Die deutschen Maschinenbauer haben gerade den achten Monat in Folge über sinkende Aufträge berichtet. Um sieben Prozent schrumpften die Bestellungen für die deutsche Schlüsselbranche im ersten Halbjahr 2012. Was wie eine weitere Hiobsbotschaft aus der Euro-Schuldenkrise klingt, ist im Vergleich zum schlagartigen Einbruch, den die Branche im Krisenjahr 2009 durchlitt, bislang nur ein Warnschuss.
„Der Maschinenbau ist eine sehr volatile Branche und ein Minus oder Plus von sieben Prozent ist keine extreme Bewegung“, sagte Olaf Wortmann, Konjunkturexperte beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). „Angesichts der enormen Unsicherheiten ist das ein passables Ergebnis.“
Zum Vergleich: 2009, nach der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers, waren die Bestellungen für die deutschen Maschinenbauer im Halbjahr um fast die Hälfte eingebrochen. Die Produktion sackte im Gesamtjahr um fast ein Viertel weg. Zudem steckten im Frühjahr vor drei Jahren 158 000 Beschäftigte der mittelständisch geprägten Branche in Kurzarbeit. Heute sind es nach Schätzung von Wortmann vielleicht ein Zehntel davon.
Viele Maschinen- und Anlagenbauer zehren noch von ihren teils dicken Auftragsbüchern, die sie im vergangenen Jahr aufgebaut haben. So ist es laut Wortmann auch zu erklären, dass die Produktion der Branche im Juli im Schnitt zu 86,7 Prozent ausgelastet war und damit hauchdünn über dem langjährigen Durchschnitt. Viele Unternehmen befänden sich damit in der „Wohlfühlzone“, sagt Wortmann.
Sicherheitspuffer für 2013
„Der Rekordauftragsbestand von über einer Milliarde Euro ist ein guter Sicherheitspuffer für 2013“, sagte jüngst Rüdiger Kapitza, Chef des Werkzeugmaschinenbauers Gildemeister. Bei den Bielefeldern, dessen Maschinen vor allem nach Asien verkauft werden, stieg der Auftragseingang selbst im vergangenen Quartal. Auch bei der schwäbischen Dürr AG, Spezialist unter anderem für den Bau von Lackieranlagen, sind bislang keine Bremsspuren zu sehen.
Der Düsseldorfer Gea Group hingegen brockte die aufgeflammte Euro-Schulden-Krise eine überraschend deutliche Nachfragedelle ein. Ähnlich wie auch beim Großkonzern Siemens fehlen angesichts der Unsicherheit vermehrt die Großaufträge, weil die Käufer ihre Investitionsentscheidungen auf die lange Bank schieben.
Die Turbulenzen an den Finanzmärkten und das Dauerthema europäische Schuldenkrise zerren aber auch an den Nerven der Unternehmer selbst. So sank die Stimmung im deutschen Mittelstand laut dem von der KfW und dem ifo-Institut ermittelten Barometer im Juli bereits den fünften Monat in Folge und zeigt die enorme Unsicherheit der Unternehmen. „Die Geschäftsklima-Indikatoren weltweit haben sich ja eingetrübt“, sagt VDMA-Konjunkturexperte Wortmann. Für das restliche Jahr stellt sich der Verband daher auf die ein oder andere Minusrate in der Produktion ein.
Der Branchenverband hält bislang noch an der Prognose fest, wonach die Produktion im deutschen Maschinen- und Anlagenbau 2012 auf Vorjahresniveau stagnieren wird. Dazu müsste die Konjunktur im zweiten Halbjahr aber wieder anziehen. „Wir blicken natürlich auch mit Sorge auf die Krise und gehen mit Vorsicht in das zweite Halbjahr“, sagte Wortmann.