(meg) Im kommenden Jahr wird der Vorstandssprecher der Südzucker AG Mannheim/Ochsenfurt, Theo Spettmann, in den Ruhestand gehen. Als einer seiner möglichen Nachfolger gilt Thomas Kirchberg (Ochsenfurt), seit vergangenem Jahr Mitglied im Vorstand des größten europäischen Zuckerkonzerns. Dort ist er unter anderem für agrarpolitische Aufgaben, für die Bereiche Rüben, Futtermittel und Nebenprodukte sowie für Forschung und Entwicklung im landwirtschaftlichen Bereich zuständig.
Spettmann war 1986 als Geschäftsführer zur Frankenzucker nach Ochsenfurt gekommen und wechselte 1988 bei der Fusion mit Südzucker in den Vorstand nach Mannheim. In wenigen Tagen wird er 64, für die Hauptversammlung 2009 hat er seinen Rückzug angekündigt.
Bereits vor Wochen teilte Südzucker mit, Spettmanns Nachfolger in diesem Sommer benennen zu wollen. Vor der Hauptversammlung am heutigen Mittwoch wird deshalb spekuliert, ob die Personalie bereits jetzt verkündet wird. Am Samstag orakelte die Frankfurter Allgemeine Zeitung FAZ bereits eifrig.
Der Südzucker-Konzern steht vor einer gewaltigen Neuausrichtung. Auf Druck der Welthandelsorganisation WTO ist die Europäische Union gezwungen, Zucker-Überschüsse abzubauen und Erzeugerpreise zu senken. Die jüngste Reform der EU-Zuckermarktordnung hat der Südzucker AG im vergangenen Jahr einen schmerzhaften Gewinnrückgang beschert. Mit einer freiwilligen Rückgabe von Produktionsquote und der Schließung mehrerer Werke hat der Konzern bisher reagiert. Langfristige Chancen setzt Südzucker auf eine weitere Optimierung der Produktionsstrukturen und eine Ausweitung des Geschäfts mit Industriezucker und Bioethanol.
Der 48-jährige Thomas Kirchberg, seit 1989 bei Südzucker in Ochsenfurt tätig, gilt als erfahrener Praktiker mit politischem Fingerspitzengefühl und der nötigen Nähe zu den Zuckerrübenbauern. Bis zu seiner Berufung in den Vorstand war er für den Aufbau des Geschäfts in Polen zuständig.
Zweiter im Bunde der möglichen Spettmann-Nachfolger ist Finanzvorstand Thomas Kölbl. Seit vier Jahren sitzt der 46-jährige im Südzucker-Vorstand. In Finanzdingen gilt der als äußerst versiert, allerdings wird ihm mangelnde Erfahrung im operativen Geschäft unterstellt.
Der dritte Kandidat ist Wolfgang Heer, bis zu seiner Berufung in den Vorstand im März dieses Jahres Chef bei der Südzucker-Tochter Freiberger, dem größten europäischen Hersteller von Tiefkühl-Pizza.
Markward Kunz, ebenfalls Vorstandsmitglied scheidet vermutlich wegen seines Alters für den Sprecher-Posten aus. Ebenso wie das sechste und letzte Vorstandsmitglied Johann Marihart. Er vertritt im Vorstand die österreichische Unternehmenstochter Agrana.
Aus der Mannheimer Konzernzentrale ist derweil nichts zur möglichen Entscheidung über die Nachfolge an der Vorstandsspitze zu erfahren. „Reine Spekulation“ kommentiert Pressesprecher Rainer Düll den Bericht der FAZ vom Samstag.