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Würzburg: Glaube ist wie Fahrradfahren

Würzburg

Glaube ist wie Fahrradfahren

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    Horst Sauer ist Pfarrer in der Evangelisch-Lutherischen gebärdensprachlichen Kirchengemeinde in Bayern und erteilt Religionsunterricht am Berufsschulzentrum in Ochsenfurt.
    Horst Sauer ist Pfarrer in der Evangelisch-Lutherischen gebärdensprachlichen Kirchengemeinde in Bayern und erteilt Religionsunterricht am Berufsschulzentrum in Ochsenfurt. Foto: Karoline Hoffmann

    Nachmittags um halb fünf. Nach einem trüben Tag ist doch noch die Oktobersonne rausgekommen. Meine Gedanken wandern weg vom Schreibtisch hin zu meinem Fahrrad, das schon länger auf die nächste Ausfahrt wartet.

    Ich beschließe, eine Runde zu drehen. Von der Haustür geht es kurz bergab, runter ins Maintal. Die kühle, frische Herbstluft kribbelt auf meiner Haut. Ich rolle über die Mainbrücke. Wie schön sich doch der blaue Himmel, die Wolken, die Bäume auf der Wasseroberfläche spiegeln. Mein Blick geht nach vorn: Die Weinberge verfärben sich schon langsam, alles leuchtet in kräftigen Farben.

    Dankbarkeit erfüllt mich in diesem Moment. Ich fahre durch diese wunderschöne herbstliche Landschaft, schicke ein Gebet zum Himmel und danke Gott für diese Welt, die er wunderbar geschaffen hat.

    Fahrradfahren und Glaube, denke ich in diesem Moment, das ergänzt sich gut. Das Fahrradfahren habe ich einst erlernt. Ich kann mich noch gut erinnern, wie meine Mutter damals neben mir hergelaufen ist und mir Halt gegeben hat auf meinem kleinen Fahrrad. Irgendwann hat sie mir einen Schubs gegeben, mich losgelassen und ich bin allein weitergefahren.

    Auch den Glauben habe ich erlernt, vielleicht sogar zur gleichen Zeit wie das Fahrradfahren. Gelernt habe ich ihn von Menschen, die mir Halt gegeben und mir von ihren eigenen Glaubenserfahrungen erzählt haben, die mir dann auch einen Schubs dazu gegeben haben, mir meine eigenen Gedanken zu machen meine eigenen Glaubensvorstellungen zu entwickeln.

    Ich kurble weiter. Die Bewegung tut gut. Fahrradfahren ohne Bewegung geht nicht. Glauben ohne Bewegung geht auch nicht, denke ich. Denn der Glaube bewegt sich vorwärts mit den Jahren und den schönen und weniger schönen Erfahrungen im Leben und er verändert sich, genauso wie die Blicke in die Landschaft, wenn ich auf einer langen Radtour unterwegs bin. Und wie das Fahrradfahren verlernt man den Glauben auch nicht, wenn man immer in Übung und Bewegung bleibt.

    Der Glaube kann mir dazu verhelfen, dass mein Leben in der Balance bleibt, auch wenn es mal anstrengend und mühsam wird. Und wie das Fahrradfahren kann er meinem Leben neuen Schwung geben, gerade dann, wenn ich grüble und zögerlich bin und das Gift der Unzufriedenheit sich in mir breit macht.

    Ja, Glaube ist tatsächlich für mich wie Fahrradfahren. Und vielleicht entdecken Sie, liebe Leserin, lieber Leser, noch mehr Gemeinsamkeiten, wenn ihre Gedanken beim Fahrradfahren in Bewegung kommen.

    Horst Sauer ist Pfarrer in der Evangelisch-Lutherischen gebärdensprachlichen Kirchengemeinde in Bayern und erteilt Religionsunterricht am Berufsschulzentrum in Ochsenfurt

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