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WÜRZBURG: Sinkende Gründerzahlen: Wie geht es Würzburgs Start-ups?

WÜRZBURG

Sinkende Gründerzahlen: Wie geht es Würzburgs Start-ups?

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    „Mittlerweile gibt es zu fast jeder Idee eine App.“

    Gerhard Frank, Projektleiter am IGZ Würzburg

    Eigene Ideen verwirklichen und der eigene Chef sein. Klingt gut? Für viele Deutsche nicht unbedingt. Sowohl in ganz Deutschland, als auch in Unterfranken, ist das Interesse an Unternehmensgründungen zurückgegangen.

    Zur Gründerwoche 2017, die noch bis zum Sonntag läuft, wollen Politik und Wirtschaft auf das Thema Gründen wieder aufmerksam machen. Im Fokus: Start-ups – junge Unternehmen, mit neuen und innovativen Produkten sowie Wachstumspotenzial. Wie ist hier die Stimmung in der Region, trotz rückläufiger Gründerzahlen?

    672 000 Personen haben sich 2016 in Deutschland selbstständig gemacht. Laut dem aktuellen Gründungsmonitor der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) sind dies 91 000 weniger als noch 2015. 2014 kratzte man mit 910 000 Gründern noch an der Eine-Million-Marke. Der Rückgang ist in allen Bereichen zu beobachten – auch bei Start-ups.

    Negativ-Trend auch in Mainfranken

    In Mainfranken ist der Negativtrend ebenfalls zu beobachten: 2016 wurden laut IHK Würzburg-Schweinfurt 6745 Gewerbeanmeldungen gezählt – der niedrigste Wert seit 2007. Ein Lichtblick: Die Zahl der Gewerbeabmeldungen war stets geringer als die Zahl der Anmeldungen – 2016 wurden 6321 Gewerbe abgemeldet. Seit 2007 entstanden demnach ein Plus von rund 9500 neuen Unternehmen in der Region.

    Für die Gründerwoche konnten sich Startups aus der Region beispielsweise an der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt (FHWS) oder am Innovations- und Gründerzentrum Würzburg (IGZ) präsentieren. Doch über die aktuellen Gründerzahlen waren die Jungunternehmer verwundert: „Das überrascht mich jetzt wirklich“, so Joscha Riemann von „Integraide“, einem Non-Profit-Start-up in der Flüchtlingshilfe. Ähnlich auch Nicolai Seubert, Techniker bei „Mirell Photonics“: „Wir haben eigentlich eine positive Stimmung bei den Start-ups in Würzburg.“

    Technik bleibt gefragt

    Spürbar ist diese im IGZ, welches nicht nur Beratung und Workshops für Start-ups bietet, sondern ihnen auch Büroräume zur Verfügung stellt. „Momentan ist das IGZ zu 93 Prozent ausgelastet“, sagt Gerhard Frank, Projektleiter am IGZ. Zwischen 45 und 50 Gründerteams werden hier im Jahr beraten. Ein Rückgang ist nicht zu erkennen.

    „Man muss sich genau anschauen, welche Gründerzahlen zurückgehen. Die Zahlen bei der Hochtechnologie sind nicht rückläufig“, erklärt Frank. Gerade in Würzburg seien viele technische Start-ups am Werk. Anders die Situation bei Online-Start-ups: „Mittlerweile gibt es zu fast jeder Idee eine App“, so der Experte. Fehlende Einnahmequellen und wachsende Konkurrenz sind hier für Frank Gründe für einen Rückgang an Firmen.

    Herausforderung Fachkräftemangel

    Der Experte sieht aber Herausforderungen auf die heimischen Start-ups zukommen: Der Mangel an Fachkräften, insbesondere in IT und Elektrotechnik. Große Firmen können hier dank der guten Wirtschaftslage mit höheren Gehältern und mehr Sicherheit punkten. Und viele Start-up-Fans zieht es eher in die Szenestädte Berlin oder München.

    Für Jonas Andre hat der Standort Würzburg aber durchaus positive Aspekte. Er ist einer der Geschäftsführer von „Chinahandys.net“, einer Bewertungs- und Testplattform für Mobiltelefone aus Fernost. In der Universitätsstadt finde die Firma schnell neue Übersetzer und Tester.

    Clemens Launer von „Indtact“, einem Start-up für Sensortechnologie, sieht in Würzburg gar den idealen Standort. „In Würzburg habe ich schnelle, direkte, intensive Kontakte“, sagt Launer. Auch sei der Austausch mit anderen Start-ups und den Beratern im IGZ ehrlicher. Und mit den beiden Hochschulen hätten Unternehmer die Möglichkeit, mit Abschlussarbeiten und Praktika junge Leute ins Geschäft zu holen.

    Hochschulen mit aktiver Rolle

    Auch die Hochschulen übernehmen in der Entwicklung von Start-ups eine aktive Rolle: Das gemeinnützige Unternehmen „Integraide“ fand zum Beispiel seinen Anfang in einem Seminar der Universität. Auch heute können Studierende mitarbeiten, vier Absolventen betreiben das Unternehmen.

    Ähnliches an der FH: „Botfriends“ fertigt für Unternehmen Chatbots – Computerprogramme, die die Kommunikation zwischen Unternehmen und Kunden automatisieren sollen. „Wir konnten von unserer Hochschule viel profitieren und wurden auch sehr unterstützt“, sagt Michelle Skodowski. Sie gehört zu den vier Studierenden, die das kleine Start-up betreiben. Die FH bietet ihnen neben Räumen auch den Draht zu Professoren.

    Für die Stadt ist die Gründerszene ein wichtiger Wirtschaftsfaktor geworden. 2018 soll mit Hilfe von Kooperationspartnern das nächste Projekt im Bereich Gründung eröffnet werden – das Zentrum für digitale Innovation (ZDI).

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