Wir werden in Deutschland im Plastikmüll ersticken. Solche Ängste wurden laut, als China Anfang des Jahres die Grenzen schloss für Müll aus dem Ausland. Schaut man genauer in dieses Metier, tun sich enorme Dimensionen rund um den Gelben Sack und das Duale System auf – auch in Mainfranken. Und es zeigt sich: China ist nicht das Problem. Sondern das System an sich. Und es ist auch nicht ein System, sondern viele.
Im Supermarkt fängt alles an
Die Reise des Abfalls beginnt im Supermarkt. Eingeschweißte Wurst, Obst in Dosen oder in Plastikfolien, Milch im Tetra Pak, Joghurt im Becher samt Alufolie: Die Liste dessen, was wir in diversen Verpackungen aus dem Laden nach Hause schleppen, ist ewig lang. Wenn alles gut läuft, wandern diese Verpackungen daheim alle in den Gelben Sack. Der Kreislauf der Wiederverwertung nimmt seinen Anfang – er wird viele Hürden haben. Stehen die Säcke zur Abholung am Straßenrand, beginnt die Arbeit von Unternehmen wie Knettenbrech + Gurdulic. Die Firma mit Sitz in Wiesbaden hat zum Beispiel für die Landkreise Würzburg und Kitzingen den Auftrag bekommen, die Säcke einzusammeln. In anderen Städten und Kreisen der Region machen andere Betriebe diesen Job. Die Verträge laufen stets drei Jahre lang, dann wird neu ausgeschrieben. Ein Millionengeschäft.

Säcke-Einsammeln ist ein Knochenjob
Verpackung ist leicht, also sind es auch die Gelben Säcke: Von wegen – das Einsammeln dieser Säcke ist ein Knochenjob. Christian Hohenstatt macht ihn seit 18 Jahren. Der 36-Jährige ist für Knettenbrech oft im Kitzinger Hinterland unterwegs. In Herrnsheim zum Beispiel: In dem kleinen Dorf geht es ordentlich zu, was die Gelben Säcke angeht. Sie stehen meistens so am Straßenrand, dass es nichts zu beanstanden gibt. Auch am Inhalt gebe es selten was zu meckern, sagt Hohenstatt. Mit dem Sortieren „nehmen das die Leute hier sehr ernst hier.“ Das kennt der Müllmann auch anders: In Großstädten, wo er auch immer wieder unterwegs sei, werde alles Unmögliche in die Säcke geworfen. Volle Windeln, gebrauchte Spritzen, stinkende Essensreste – alles schon erlebt. Die Disziplin beim Sortieren sei in der Stadt deutlich schlechter als auf dem Land.

Einsammler drücken viele Augen zu
Obwohl Hohenstatt und seine beiden Lader, wie die Männer hinten an der Lkw-Rampe heißen, falsch befüllte Säcke stehen lassen dürfen, tun sie das selten. Da werden viele Augen zugedrückt. Alles andere sorge nur für lästigen Ärger mit den Hausbewohner, ist bei Knettenbrech zu hören. Der Aufwand dafür lohne sich nicht. In die Säcke schauen die Lader nicht. Dafür reicht meistens die Zeit nicht. Die Kontrolle gehe allein übers Gewicht, erklärt Hohenstatt. Wenn der Sack deutlich schwerer ist als üblich, sei wahrscheinlich jede Menge Hausmüll drin. Seine Kollegen hätten ein untrügliches Gefühl dafür beim Anheben der Säcke.
Bis zu 20 000 Säcke pro Tour
Kein Wunder: Allein in Herrnsheim mit seinen gut 200 Einwohnern stehen an jenem Tag schätzungsweise 500 bis 600 Gelbe Säcke an der Straße. Hohenstatt hat ausgerechnet, dass seine Lader bei einer durchschnittlichen, acht Stunden dauernden Tour über die Dörfer bis zu 20 000 Säcke in die Hand nehmen und in den Mülllaster werfen. Hohenstatts Chef Pasqual Wack in der Knettenbrech-Filiale in Fröhstockheim bei Kitzingen geht zwar von weniger Säcken aus, spricht aber immerhin noch von „einigen tausend“. Genauere Zahlen gibt es nicht, denn gezählt werden die Säcke nicht. In der Branche zählt allein das Gewicht. Tonnen und nicht Stückzahlen sind beim Müll die Maßeinheiten.
Einsammler haben engen Zeitplan
So oder so: Für die Lader ist der Gelbe Sack die anstrengendste Form der Müllabfuhr. Da sie die Säcke über eine etwa ein Meter hohe Rampe am Lkw wuchten müssen, ist das ein tausendfaches Drehen und Nach-oben-Werfen, was jedem Training im Fitnessstudio zur Ehre gereichen würde. Mit den Tonnen für Restmüll oder Papier tun sich die Männer leichter: Diese Tonnen haben Rollen. Und sie müssen nicht angehoben werden – das macht eine Vorrichtung am Lkw. Weil der Zeitplan eng ist, sind die Lader wahre Sportler. Meistens im Laufschritt, legen sie pro Arbeitstag bis zu 20 Kilometer zurück, sagt Hohenstatt. Er war jahrelang selbst Lader, bevor er ins Führerhaus der Knettenbrech-Lastwagen wechselte.
Es darf nichts schiefgehen
Wegen des straffen Zeitplans darf wenig schiefgehen. Aber das tut es immer wieder: Säcke reißen auf, der Müll verteilt sich auf der Straße. Ihn müssen die Männer dann von Hand einsammeln und in den Schlund des Lasters werfen – das kostet Zeit. Im Schnitt platzen pro Tour, also Tag, zehn Säcke, hat Hohenstatt beobachtet. Am Ende jeder Einsammeltour geht es für Hohenstatt und seine Lader zurück nach Fröhstockheim. Dort steht auf freiem Gelände die Knettenbrech-Filiale, wo die Mülllaster in einer Halle ihre Fracht auskippen. Die Halle ist offen, andernfalls würde man den Gestank wohl kaum aushalten.
Berge von Säcken im Zwischenlager
Als Geschäftsführer Pasqual Wack in die Halle kommt, hat sich gerade ein etwa vier Meter hoher und zehn mal zehn Meter hoher Berg mit Säcken angesammelt. Müll von 8000 Einwohnern, schätzt Wack. 8000 Einwohner, das entspricht in etwa der Innenstadt von Ochsenfurt. Woher die Säcke genau kommen, weiß Wack freilich nicht. Das spielt auch keine Rolle: Für Knettenbrech sind die Müllberge ein Durchlaufposten. Grundsätzlich werden diese Säcke Tag für Tag in Sortieranlagen in ganz Deutschland gefahren, um den Inhalt möglichst genau zu trennen und so eine Wiederverwertung zu ermöglichen.

Jeweils eigene Verträge regeln das System
Für diesen Job beauftragen die zehn Betreiber der Dualen Systeme Sortieranlagen in ganz Deutschland. Diese Verträge werden jedes Jahr neu abgeschlossen. Auch der Transport der Gelben Säcke von Zwischenlagern wie jenem von Knettenbrech in Fröhstockheim zu diesen Anlagen ist ein eigener Auftrag, der von den Systembetreibern kommt.
Wohin die Säcke aus Mainfranken gehen
Der meiste Gelbe-Sack-Abfall aus Mainfranken wird nach Rehau bei Hof gebracht zur Böhme GmbH. Von Fröhstockheim bis zu der Sortieranlage unweit der tschechischen Grenze sind es knapp 200 Kilometer. Alle 20 Minuten kommt dort an Werktagen ein Lastwagen mit Gelben Säcken an, die meisten davon aus Main- und Oberfranken. Seine Anlage habe ein Einzugsgebiet mit 300 Kilometer Radius und 50 Stadt- oder Landkreise unter Vertrag, erzählt Geschäftsführer Stefan Böhme. Auch in Walldürn im Neckar-Odenwald-Kreis hat ein Sortierbetrieb für Gelbe Säcke seinen Sitz. Das Werk wird von der Berliner Alba-Gruppe betrieben und bekommt zum Beispiel aus dem Kreis Main-Spessart Abfall.

Unglaubliche Mengen in Rehau
Wenn Firmenchef Böhme in Rehau Besucher durch das Werk auf der grünen Wiese führt, wird deutlich, welch unglaubliche Mengen Müll wir permanent auf die Reise schicken. 60 000 Tonnen Leichtverpackungen – also Müll aus den Gelben Säcken – durchlaufen die Böhme-Anlage pro Jahr. Das entspricht dem Startgewicht von gut 100 Riesenflugzeugen des Typs Airbus A380-800. Es sei die zweitgrößte Sortieranlage Bayerns, behauptet Firmenchef Böhme. Und eine der modernsten sowieso: 50 Prozent des Mülls aus Gelben Säcken können nach Unternehmensangaben so sortiert werden, dass eine Wiederverwertung möglich ist. Heißt im Umkehrschluss: Der Rest hat nichts mehr mit Recycling zu tun und muss laut Böhme in spezielle Anlagen gefahren werden, wo der Müll zwecks Energieerzeugung verbrannt wird.

Vieles wird verbrannt – und das ist teuer
2,6 Millionen Euro pro Jahr muss er nach eigenen Worten für Transport und Verbrennung dieses Abfalls bezahlen. Diese Summe kalkuliere er in die Preise ein, die er von den Betreibern der Dualen Systeme fürs Sortieren verlange. Nahezu die Hälfte des Abfalls in den Gelben Säcken wird verbrannt: eine ernüchternde Tatsache, denen sich Sortierer wie Stefan Böhme nahezu hilflos ausgeliefert sehen. Schuld seien die sogenannten Fehlwürfe, legt der 44-Jährige dar und meint damit all den Rest- oder Biomüll, der in den Haushalten in die Gelben Säcke gestopft wird, obwohl er dort nichts zu suchen hat.

Wo das System überall hakt
Schaut man sich eine andere Zahl Böhmes an, wird klar, dass an dem System mit dem Gelben Sack offensichtlich einiges hakt: Ungefähr 40 Prozent dieses Abfalls seien nicht lizenziert. Das sind dann zum Beispiel all jene Plastikeimer, Kunststoff-Spielsachen oder Metallgegenstände, die keine Leichtverpackungen im Sinne des Gesetzes sind und für die die Hersteller auch keine Lizenz an die Betreiber der Dualen Systeme zahlen.
Diese blinden Passagiere in den Gelben Säcken sind für Böhme kein Problem, sofern sie etwa aus Plastik sind: „Das kriegen wir in der Regel alles sortiert.“

Wie das Werk in Rehau funktioniert
Was in Rehau in einem komplizierten System aus Förderbändern, Windmaschinen, Sensoren, Magneten und Abscheide-Vorrichtungen nach Material getrennt wird, presst am Ende eine Maschine zu schweren Ballen mit einer Kantenlänge von einem Meter. Diese Ballen werden danach wieder quer durchs Land gefahren. Denn Böhme arbeitet beim Plastikabfall mit einer Reihe von Recyclingfirmen zusammen, darunter mit der Converta GmbH im oberfränkischen Marktredwitz. Pro Jahr bis zu 4000 Tonnen Ballen mit Plastikmüll bekomme das Unternehmen von Böhme in Rehau, sagt Converta-Geschäftsführer Jürgen Potzel.
Problem auch nach dem Sortieren
Auch in dieser Zahl steckt Ernüchterung: 40 bis 50 Prozent davon sei wegen fremder Stoffe nicht verwertbar und müssten verbrannt werden. Dass in den Haushalten oft viel Falsches im Gelben Sack landet, „das merken wir sehr stark“, betont Potzel. Das Problem könnten auch Sortierer wie Böhme nicht komplett lösen. Hinzu komme, dass es mittlerweile in steigendem Maße Plastikverpackungen gebe, „die sich schwer oder gar nicht mehr“ wiederverwerten lassen, erklärt der Converta-Chef. Dazu zählten vor allem die oft schwarzen Schalen, in denen im Supermarkt Schnittwurst angeboten wird.

Wurst-Schalen sind ganz schlecht
Diese als Trays bezeichneten Schalen bestehen laut Stefan Böhme aus mehreren Kunststoffschichten. Nur die oberste könne von den Sensoren in seiner Sortieranlage erkannt werden – was störend sei für die weitere Verwertung. Die Verpackungsindustrie wisse oft nicht, welche Stolpersteine sie den Müllverwertern in den Weg legt, klagt Potzel. Was unterm Strich von all dem Plastikmüll dann doch noch zu gebrauchen ist, wird bei Convertas Partner, der Purus Plastics GmbH in Arzberg, zum Beispiel zu 500 000 Kunststoffpaletten pro Jahr als Transportverpackungen verarbeitet. Oder zu Rasengitter mit einer Gesamtfläche von 140 Fußballfeldern.
Immerhin, könnte man meinen. Doch es geht nur um den Gelben Sack. Von all dem Papier-, Glas- und Restmüll ist hier nicht die Rede. Dessen Wege wären ein eigenes Thema. Man ahnt es: ein großes.

Gelber Sack: Kreis Haßberge geht eigenen Weg
Überall in Mainfranken gibt es den Gelben Sack. Überall? Nein, der Kreis Haßberge geht einen Sonderweg. Mit erstaunlichen Effekten.
Plastikmüll kommt wahllos in den Gelben Sack, der wird abgeholt, der Müll später sortiert: Das ist die gängige Prozedur in Mainfranken. Nicht so im Kreis Haßberge, wo es keine Gelben Säcke oder Gelben Tonnen gibt. In der Region setzt man auf die Wertstoffhöfe. Und auf die 84 000 Einwohner: Denn sie müssen den Abfall schon zu Hause genau sortieren. Was anderswo im Gelbem Sack einfach an den Straßenrand gestellt wird, müssen die Einwohner in den Haßbergen seit 1994 in die Wertstoffhöfe bringen und sorgsam getrennt in die passenden Behälter werfen. Jede der 26 Gemeinden habe einen Wertstoffhof, so dass die Wege kurz seien, betont Wilfried Neubauer. Der Geschäftsführer der kreiseigenen Abfallwirtschaftsgesellschaft ist überzeugt, dass dieses System bei den Bürgern akzeptiert sei.
Während in den Landkreisen ringsherum die Gelben Säcke zum Sortieren des Mülls extra in Anlagen wie die der Firma Böhme in Rehau bei Hof gefahren werden müssen, übernehmen in den Haßbergen diesen Sortierjob die Einwohner. Das bekomme der Kreis von den Betreibern der Dualen Systeme bezahlt, so Neubauer. Wie viel Geld da fließt und wie sich das auf die Müllgebühr auswirkt, verrät der Geschäftsführer freilich nicht.
Stolz ist Neubauer darauf, dass die Haßberge sortenreineren Plastikmüll an die Wiederverwerter liefern als die Gegenden mit Gelbem Sack. Weil die Einwohner nicht alles Mögliche in Säcke stopfen, sondern sortierten Kunststoffabfall abgeben, „haben wir keine Störstoffe“ – also keine Sachen, die nicht in den Abfall der Dualen Systeme (DSD) gehören. Die Disziplin in den Haßberge-Haushalten sei gut: „Wir haben keine Sortierreste“, behauptet Neubauer.
Schaut man in die Statistiken, fällt auf, dass zum Beispiel 2016 im Kreis Haßberge 1315 Tonnen an DSD-Müll anfielen, in den benachbarten Landkreisen Schweinfurt und Rhön-Grabfeld indes bis zu drei Mal mehr. Das lässt den Schluss zu, dass die Mengen in diesen Kreisen vor allem deshalb höher sind, weil in den Gelben Säcken auch viel drin ist, was nicht hinein gehört. Nach Neubauers Worten wird der DSD-Müll aus den Haßbergen zu externen Firmen gefahren, wo er zu Ballen gepresst wird. Dann geht die Reise weiter zu Wiederverwertern, die daraus zum Beispiel Granulat machen. Wie viele externe Firmen und Verwerter hier dranhängen, verriet Neubauer nicht.
Freilich ist die DSD-Lösung in den Haßbergen an ihre Grenzen und damit in die Kritik geraten. Im Wertstoffhof in Hofheim etwa geht es eng zu, Anlieferer sind seit Jahren genervt. Doch die Verantwortlichen zögern, Geld für eine Erweiterung in die Hand zu nehmen. Erst ist der Kreistag am Zug: Er wird wohl im Juli entscheiden, ob die Haßberge nicht doch den Gelben Sack einführen.
Tipps zum Gelben Sack Was hinein gehört: Kunststoff, Aluminium, Weißblech und Verbundverpackungen wie Tetra Pak. Ob auf Verpackungen der Grüne Punkt abgebildet ist, spielt keine Rolle. Wenn hier vom Gelben Sack die Rede ist, gilt das auch für die Gelbe Tonne, die es mancherorts gibt. Was nicht hinein gehört: Papier, Glas, Rest- und Biomüll sowie andere Abfallarten wie Bauschutt oder Elektroschrott. Biologisch abbaubare Plastikfolien ebenfalls nicht in den Gelben Sack werfen. Denn in den Sortieranlagen können sie nicht passend gefiltert werden und sorgen eher für Probleme. Müll vorher sauber machen: Joghurtbecher und Co. müssen nicht ausgewaschen werden, bevor sie in den Gelben Sack geworfen werden – schon gar nicht mit frischem Trinkwasser. Darauf weist Müllsortierer Stefan Böhme in Rehau bei Hof hin. Für die Sortieranlagen sei es irrelevant, ob noch Joghurtreste im Becher sind. Auch der Naturschutzbund (Nabu) Deutschland weist darauf hin, dass Joghurtbecher „löffelrein“ in den Sack können. Folien abreißen, Verschiedenes voneinander trennen: Wurst- und Käseverpackungen zum Beispiel bestehen aus verschiedenen Kunststoffen. Ganz zu schweigen von der Alufolie auf dem Joghurtbecher. Wichtig: Trennen Sie die Folien von der Schale oder dem Becher, bevor Sie beides in den Gelben Sack werfen. Material verschiedener Art sollte immer getrennt in den Gelben Sack geworfen werden. Nur so gehen in der Sortieranlage die Kunststoffarten und Metalle die korrekten Wege. Gelber Sack: Wichtige Begriffe und Details Duale Systeme: Von 1990 an gab es zunächst nur das Duale System mit dem grünen Punkt auf Verpackungen. Verantwortlich war allein die Duales System Deutschland GmbH (DSD). Später wurden vor allem aus kartellrechtlichen Gründen nach und nach weitere Betreiber zugelassen. Heute sind es zehn, die jeweils einen eigenen Kreislauf der Wiederverwertung repräsentieren. Der Grüne Punkt ist somit nur noch Symbol für einen dieser Betreiber, für DSD. Deswegen muss man mittlerweile in der Mehrzahl von Dualen Systemen sprechen. Zwischen den zehn Betreibern herrscht Konkurrenzkampf. Ende März wurde bekannt, dass der vergleichsweise kleine Betreiber ELS in Bonn in die Insolvenz gerutscht ist. Die Idee hinter den Systemen: Jedes Unternehmen, das DSD-Müll etwa in Form von Leichtverpackungen (siehe unten) in den Handel bringt, muss 1:1 für dessen Wiederverwertung sorgen. Weil die Hersteller logischerweise nicht all ihre Zahnpastatuben, Konservendosen, Joghurtbecher oder Getränkekartons einzeln und persönlich zurücknehmen können, haben sie diese Aufgabe an die Betreiber der Dualen Systeme abgegeben. Dafür zahlen sie Lizenzgebühren an diese Betreiber – ein millionenschweres Geschäft. Im Umkehrschluss heißt das: Nur jene Verpackungen, für die auch eine Lizenzgebühr bezahlt wurde, dürfen über die Dualen Systeme zurückgenommen werden. Was nicht praktikabel ist: Kein Verbraucher achtet darauf, ob die Verpackung in seiner Hand auch wirklich in den Gelben Sack darf. Deswegen landen in dem Müll auch zum Beispiel Dinge (meist aus Plastik), die keine Verpackung in diesem Sinne sind: zum Beispiel Kunststoffeimer, Plastikspielzeug, Abdeckfolien aus der Landwirtschaft oder Gießkannen. All diese Gegenstände in den Sortieranlagen halten Experten LVP: Abkürzung für Leichtverpackung. Das ist jener Müll, der zur Wiederverwertung in die Gelben Säcke oder Gelben Tonnen kommt: Plastik(-folien), Tetra-Pak, Aluminium und Weißblech (Dosen).