Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hatte am Vortag über entsprechende Pläne von Fiat informiert. Eine Entscheidung darüber könne eventuell noch in diesem Monat fallen, sagte der Bundeswirtschaftsminister.
„Schockiert“ sei sie gewesen, als sie davon gehört habe, sagt eine 41-jährige Arbeiterin aus Kaiserslautern. „Grausam“ sei es, jetzt so im Unklaren gelassen zu werden, fügte sie hinzu. „Ständig hört man etwas anderes.“
Fiat-Chef Sergio Marchionne hatte am Montag zunächst erklärt, wenn sein Unternehmen bei Opel einsteige, sollten auf jeden Fall die deutschen Standorte Rüsselsheim, Bochum und Eisenach erhalten werden. Was mit dem Motorenwerk und der Komponentenfertigung in Kaiserslautern wird, ließ er offen.
„Der Wirtschaft sind die Menschen egal.“
Opel-Mitarbeiter in Kaiserslautern
In der „Bild“-Zeitung (Dienstagsausgabe) sagte Marchionne, alle Standorte sollten erhalten, aber verkleinert werden. „Opel kann in seiner jetzigen Größe niemals Geld verdienen, und wenn man kein Geld verdient, kann man nicht überleben. Ich verstehe die Ängste der Gewerkschaften, aber so ist die Realität“, sagte Marchionne. Zunächst müsse der Staat mit Bürgschaften bei Opel einsteigen. Auf Dauer habe dieser aber bei Opel nichts verloren. „Wir müssen es ohne Steuergelder schaffen. Deshalb wollen wir die Bürgschaften in spätestens drei Jahren zurückzahlen“, sagte der Fiat-Chef.
„Eine große Schweinerei ist das“, schimpft ein Kaiserslauterer Arbeiter: „Der Wirtschaft sind die Menschen egal.“ „Fiat will sich so doch nur sanieren“, mutmaßt ein anderer. Der Kaiserslauterer Betriebsratschef Alfred Klingel sagt: „Ich hätte von Guttenberg eine klarere Position erwartet.“ Der Minister hätte von Anfang an verlangen sollen, dass kein Opel-Standort aufgegeben werde, wenn Fiat einsteigt. Nur unter dieser Bedingung könne man staatliche Bürgschaften in Anspruch nehmen. Die Art, wie Guttenberg die Fiat-Pläne vorstellte, habe er als „große Sauerei“ empfunden.
Im Übrigen habe die Belegschaft schon signalisiert, dass sie bereit sei, Einsparungen hinzunehmen, betont Klingel. Natürlich gelte das nur, wenn alle Standorte erhalten bleiben. Viele Kaiserslauterer Arbeiter sagen: „Mit Fiat hatten wir ja schon vorher Probleme.“
Von 2000 bis 2005 produzierten der Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) und Fiat gemeinsam im Motorenwerk am Standort Kaiserslautern. Nach fünf Jahren zahlte GM Fiat 1,55 Milliarden Euro, um die Kooperation zu beenden. Jetzt rufen viele Mitarbeiter im Vorbeigehen einfach nur: „Finger weglassen von Fiat!“ oder „Fiat – no grazie! Nein danke!“ Betriebsratschef Klingel sagt, er könne sich vorstellen, dass viele altgediente Mitarbeiter nichts von Fiat halten. Trotzdem solle man den italienischen Autobauer nicht aus Prinzip ausschließen. „Fiat muss nur ein akzeptables Angebot vorlegen.“
„Das Wichtigste ist, dass es hier weitergeht“, sagt ein 35 Jahre alter Arbeiter. „Hier in der Region gibt es doch sonst keinen großen Arbeitgeber mehr. Wo sollen wir denn hin, wenn das Werk zumacht“, fragt er. Ein anderer Kollege sagt: „Wenn Opel zumacht, ist die Region tot.“ In den Kaiserslauterer Opel-Werken arbeiten immerhin fast 3500 Menschen – das sind sehr viele Arbeitsplätze für die ländliche Westpfalz.