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LKR. HASSBERGE: Hausärzte hoffen auf Unterstützung

LKR. HASSBERGE

Hausärzte hoffen auf Unterstützung

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    Die Ärzteschaft – und besonders die auf dem flachen Land – galt früher als Hort konservativen Denkens und Handelns. Rebellische oder gar aufrührerische Naturen waren nur die berühmte Ausnahme von der Regel. Aber das war einmal. Jetzt steigen viele der selbstständigen Mediziner auf die Barrikaden und proben den Aufstand.

    Demonstriert haben sie vor kurzem bei einer Großveranstaltung in Nürnberg. Von den rund 8500 Hausärzten in Bayern waren über 7000 gekommen. Sie taten ihren Unmut über den überbordenden bürokratischen Aufwand und die miserable Bezahlung in lautstarken Protesten kund.

    Und nicht nur das. Die ersten Ärzte gaben sogar ihre kassenärztliche Zulassung zurück – einstweilen liegen diese Rückgabeerklärungen treuhänderisch bei einem Notar. Aber wenn sich bis zum 12. März bayernweit über 70 Prozent der niedergelassenen Mediziner zu diesem radikalen Schritt entschließen, wird's ernst. Dann nämlich gibt der Treuhänder die Erklärungen bei der kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) ab.

    Viele der rund 45 niedergelassenen Ärzte im Landkreis Haßberge waren in Nürnberg dabei. Obwohl noch keine offiziellen Zahlen bekannt gegeben wurden, ist durchgesickert, dass bayernweit schon gut 50 und im Landkreis Haßberge bereits sogar rund 60 Prozent ihre Zulassung zurückgegeben haben. Um die angepeilte 70-Prozent-Quote zu erreichen, wollen Roland Leitgeb, der Chef des Hausärzteverbandes Haßberge, und seine Gesinnungsgenossen bei ihren noch unentschlossenen Kollegen Überzeugungsarbeit leisten.

    „„Wenn ich 10 bis 15 Jahre jünger wäre, würde ich als Arzt auswandern“.“

    Dr. Erhard Stubenrauch Hofheim

    Daneben sollen die Öffentlichkeit umfassend informiert und vor allem die Patienten sensibilisiert werden. Der Plan: Ab dieser Woche liegen in den Hausarztpraxen Unterschriftenlisten aus. Mit ihrem Signum können sich ratsuchende Kranke mit ihrem Hausarzt solidarisch erklären und die Protestaktionen der Allgemeinmediziner unterstützen.

    In dem ebenfalls ausliegenden Informationsblatt wird beschrieben, was in der nächsten Zeit auf die Patienten zukommen könnte. Die ambulante Behandlung, befürchten die Mediziner, wird über kurz oder lang in so genannte Medizinische Versorgungszentren (MVZ) verlagert. Diese MVZ seien im Grunde nichts anderes als die ehemaligen Polikliniken in der DDR. Einziger Unterschied: Die Zentren würden zukünftig nicht vom Staat, sondern von profitorientierten privaten Klinikketten oder Kapitalgesellschaften betrieben.

    Was hätte das für die Patienten zu bedeuten? Keine Hausbesuche mehr beispielsweise und eine unpersönliche telefonische Betreuung durch Call-Center, meinen die Hausärzte. Eine wohnortnahe Gesundheitsversorgung durch freie Ärzte wäre dann wohl Vergangenheit. Selbstredend gäbe es auch keine Schweigepflicht mehr, behaupten die Mediziner.

    Außerdem ist eine Kundgebung auf dem Haßfurter Marktplatz geplant. Am 8. März hat man als Referentin die Publizistin Renate Hartwig eingeladen. Unter dem Motto „Wer kämpft, kann verlieren – wer nicht kämpft, hat verloren!“ wird sie alle Patienten aufrufen, sich für die bewährte ambulante medizinische Versorgung durch den Hausarzt ihres Vertrauens einzusetzen. Und am Abend gibt's dann im Zeiler Kino den passenden Film zum Thema: Der Streifen „Sicko“ des US-Amerikaners Michael Moore beschreibt die unmenschlichen Auswüchse einer profitorientierten Gesundheitsindustrie.

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