Wie Termine manchmal so liegen. Exakt eine Stunde vor Beginn der Hauptversammlung der Koenig & Bauer AG (KBA) in Würzburg legte am Donnerstag Hauptkonkurrent Heideldruck seine Bilanz vor. Die beiden größten Druckmaschinenhersteller der Welt gehen zeitgleich an die Öffentlichkeit – was für eine Symbolik: Mitte Mai war bekannt geworden, dass es Gespräche über eine Kooperation der beiden Top-Unternehmen der Branche gibt.
Doch im Vogel Convention Center (VCC) dauert es dann doch fast zwei Stunden, bis ein Kleinaktionär Vorstandschef Claus Bolza-Schünemann fragt, was man sich denn unter einer Kooperation mit Heideldruck vorstellen solle. Ja, die Gespräche gebe es, antwortet der KBA-Chef betont sachlich, sie befänden sich aber in einem „absolut frühen Stadium“. Fest stehe jedoch, dass es nicht um eine Fusion oder Ähnliches gehe, „Da gibt es gar nichts“.
In seinem Lagebericht hatte Bolza-Schünemann zu Beginn des mehrstündigen Aktionärstreffens davon gesprochen, dass man einige schwere Jahre hinter sich habe, die Herausforderungen aber „ganz gut gemeistert“ worden seien. So sei im Geschäftsjahr 2012 mit knapp 1,3 Milliarden Euro der höchste Umsatz seit dem Ausbruch der Krise 2008 erzielt worden. Wachstumschancen gebe es in neuen Geschäftsfeldern wie dem Verpackungs- oder Digitaldruck – und in aufstrebenden Märkten wie Südamerika, Afrika und natürlich Asien.
Mit einem Anteil von 40 Prozent ist KBA Weltmarktführer bei Rollenmaschinen, etwa für den Zeitungsdruck. Doch gerade dieser Markt ist in den vergangenen Jahren stark geschrumpft, auf etwa 500 Millionen Euro. „Der Kuchen“, so Bolza-Schünemann, „ist leider kleiner geworden.“ Im Gegenzug aber wuchs der weltweite Umsatz mit Bogendruckmaschinen auf über drei Milliarden Euro – hier jedoch sind die Würzburger mit einem Marktanteil von 20 Prozent nur die Nummer zwei. Marktführer hier: Heideldruck.
Man sei nicht profitabel genug, sagt Bolza-Schünemann den wie immer zahlreich vertretenen Aktionären, man müsse „die Ertragskraft weiter stärken“. Daher werde es im Bereich der Kostenanpassung noch „die eine oder andere Maßnahme“ geben. Der Personalstand dürfte also noch weiter sinken. KBA hat vom Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise bis heute rund 2000 Stellen abgebaut, Ende 2012 standen noch gut 6000 Mitarbeiter auf der Lohnliste.
Der Vorstandschef spricht von einer „kerngesunden Bilanz und einer soliden Finanzierung“, die es KBA ermöglicht habe, die Marktturbulenzen der vergangenen Jahre „aus eigener Kraft zu meistern“. Tatsächlich verfügt der älteste Druckmaschinenbauer der Welt über eine gut gefüllte Kasse von rund 175 Millionen Euro Liquidität nach Bankschulden; Bolza-Schünemann spricht von einem „guten finanziellen Polster“.
Die Aktionäre allerdings hatten zuletzt mehrmals auf eine Dividende verzichten müssen und ihren Unmut darüber Vorstand und Aufsichtsrat bei der Hauptversammlung im vergangenen Jahr auch deutlich gezeigt. Für 2012 schüttet KBA nun aber – wie bereits angekündigt – praktisch den gesamten Bilanzgewinn von 6,6 Millionen Euro aus. Verteilt auf die rund 16,5 Millionen Aktien heißt das: 40 Cent je Anteilsschein.
Nachdem die Aktionärstreffen von Koenig & Bauer in den vergangenen Jahren bisweilen recht turbulent verliefen, gibt es diesmal – neben manch pointiert vorgetragener Kritik – durchaus auch Lob. Der Vertreter der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) etwa sagt, der Geschäftsbericht sehe diesmal „deutlich freundlicher“ aus, auch wenn es noch Bereiche gebe, „an denen es zu arbeiten gilt“. Alles in allem aber erhält der Vorstand ein gutes Urteil: „Ich meine, dass Sie Ihre Arbeit gemacht haben.“
Das ist wohl auch die Botschaft von zahlreichen Mitarbeitern – allesamt Belegschaftsaktionäre – die in dunkelblauen KBA-T-Shirts gekommen sind. „Wir wollen damit zeigen“, sagt einer, der schon über 33 Jahre bei Koenig & Bauer arbeitet, „dass wir als Mitarbeiter auch Aktionäre sind – und dass wir hinter der Firmenleitung stehen“.
Die KBA-Aktie
250 Millionen Euro ist KBA derzeit an der Börse wert. Damit ist der weltweit zweitgrößte Druckmaschinenhersteller (Umsatz knapp 1,3 Milliarden Euro) laut Aktionärsvertretern sehr niedrig bewertet. Immerhin: Der Kurs hat sich im vergangenen Jahr kräftig erholt. Die Aktionäre jedoch gingen zuletzt mehrmals leer aus – in den vergangenen Jahren gab es nur für 2010 (30 Cent) und 2012 (40 Cent) eine Dividende. Text: md