Ein ausgiebiges Geschäftsessen mit Virgin-Gründer Richard Branson, um mit der britischen Unternehmerlegende über Atlantik-Überquerungen und die Arbeit mit Bands wie den Sex Pistols zu philosophieren. Das wär's mal, verriet Artur Schlaht jüngst in einem Interview.
Kann sein, dass das Treffen zustande kommt. Denn Schlaht zählt mit seinen Partnern von payever derzeit wohl zu den heißesten deutschen Start-Ups, genau beobachtet von der Gründerszene, seit vergangenem Jahr gefördert von ProSiebenSat.1. Nun haben die fünf auch noch den diesjährigen Businessplan-Wettbewerb Nordbayern für sich entschieden. Ach ja: payever ist ein Start-Up aus Würzburg.
Das aus der Universität entstandene Jung-Unternehmen hat am Mittwochabend in Fürth nicht nur einen renommierten Gründer-Wettbewerb gewonnen – es gab auch ein Preisgeld von immerhin 10 000 Euro. Wichtiger aber noch dürfte die mit dem Preis verbundene öffentliche Aufmerksamkeit sein. „Wir glauben“, sagte Schlaht gegenüber dieser Zeitung, „dass der Sieg beim BPWN ein Gütesiegel für uns ist – und uns bei Investoren und Partner bekannt macht“. Ein guter Grund für Schlaht, Viktor Butsch, Patrick Cölle und Martin Saigger in Fürth zu feiern. Pech für Alex Debus, den fünften im Bunde, er konnte nicht mit dabei sein.
Das Geschäftsmodell von payever klingt so simpel wie naheliegend: Es ermöglicht Betreibern von Onlineshops, Kunden schnell und einfach auf verschiedenen Wegen bezahlen zu lassen. Selbst der Kauf auf Raten ist möglich. Das Besondere dabei: „Unsere Lösung erfordert so gut wie keine Integration bei den Händlern“, erklärt Viktor Butsch: Nur ein kleiner HTML-Schnipsel werde in den Onlineshops oder in E-Mails integriert – bei Methoden müssen Software-Module aufwändig an den jeweiligen Online-Shop angepasst werden. Die Folge: Viele Shops bieten nur wenige Bezahlformen an. Obwohl payever noch von ein paar zur Verfügung gestellten Räumen am Uni-Lehrstuhl in der Würzburger Innenstadt aus operiert, habe man bereits 1200 Online-Händler in Europa und den USA gewinnen können, berichtet Schlaht.
Im August aber geht es für payever-Gründer erst mal in die deutsche Start-Up-Hochburg – nach Berlin. Dort nehmen sie vier Monate lang am Accelerator-Programm des Software-Riesen Microsoft teil. „Das ist ziemlich cool“, meint Schlaht. Und es wird noch besser: Denn im Februar geht's ins kalifornische Gründer-Mekka Silicon Valley. Dann aber wollen Schlaht und Kollegen wieder zurück ins heimische Würzburg: „Der Standort ist für uns ja sehr gut gewesen“.
Das sehen auch Sebastian Fritsch, Clemens Delatrée und Gunther Schorcht so. Das Trio bildet das Start-Up green spin und ist das zweite Gründerteam aus Würzburg, das es beim BPWN in diesem Jahr unter die sieben in Fürth präsentierten Finalisten geschafft hat. Auch green spin ist ein typisches Start-Up – gute Ideen, viel Engagement und (noch) wenig Geld. Das Büro der drei besteht denn auch aus einem Zimmer einer ehemaligen Soldatenwohnung in der früheren US-Kaserne Leighton Barracks hoch über den Dächern Würzburgs. Das aber stört nicht – im Gegenteil. „Ist schon cool hier“, meint Fritsch und schwärmt vom Campus-Feeling, der Nähe zu den Studenten und der hervorragenden Internetverbindung über das Uni-Netz.
Das ist wichtig für green spin. Denn das Geschäftsmodell ist datenlastig: Mit einer Software wollen die drei Gründer auf Basis frei verfügbarer Satellitendaten weltweit Agrarflächen analysieren und Landwirten, der Industrie und ganzen Ländern Empfehlungen für Saat, Dünnung und Bewässerung an die Hand geben. Der Begriff dafür taucht in der Präsentation von Fritsch auf: Er heißt „Decision Farming Solutions“. Noch aber steht das Gründer-Trio vor anderen Aufgaben. Nämlich der, wie man einen größeren Festakt ausrichtet. Denn am 7. August ist Würzburg dank green spin einer von bundesweit „100 ausgezeichneten Orten„ der Standort-Initiative „Land der Ideen“, die so heißt es, mit ihren „zukunftsweisenden Ansätzen Ideen für das ländliche Leben der Zukunft“ darstellen. Würzburg – und damit green spin – ist einer der ersten Orte, die prämiert werden. Bundesweite Aufmerksamkeit dürfte sicher sein, Politiker, Hochschulvertreter und Medien haben sich angekündigt – großer Bahnhof für ein kleines Start-Up. Würzburgs High-Tech-Gründer sorgen derzeit für reichlich Wirbel.