Am 26. August 2025 jährte sich der Geburtstag von Wilhelm Joseph Behr zum 250. Mal. Die Stadt Würzburg erinnert an eine der prägendsten politischen Persönlichkeiten der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wie sie in einer Pressemitteilung schreibt.
Als Staatsrechtler, Professor und liberaler Abgeordneter in der Bayerischen Kammer hat Behr mutig für eine nationale Erneuerung gestritten, für Freiheitsrechte, gegen die Bevormundung durch Fürstenwillkür – und doch steht sein Name auch im Schatten einer tiefen gesellschaftlichen Spaltung, die bis heute Mahnung ist.
Behr wurde 1775 in Sulzheim geboren und war unter anderem Professor für Staatsrecht an der Julius-Maximilians-Universität sowie von 1821 bis 1832 Erster Bürgermeister der Stadt Würzburg. Früh setzte er sich für liberale und nationale Ideen ein – etwa beim Gaibacher Fest 1832, wo er öffentlich zur Weiterentwicklung der Verfassung aufrief. Diese Haltung brachte ihn in Konflikt mit der Monarchie: Nach einer politischen Anklage verbrachte er mehrere Jahre in Untersuchungshaft, wurde später verbannt und erst 1847 begnadigt.
Behr war nicht unumstritten und hinterlässt ein ambivalentes Erbe

Neben seinem politischen Mut hinterlässt Behr jedoch auch ein ambivalentes Erbe. So wandte er sich öffentlich gegen das bayerische Edikt zur Emanzipation der jüdischen Bevölkerung von 1813 – eine Haltung, die dem Geist der Gleichberechtigung widersprach und Teil eines gesellschaftlichen Klimas war, das 1819 in den sogenannten Hep-Hep-Krawallen, die in Würzburg ihren Anfang nahmen, gipfelte. Zwar war Behr nicht direkt beteiligt, doch seine Positionen wirkten mit in eine Zeit antisemitischer Ausschreitungen.
„Eine erinnerungskulturelle Auseinandersetzung mit historischen Persönlichkeiten wie Behr muss beides leisten: würdigen, was an seinem Einsatz für Rechtsstaat und Freiheit zukunftsweisend war und zugleich benennen, wo seine Vorstellungen Grenzen hatten, die wir heute klar benennen können – bei der universellen Geltung von Menschenrechten und Gleichheit“, betont Oberbürgermeister Martin Heilig.
Wilhelm Joseph Behr war eine Figur mit Ecken und Kanten – mutig, aber nicht makellos, visionär, aber nicht frei von den Beschränkungen seiner Zeit. Sein Gedenken heute bedeutet nicht Verklärung, sondern verantwortungsvoller Umgang mit Geschichte, erklärt die Stadt Würzburg.
Würzburg hält das Gedenken an Wilhelm Joseph Behr auf vielfältige Weise wach: Eine städtische Auszeichnung, die „Behr-Medaille“, erinnert seit 1983 an sein Engagement für die Demokratie, ebenso wie die „Behr-Halle“ ein Veranstaltungsraum im Rathaus. Sein Ehrengrab befindet sich auf dem Hauptfriedhof in Würzburg. Behr war 1819 auch zum Ehrenbürger Würzburgs ernannt worden. Anlässlich des 250. Geburtstags legte die Stadt einen Kranz zu Ehren Behrs nieder. (abra)
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