Die traditionsreiche Automobilrennstrecke Nürburgring steht vor der Pleite. Damit schwinden die Hoffnungen darauf, dass 2013 in der Eifel wieder ein Formel-1-Rennen stattfinden kann. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) kündigte am Mittwoch in Mainz an, dass die größtenteils landeseigene Nürburgring GmbH, der das Gelände gehört, in den kommenden Tagen einen Insolvenzantrag stellen werde. Beck gab der EU-Kommission die Mitverantwortung für die bevorstehende Insolvenz. Sie blockiert eine 13 Millionen Euro schwere Rettungsbeihilfe, mit der die GmbH die kommenden sechs Monate überstehen sollte.
Die SPD-geführte Landesregierung hatte 330 Millionen Euro in die Hand genommen, um das Gelände in der strukturschwachen Region in einen großen Freizeitpark umzubauen. Doch die Resonanz der Besucher blieb deutlich hinter den Erwartungen zurück, der Nürburgring schreibt Verluste. Seit 2007 wird dort nur noch alle zwei Jahre alternierend mit dem Hockenheimring ein Formel-1-Rennen ausgetragen – just an diesem Wochenende ist das Rennen auf dem Hockenheimring. Der Nürburgring war 1927 eröffnet worden, 1984 wurde die Strecke grundlegend umgebaut.
Ein Streit zwischen dem Land und der Betreibergesellschaft Nürburgring Automotive GmbH (NAG) hatte die Veranstaltung 2013 bereits infrage gestellt. Das Land hatte die Pachtverträge mit der NAG gekündigt, weil sie die vereinbarte Pacht nicht gezahlt habe. Vor allem deshalb drohe der Nürburgring GmbH das Geld auszugehen. Die Insolvenz droht nun eine Einigung, die nach Angaben des Landes unterschriftsreif ist, hinfällig zu machen. Danach hätte die NAG das Gelände bis Ende Oktober räumen sollen, wie ein Sprecher der Staatskanzlei sagte. Das Land hätte die Rennstrecke dann neu ausgeschrieben.
Hinter der NAG stehen der Hotelier Jörg Lindner (Lindner Hotels) und der Immobilienunternehmer Kai Richter, beide aus Düsseldorf. Sie verschickten am Mittwoch eine Mitteilung, wonach sie sich mit Formel-1-Organisator Bernie Ecclestone über die Modalitäten des Grand Prix 2013 geeinigt hätten. Demnach würde Ecclestone selbst als Veranstalter des Rennens auftreten und damit alle Einnahmen kassieren. Die bisherigen Millionenzuschüsse des Landes wären damit nicht mehr nötig. Die NAG hatte schon im Frühjahr gewarnt, dass die Formel 1 ohne eine baldige Einigung mit Ecclestone auf lange Sicht keine Zukunft in der Eifel hätte. Die NAG ist von der Pleite unmittelbar nicht betroffen, wie ein Sprecher sagte.
Die Nürburgring GmbH gehört zu 90 Prozent dem Land und zu zehn Prozent dem Landkreis Ahrweiler, in dem die Strecke liegt. Ministerpräsident Beck zufolge wird noch geprüft, ob sie beim Amtsgericht Bad Neuenahr-Ahrweiler Antrag auf Eigenverwaltung oder ein Schutzschirmverfahren stellen wird. Damit könnten die bisherigen Eigentümer in einem Insolvenzverfahren mehr Rechte behalten, die Sanierung würde vereinfacht. Größter Gläubiger der Nürburgring GmbH ist das Land selbst, auch die NAG gehört dazu, wie ein Sprecher der Landesregierung sagte.
Die Landesregierung hatte auf eine Zustimmung der EU zu der Beihilfe bis Ende Juli gehofft. Doch die Kommission wolle ein vertieftes Prüfverfahren eröffnen, das mehrere Monate dauert. Der Grund: Sogenannte Rettungsbeihilfen sind nur einmal erlaubt, die EU prüft aber bereits seit März, ob es sich bei früheren Zahlungen des Landes an den Nürburgring ebenfalls um eine solche Beihilfe handelt. Beck kritisierte die Haltung der EU, weil ihr Vorgehen den Sinn einer Rettungsbeihilfe – die Vermeidung einer Insolvenz – konterkariere.