbeit zusammenzuraufen. „Bleibt die SPD ihrer anfänglichen Verweigerungshaltung treu, entstünde ein Nachwahl-Vakuum, gepaart mit entsprechend negativen Reaktionen an den Märkten“, warnen die Analysten der Frankfurter Privatbank Metzler.

    „In Anbetracht der Tatsache, dass man bereits vor der Wahl einen großen Schluck aus der Performance-Pulle genommen hat, wären wir für die Gemeinschaftswährung und insbesondere die europäischen Aktienmärkte entsprechend vorsichtig.“ Partystimmung an den Börsen hatten den DAX in der Woche vor der Wahl auf Rekordhöhe katapultiert: Der deutsche Leitindex schoss am Donnerstag auf 8752 Punkte, nachdem die US-Notenbank Fed ein Auslaufen der Geldflut aufgeschoben hatte. Schon zum Ende der Woche hatte der DAX wieder leicht nachgegeben.

    Strenge Sparzügel lockern

    Am Montag schließlich reagierten die Finanzmärkte kaum auf das Wahlergebnis vom Sonntag: Börse wie Euro traten am Vormittag faktisch auf der Stelle – die Märkte hatten sich schon auf Merkels Wahlsieg eingestellt. „Auch wenn die Alternative für Deutschland 4,7 Prozent der Stimmen bekommen hat – die überwältigende Mehrheit der Deutschen steht weiterhin uneingeschränkt hinter der europäischen Idee“, so das Fazit von Unicredit-Ökonom Andreas Rees.

    Nicht nur er rechnet mit einer eurofreundlichen Großen Koalition, die allenfalls die bisher so strengen Sparzügel etwas lockern wird: „Die mit der Krise ringenden Euroländer dürfen sich auf mehr Wachstumsimpulse freuen.“ Berlin werde den krisengeplagten Euro-Partnern entgegenkommen müssen, meint auch der Chefvolkswirt der Liechtensteiner VP Bank, Thomas Gitzel. Eine tief greifende Trendwende sei jedoch nicht zu erwarten: „Es ist mit einer Fortsetzung der Politik von Zuckerbrot und Peitsche zu rechnen“, kommentierte Gitzel.

    Holger Schmieding, Chefökonom der Berenberg Bank, rechnet bestenfalls mit geringen Abweichungen von der bisherigen deutschen Krisenstrategie: „Wir erwarten eine ganz leichte Lockerung der deutschen Haltung gegenüber den Krisenländern.“ Eurobonds – also gemeinsame Anleihen der Euroländer – werde es mit einer Großen Koalition aber ebenso wenig geben wie andere Formen der Vergemeinschaftung von Schulden.

    Die SPD hatte Eurobonds und einen europäischen Schuldentilgungsfonds ins Spiel gebracht, die CDU lehnte das im Wahlkampf mit Verweisen auf eine vermeintliche „Schuldenunion“ strikt ab. Man sei dagegen, dass ein Eurostaat auf Kosten seiner Nachbarn Schulden machen und sich so vor unbequemen Reformanstrengungen drücken könne. Das Wahlergebnis ließ auch die deutsche Industrie aufatmen. Mit einer starken CDU sind Steuererhöhungen aus Sicht der Verbände unwahrscheinlicher als unter Rot-Grün. Der Branchenverband VCI warnte im Namen der deutschen Chemieindustrie noch mal vor höheren Unternehmenssteuern als„Gift“ für die Wettbewerbsfähigkeit.

    Absage an Vermögenssteuer

    „Das überragende Votum für Merkel ist eine klare Absage an jede Steuererhöhungspolitik“, erklärte Hannes Hesse, Hauptgeschäftsführer des Maschinenbauverbands VDMA. Auch das Gespenst der Vermögenssteuer solle bei einer CDU/CSU-SPD-Regierung vom Tisch sein. „Die Große Koalition ist ein Scheck der Bürger auf schnelle und vernünftige Lösungen, der auch eingelöst werden muss.“ Ein schwarz-grünes Bündnis hält einen Tag nach der Wahl hingegen kaum jemand aus der Wirtschaft für realistisch.

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