Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten
Main-Post Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

MÜNCHEN: Siemens-Chef macht Ernst mit dem Sparprogramm

MÜNCHEN

Siemens-Chef macht Ernst mit dem Sparprogramm

    • |
    • |
    Siemens-Chef Joe Kaeser.
    Siemens-Chef Joe Kaeser. Foto: Foto: dpa

    Der neue Siemens-Chef Joe Kaeser greift durch und macht Schluss mit den monatelangen Spekulationen um den Stellenabbau: Weltweit rund 15 000 Arbeitsplätze kostet die Rosskur „Siemens 2014“ in diesem und im kommenden Jahr, davon 5000 in Deutschland. Das ist weit mehr, als in den vergangenen Monaten vermutet worden war. Auch Arbeitnehmervertreter scheinen diese Nachrichten kalt erwischt zu haben, sie reagieren umgehend und empört: „Den Arbeitnehmervertretern wurde nie eine Gesamtzahl über den Abbau bekanntgegeben, daher sind wir überrascht und maßlos verärgert“, erklärt Siemens-Gesamtbetriebsratschef Lothar Adler.

    „Angesichts des zweitbesten Ergebnisses in der Unternehmensgeschichte ist das Abbauprogramm ohnehin nicht vermittelbar,“ sagte er am Montag. Von der Ruhe im Konzern, die sich Kaeser bei seinem Amtsantritt vor nur zwei Monaten zum Ziel gesetzt hatte, also weiter keine Spur. Über rund 10 000 bedrohte Jobs bei Siemens war in den vergangenen Monaten immer wieder spekuliert worden. Weil Informationen dazu nur scheibchenweise kamen, stand Deutschlands Vorzeigekonzern immer wieder wegen einer „Salamitaktik“ in der Kritik.

    Zumal Kaesers Vorgänger Peter Löscher, der nach einer neuerlichen Gewinnwarnung und einem Machtgerangel Ende Juli seinen Posten räumen musste, auf alle Nachfragen immer nur betonte, dass das Unternehmensprogramm „Siemens 2014“ nicht auf Stellenabbau ziele. Die jetzt kommunizierten Zahlen sprechen eine andere Sprache, auch wenn Siemens seine weltweite Beschäftigtenzahl von zuletzt 368 000 unter dem Strich in dem an diesem Montag (30. September) endenden Geschäftsjahr weitgehend stabil halten will.

    Gelingen soll das beispielsweise über firmeninterne Versetzungen und Fluktuation. Als weitere sozialverträgliche Maßnahmen sind Altersteilzeitregelungen, Abfindungen und Weiterqualifikationen für betroffene Beschäftigte vorgesehen. Betriebsbedingte Kündigungen dagegen schließt das Unternehmen für die deutschen Standorte aus.

    In Deutschland seien alle anstehenden Einschnitte den Arbeitnehmern bereits bekannt, heißt es aus dem Unternehmen. So wurden in den vergangenen Monaten zahlreiche Interessenausgleiche ausgehandelt. Dass es dabei immer wieder heftig knirschte, zeigt auch der erst kürzlich bekanntgegebene Abgang von Siemens-Personalchefin Brigitte Ederer deutlich: Ihr Verhältnis zu den Arbeitnehmervertretern sei zerrüttet gewesen, hieß es dazu in informierten Kreisen.

    In Deutschland trifft der Stellenabbau am heftigsten den Industriesektor: Hier fallen rund 2000 Arbeitsplätze an verschiedenen Standorten weg. Jeweils 1400 Jobs werden in den Sektoren Energie sowie Infrastruktur & Städte gestrichen, der Rest entfällt auf die Zentrale, wie es bei dem Unternehmen heißt. Wie sich der Abbau regional und auf einzelne Geschäftsfelder genau aufteilt, wird zunächst nicht bekannt. Für einzelne Standorte waren aber in der Vergangenheit bereits immer wieder Zahlen aus den Gesprächen mit den Arbeitnehmervertretern durchgesickert, darunter beispielsweise Erlangen, Offenbach und Leipzig.

    Obwohl die Gespräche also offenbar weit gediehen sind, gibt sich Gesamtbetriebsratschef Adler weiter kämpferisch. Bei Siemens müsse endlich „der Mensch und nicht nur die Marge im Mittelpunkt“ stehen, erklärt Adler. „Das werden wir auch weiterhin in den Verhandlungen mit der Arbeitgeberseite einfordern. Die Auseinandersetzungen zu diesem Thema sind noch nicht beendet.“

    Die Börse hakte den Stellenabbau als weitgehend bekannt ab. Die Aktie des größten europäischen Elektrokonzerns verlor im Handelsverlauf rund ein Prozent und bewegte sich damit im Gleichschritt mit dem DAX. Auch im europaweiten Vergleich des Industriegütersektors rangierte sie im Mittelfeld. Adler sagte: „Es gab bislang mit der Arbeitgeberseite Verhandlungen, bei denen wir für die Kolleginnen und Kollegen viel erreichen und einen Abbau nach der Rasenmähermethode verhindern konnten.“

    Das Sparprogramm hatte der Konzern Mitte 2012 gestartet, um die Rendite wieder auf das Niveau der Konkurrenten zu heben, und dabei auch Stellenstreichungen angekündigt.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden