münchen (afp) Die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland ist nach Einschätzung von Finanzmarktexperten erheblichen Risiken ausgesetzt. Der monatlich vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) bei Analysten und institutionellen Anlegern erhobene Konjunkturindex sank im Juli deutlich um 22,7 Punkte auf jetzt nur noch 15,1 Punkte, wie das Institut am Dienstag mitteilte.
Damit fiel der ZEW-Index erstmals seit einem Jahr unter seinen historischen Mittelwert von 35,2 Punkten. Die Abwärtsbewegung hält seit Jahresbeginn an. Die Gründe für die Ernüchterung der Finanzexperten sind die gestiegenen Ölpreise, schwächere Erwartungen an den Export und die Furcht vor einem Dämpfer der Binnennachfrage durch die im Januar anstehenden Steuererhöhungen. Diese schlugen sich erstmals in dem sechsmonatigen Erwartungshorizont nieder. "Der erneute Rückgang ist ein Zeichen, dass die bisherige Reformpolitik den Erwartungen nicht gerecht werden konnte", erklärte ZEW-Präsident Wolfgang Franz. Insgesamt würden die Bürger mit neuen Belastungen konfrontiert, ohne dass Reformerfolge erkennbar seien. Die befragten Experten bewerten auch die Konjunkturaussichten der Eurozone deutlich schlechter. Hier verlor der Indikator 19,2 Punkte gegenüber dem Vormonat und erreichte nun noch 18,1 Punkte. Im Gegensatz zu ihren Zukunftsprognosen schätzen die Experten die aktuelle Lage in Deutschland aber deutlich besser ein.