In Deutschland sollen 5250 Stellen wegfallen. Löscher bestätigte, dass er Teile der Verwaltung als „Lehmschicht“ tituliert habe, die nun abgetragen werden müsse. Insgesamt will Siemens mit dem Jobabbau 600 Millionen Euro einsparen.
„Vor dem Hintergrund einer sich eintrübenden Konjunktur müssen wir effizienter werden“
Peter Löscher Siemens-Konzernchef
Am härtesten wird es für den Standort Erlangen mit 1350 Stellenstreichungen. In München sollen rund 1000 Jobs wegfallen, in Nürnberg 550. In Berlin will Siemens rund 350 Stellen streichen. Siemens-Arbeitsdirektor Siegfried Russwurm betonte, diese Zahlen seien bislang noch nicht endgültig. Er wollte betriebsbedingte Kündigungen nicht ausschließen. „Ich hoffe, dass wir es vermeiden können“, sagte er.
Besondere Sorgen bereitet Löscher neben der Verwaltung und dem Vertrieb die Siemens-Verkehrssparte (Mobility). Hier gebe es „strukturelle Schwächen“. Auch Werksschließungen an den Standorten in Deutschland, Österreich und Tschechien schloss er hier nicht aus. Allerdings komme eine komplette Trennung von diesem Bereich nicht in Frage. Mobility bleibe „ein wesentliches Element unserer Konzernstrategie“. So will Löscher von den derzeit hohen Ölpreisen und den damit verbundenen hohen Einnahmen der Förderländer profitieren. Saudi-Arabien und Russland investierten derzeit stark in die eigene Infrastruktur. Und auch China plane den Ausbau seines Schienennetzes.
Trennen will sich Siemens von seiner Tochter Segment Industrie Montage Services (SIMS). Sie soll wegen fehlender internationaler Ausrichtung verkauft werden. Das Unternehmen beschäftigt sich hauptsächlich mit Kabelverlegearbeiten und Gerätemontagen. Ob alle 1200 Jobs von SIMS, die sich an 35 Standorten in Deutschland befinden, erhalten bleiben, sei noch offen, sagte Russwurm. Das komme auf den Käufer an.
Insgesamt will Siemens bis übernächstes Jahr 1,2 Milliarden Euro an Vertriebs- und Verwaltungskosten einsparen. Die Hälfte davon entfällt auf Personalausgaben. Jeweils 300 Millionen Euro sollen im IT-Bereich und bei Beraterverträgen für Externe gestrichen werden. Löscher sagte: „Der Anspruch ist klar: schlanke Verwaltungen in einem wachsenden Unternehmen.“ Derzeit gebe es bei Siemens noch zu viel „Selbstbeschäftigung“.
Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) sagte, die Situation bei Siemens mache ihm „natürlich großen Kummer“. Er sei nicht „ganz so optimistisch“, dass alle Beschäftigten, die von dem Stellenabbau betroffen seien, anderweitig untergebracht werden könnten. Er wolle sich demnächst mit Löscher treffen, um diese Themen zu diskutieren. SPD-Landtagsfraktionschef Franz Maget bedauerte die umfangreichen Stellenstreichungen. „Das ist eine bittere Nachricht.“ Er forderte das Unternehmen auf, alles zu tun, um möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten und die notwendigen Kostensenkungen nicht allein zulasten der Beschäftigten zu erreichen.
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