Entspannt lehnt sich Martha Maucher in ihrem Sessel zurück. Fünf Jahre hat sie die Würzburger Stadtbücherei geleitet, Ende des Monats geht sie in den Ruhestand, schreibt die Stadt in einer Mitteilung, aus der diese Informationen stammen. „Es war eine wilde Zeit“, sagt sie: „Fünf Jahre sind nun nicht die Welt, aber gefühlt waren sie eine sehr intensive und bereichernde Phase.“ Als sie sich damals entschied, noch einmal etwas Neues zu beginnen, wurde sie von ihren Freunden oft gefragt, warum sie das mache. „Ich hatte große Lust und Freude, noch einmal das ganze Spektrum der Bibliotheksarbeit zu erleben“, erklärt sie.
Doch das musste erst noch einmal warten. Denn als sie im Oktober 2020 von Höchberg nach Würzburg wechselte, stand das öffentliche Leben aufgrund Corona still. „Wir mussten das gesamte Haus gegen unser Selbstverständnis als Bücherei, als Ort der Begegnung aufstellen – mit Abstandsregeln und ohne Kontakte“, erinnert sie sich laut Mitteilung.
Erst nach Corona war wieder an normale Arbeit zu denken, den Bibliotheksentwicklungsplan weiter zu verfolgen, aber auch die Büchereien in Dritte Orte zu verwandeln. „Dritte Orte haben eine soziale Funktion“, weiß die scheidende Büchereileiterin. Denn die Aufgabe der Büchereien geht inzwischen über die reine Buchvermittlung hinaus, weiter hin zu einem Treffpunkt, einem sozialen Zentrum für ganze Stadtteile, so wie beispielsweise am Hubland. „Es sind Orte der Begegnung, die hier entstehen.“ Hier können auch Kontakte unter den Menschen entstehen. Dies ist etwas, was Martha Maucher selbst bewegt. Aber sie ist sicher, dass sich Büchereien noch viel weiter öffnen müssen.
„Ich habe in meiner Zeit hier eine Wahnsinnsgeduld gelernt, aber auch Hartnäckigkeit, habe gelernt Rückschläge zu verarbeiten und Brücken zu bauen“, sagt sie. Denn manche Entwicklung hat ihre Zeit gebraucht und manchmal waren auch einige Hindernisse zu überwinden. Aber was sie immer wieder angespornt hat, war die Zusammenarbeit mit ihrem Team, das die Wandlungsprozesse aktiv mitgestaltet hat, wie auch die Zusammenarbeit mit den Menschen in den Stadtteilen vor Ort, sei es am Hubland, am Heuchelhof oder in Versbach. Und sie sieht die Arbeit in der Stadtbücherei und an den Dritten Orten auch als eine Chance - eine Chance, den Menschen etwas zurückzugeben, wie einen Treffpunkt, der Beziehungen schaffen kann.
Kulturreferent Benedikt Stegmayer dankt Martha Maucher für ihre Arbeit als Leiterin der Stadtbücherei. „Ich bedaure Ihren Weggang außerordentlich. Sie haben den Bibliotheksentwicklungsplan kontinuierlich weiterentwickelt und vorangebracht und mit der Einrichtung der ‚Dritten Orten‘ Maßstäbe gesetzt. Dank Ihrer hervorragenden Arbeit wurde die Stadtbücherei mit dem Bayerischen Bibliothekspreis 2024 ausgezeichnet.“ Nachfolgerin von Martha Maucher ist Dr. Irina Turner. (afk)
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