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GEORGENSGMÜND: Schnuller nicht nur für Säuglinge

GEORGENSGMÜND

Schnuller nicht nur für Säuglinge

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    Vertriebsleiter Tim Lorenz greift in eine Kiste mit Schnullern.
    Vertriebsleiter Tim Lorenz greift in eine Kiste mit Schnullern. Foto: FOTO dpa

    Seit 75 Jahren fabriziert „Nürnberg Gummi“ in Franken Nuckel aller Art. Manche Ehe müsse das Unternehmen schon gerettet haben, schmunzelt Vertriebsleiter Tim Lorenz. Schließlich sei das Saugen ein In-stinkt, der nicht nur dem Hungerstillen diene, sondern auch eine beruhigende Wirkung habe. Primär natürlich auf den Säugling, doch damit auch auf so manche Eltern.

    Angefangen hat 1932 alles mit Nuckelfläschchen mit Zuckerperlen für Puppen: Die Firmengründerin und mehrfache Mutter Emmy Hartmann zog mit ihrer Familie in die Spielzeugstadt Nürnberg, um von hier aus den Markt zu erobern. Doch an den Puppenfläschchen nuckelten auch Babys gern und so spezialisierte sich das Unternehmen schon bald auf „orales Babyzubehör“.

    Um Platz für zusätzliche Kapazitäten zu schaffen, zog die Firma 1998 nach Georgensgmünd. Trotz sinkender Geburtenraten in Deutschland steigt der fränkische Nuckelabsatz stetig: Dank neuer Produkte und internationaler Ausrichtung konnte das Unternehmen den Umsatz nach eigenen Angaben seit 2005 jährlich um jeweils mehr als 35 Prozent steigern. 2006 lagen die Erlöse bei rund 10 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr wurden nach Unternehmensangaben insgesamt 12,7 Millionen Schnuller im deutschen Lebensmitteleinzelhandel und in Drogeriemärkten verkauft; der Marktanteil von „Nürnberg Gummi“ liege in der Warengruppe „Beruhigungssauger, Trinksauger und Trinkflaschen“ bei etwa 20 Prozent.

    Mehr als 500 Millionen Sauger sind nach Unternehmensangaben in den vergangenen 75 Jahren von den Bändern gelaufen, rund 15 Millionen allein im vergangenen Jahr. Längst ist der Schnuller zum Mode-Accessoire geworden. Deswegen gibt es die Produkte in über 150 verschiedenen Farben, uni oder bunt, bedruckt mit Blumen, Tieren oder abstrakten Zeichen oder durchsetzt mit Glitterpartikeln. Und seit neuestem können sie sogar im Dunkeln leuchten.

    Als echtes Familienunternehmen wird Nürnberg Gummi heute in dritter Generation von Emmy Hartmanns Enkelin Regina Vogl geführt. Die Produktion ist hochautomatisiert. Während die Arbeiter es in den 1930er Jahren bei der Gummiherstellung noch mit einer hochexplosiven Mischung mit Benzin zu tun hatten, gleichen die Produktionshallen heute mehr einem Labor: Auf 6500 Quadratmetern Fläche werden hier bei monotonem Summen und Kla- cken „Stahlnippel“ von Maschinen durch flüssiges Latex gezogen, fallen dort Schnullerscheiben aus Plastik aus der Maschine, kontrollieren dazwischen Mitarbeiter mit Haarnetzen jeden einzelnen Arbeitsschritt.

    Rund 130 Mitarbeiter aus der Region stellen in Georgensgmünd Schnuller für die Hausmarke „nip“, aber auch für andere namhafte Baby-Artikelvertreiber her. So nuckeln in mehr als 25 Ländern, unter anderem England, Israel und den USA, Kinder an Schnullern aus Georgensgmünd. Etwa 80 Prozent der Nuckel gehen in den Export. Dabei gilt es die nationalen Nuckelvorlieben zu befriedigen: Denn während deutsche Kinder die anatomische Brustform bevorzugen, nuckeln italienische Babys besonders gern an kirschförmigen Gummis. Türkische Säuglinge – oder ihre Eltern – mögen es anscheinend bunt.

    Die Georgensgmünder haben ihre Produktpalette mittlerweile auch auf andere Baby-Artikel ausgeweitet, vom Ess-Lern-Besteck bis zum Fläschchenwasser-Abkühler. Doch trotz aller Trends hat der Schnulli auch immer noch seine eigentliche Funktion zu erfüllen: Er soll beruhigen. Und darin sieht Lorenz auch eine Zukunftsperspektive. „Wenn man den demografischen Wandel zu Ende denkt, dann könnte darin ein neuer Markt liegen“, umschreibt er die Idee, Schnuller auch bald an Senioren zu vermarkten. Und so könnte, wer im Kleinkindalter die neuesten Schnullertrends verpasst hat, spätestens im Altenheim mit modernen Nuckelaccessoires auftrumpfen.

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