Musik ist zeitlos und behält ihre Schönheit auf Dauer. Sie will aber immer wieder neu interpretiert werden. Zeuge zweier faszinierender Auseinandersetzungen mit dem Jazz wurde das Publikum bei der Veranstaltung des Kulturamts. Denn an diesem Abend traf mit dem Saxophon-Quartett des Celtis-Gymnasiums Schweinfurt und dem „Ed Sperber Kaleidoskop“ musikalische Unbeschwertheit auf kreative Professionalität.
Eigentlich hatten sich die Zuhörer in der voll besetzten Rathaushalle „nur“ auf einen Jazzabend mit dem Quartett „Kaleidoskop“ gefreut. Doch Ed Sperber war beim Regionalwettbewerb „Jugend musiziert“ vergangenen Monat von den Leistungen des Saxophon-Quartetts des Celtis-Gymnasiums so angetan gewesen, dass er die 13 bis 16 Jahre alten Musiker spontan als „Vorgruppe“ zu seinem Konzert einlud. „Ihre Vorträge haben mich vom Hocker gerissen“, teilte er den Gästen mit. „Die vier jungen Musiker sind eine Ausnahmeerscheinung und haben sich zu Recht mit einem ersten Preis für den Landeswettbewerb qualifiziert.“
Die beiden Kompositionen „Ulla in Africa“ von Heiner Wiberry und „Libertango“ von Astor Piazolla, die Christof Kern (Sopransaxophon), Maria Maier (Baritonsaxophon), Anna-Christine Brand (Tenorsaxophon) und Anna-Lena Weigand (Altsaxophon) in Haßfurt darboten, stießen auch beim Publikum auf große Begeisterung. „Das war ein Paukenschlag“, sagte Wilhelm Stuhlfelder, der an der Realschule in Haßfurt das Schulorchester leitet. „Denn nur junge Menschen können so frisch spielen.“
Die Mitglieder des „Ed Sperber Kaleidoskops“ indes sind im Geiste jung geblieben. Darüber hinaus können sie auf jahrzehntelange Bühnenerfahrung zurückgreifen. So hat Ed Sperber (Klarinette, Alt- und Tenorsaxophon, Querflöte und Gesang) 20 Jahre das Tanzorchester des Bayerischen Rundfunks (BR), Studio Nürnberg, geleitet. Und er hat als Professor an der Hochschule für Musik in Würzburg unterrichtet. Musik ist sein Leben. Und die Töne, die er seinen Instrumenten und seiner Stimme so sensibel und ausdrucksvoll entlockt, sind nicht nur „Musik für die Ohren“, sondern auch für die Seele. Der warme Ton seiner Instrumente und seine wunderschönen melodischen Linien sind charakteristisch für das Spiel des 1937 geborenen Musikers, ebenso fand sein nuancenreicher Jazzgesang großen Anklang.
Der 78-jährige Pianist Thomas Fink aus Herzogenaurach war ebenfalls viele Jahre für den BR in Nürnberg tätig. Er gilt als einer der „swingendsten Pianisten Deutschlands“. Er ist ein „Tastentänzer“ mit einem faszinierenden Erfindungsreichtum und einer unglaublichen Fingerfertigkeit. Dem humorvollen Pianisten, der immer wieder spontan mit dem Publikum scherzte, merkt man den Spaß an der Musik an, der sich wiederum auf den Zuhörer überträgt. Sein Sohn, der Kontrabassist Johannes Fink aus Berlin, und der Schlagzeuger Werner Schmitt aus München, der schon mit Max Greger spielte und Mitglied des Orchesters Hugo Strasser ist, vervollkommneten mit ihren swingenden, impulsiven und rhythmisch-variantenreichen Ideen das Spiel des Quartetts.
Nach dem langen Applaus verabschiedeten sich die Musiker mit einer Zugabe und dem Versprechen, wieder nach Haßfurt zu kommen.