Mit weißer Weihnacht war es zwar mal wieder nichts, doch bereits am ersten Tag nach den Feiertagen, dem Samstag, kam der Winter mit Macht. Die Schneemengen hielten sich zwar in Grenzen, doch es blies ein eisiger Wind übers Land, der die feinen, pulvrigen Kristalle zu Schneewehen auftürmte. Natürlich auch auf den Straßen. Während sich im vergangenen Winter so mancher Autofahrer fragte, warum er überhaupt die Winterreifen aufgezogen hatte, war jetzt ein griffiges Profil Gold wert.
Die starken Verwehungen waren diesmal die große Herausforderung für die Räumdienste. Neuschnee, starker Wind und tiefe Temperaturen waren dafür verantwortlich, dass trotz eifrigem Streuen viele Straßenabschnitte schneebedeckt blieben, berichtet Peter Herbig, Dienststellenleiter der staatlichen Straßenmeisterei Schweinfurt nebst Stützpunkt Gerolzhofen. Der Wind fegte die Äcker leer und verteilte den Schnee auf den Straßen. Das merkten die Autofahrer besonders gut auf der B 286. Wo schützende Hecken standen, war die Straße frei, wo nicht, lag Schnee. Dazu kam, dass am Wochenende zwischen Weihnachten und Silvester nur wenig Verkehr herrschte und somit der Schnee nicht zusammengefahren wurde.
Bei starkem Frost wenig Wirkung
Und: Das Salz konnte seine Tauwirkung nicht voll entfalten, weil zu starker Frost herrschte, im Raum Gerolzhofen um die minus sechs Grad, in Münnerstadt schon minus acht Grad.
Was Peter Herbig als erfahrener Straßenmeister selbst verwunderte: In einer einzigen Frostnacht entstanden auf der B286 bei Schwebheim tiefe Schlaglöcher. „Da war vorher nichts zu sehen, das ging rasend schnell.“ Zwischen 7 und 10 Uhr hatten sich am Sonntag bis zu drei Zentimeter tiefe Löcher gebildet. Peter Herbig geht davon aus, dass die Teerdecke vorher schon durch Frost rissig geworden war. Jetzt in der Tauphase flickt die Straßenmeisterei die Löcher notdürftig.
Rund 200 Tonnen Salz haben die Fahrzeuge von staatlicher Straßenmeisterei und Landkreisbauhof auf die rund 400 Kilometer langen Fahrbahnen in ihrem Zuständigkeitsbereich gestreut. Staat und Landkreis arbeiten im Winterdienst seit 1997 zusammen. Um Fahrtrouten abzukürzen, streuen dabei staatliche Fahrzeuge Kreisstraßen mit und umgekehrt. So wird vermieden, dass der Winterdienst der einen Seite untätig über die Straßen der andern fährt, bevor es an der nächsten Staats- oder Kreisstraße weitergeht.
Das verbrauchte Salz wird sofort nachgekauft, um die Depots in Schweinfurt und Gerolzhofen beim Staat beziehungsweise in Oberwerrn und Gerolzhofen beim Kreis aufzufüllen. Lieferengpässe gibt es zurzeit nicht. Erst wenn sich der Winter dem Ende zuneigt, wird nicht mehr nachgeordert.
Die leichten Plusgrade dieser Tage bedeuten nicht, dass der Winterdienst seine Arbeit einstellen kann. Erst an diesem Freitag hat die Staatliche Straßenmeisterei zum Beispiel vorsorglich die Autobahn A 70 gestreut. „Besonders Temperaturen um die null Grad sind gefährlich“, sagt Peter Herbig.
Mit vier Fahrzeugen – wie auch der Staat – war auch der Kreisbauhof während der Schneetage im Raum Gerolzhofen im Dauereinsatz, berichtet Joachim Bördlein, Leiter des Bauhofs an der Schallfelder Straße. Er ist immer froh, wenn es in der heiklen Zeit zu keinen Verkehrsunfällen kommt. Beim ersten Angriff von General Winter blieb es bei einigen wenigen Blechschäden.
Mit Tempo 100 zur Arbeit
Was Bördlein besonders ärgert, sind die drei bis vier Anrufe im Bauhof pro Schneetag, in denen sich Mitbürger über schlecht geräumte Straßen beschweren. Gerade an Extremtagen wie jetzt mit Schneeverwehungen ist ihm das völlig unverständlich. „Diese Leute wollen wohl jeden Tag mit Tempo 100 auf die Arbeit.“ Andere berufen sich auf ihre Steuerzahlungen. Dafür hätten sie ein Recht auf freie Straßen. „Der Herrgott lässt den Schnee kommen und auch weder gehen“, mahnt Bördlein zu etwas mehr Gelassenheit.
Wendiger Radlader
Mit zwei Fahrzeugen war der städtische Bauhof in Gerolzhofen unterwegs, um die Straßen der Stadt befahrbar zu machen. Eine große Hilfe ist der neue Radlader mit Schneeschild, sagt Peter Siedler vom Bauhof. Mit ihm können die Parkplätze besser vom Schnee befreit werden, weil er wendiger ist als die Unimogs. Nachdem der Radlader geschoben hat, rückt der Unimog nach und streut.
Mit rund 30 Schnee- und Frosttagen rechnen die Winterdienste für ein durchschnittliches Jahr. Der vergangene Winter blieb weit unter dieser Zahl. Und der laufende sieht bisher auch eher zahm aus aus. Dennoch sind die Männer in den orangenen Fahrzeugen allzeit gerüstet.