Über 25 Jahre ist es her, dass die letzten Autos über die Alte Mainbrücke rollten. Inzwischen haben Fußgänger, Radfahrer und die Brückenschöppler das altehrwürdige Bauwerk unter sich aufgeteilt. Aufgeteilt ist auch noch der Belag der Brücke, nämlich in die alte Fahrbahn in der Mitte und die beiden abgesetzten Bürgersteige an den Seiten. Seitdem der Autoverkehr Anfang der 1990er Jahre von der Brücke verbannt worden ist, gab es immer wieder Stimmen, die eine Niveauangleichung von Bürgersteigen und ehemaliger Fahrbahn forderten.
"Es geht ja nicht um irgendetwas Kleines"
Knut Wolfram - Staatliches Bauamt Würzburg
Doch da gibt es ein Problem. Denn die Aufteilung geht weiter. Der Unterhalt für die Brückenkonstruktion ruht auf den Schultern des staatlichen Bauamtes in der Weißenburgstraße, lediglich der Unterhalt für die Figuren, die Fahrbahnoberfläche, die Gehsteige und die Beleuchtung liegt bei der Stadt. "Das geht zurück auf eine Klage der Stadt Würzburg aus den 1950er Jahren, die bis vor das Bundesverwaltungsgericht nach West-Berlin ging und in den 1960er Jahren entschieden wurde", weiß Knut Wolfram vom staatlichen Bauamt. Er ist dort Leiter der Abteilung Brückenbau. "Damals ging es um die Wiederaufbaukosten nach dem Krieg, und das Gericht stellte sich auf den Standpunkt, dass der Freistaat die Nachfolge der Fürstbischöfe angetreten hatte und darum die Baulast für das Brückenbauwerk zu tragen habe."

Deshalb hatte der inzwischen aus dem Amt geschiedene Stadtbaurat Christian Baumgart immer wieder betont, es dürfe nichts getan werden, was den Gesamtunterhalt der Brücke komplett auf die Stadt verlagern würde. "Das ist auch der einzige Fall, den ich kenne, wo der Nutzer der Fahrbahn nicht auch die Baulast für die ganze Brücke hat", fährt Wolfram fort. Auch den Unterhalt der sogenannten Silberstiege vom Oberen Mainkai auf die Brücke trage die Stadt, berichtet Wolfram. "Die hat sie ja damals auch bauen lassen", sagt er. Ihren Namen hat die Silberstiege davon, dass sie beim Bau 1875 das Doppelte der veranschlagten Kosten verschlungen hat.

Oberbürgermeister Christian Schuchardt hatte im Sommer 2016 dem staatlichen Bauamt einen Brief geschrieben und darum gebeten, der Stadt die Sanierungspläne des Bauamtes offen zulegen. Parallel habe man bei der Fachabteilung Tiefbau Überlegungen angestellt und bereits genaue Aufmaße aufgenommen, antwortete damals Baumgart auf eine Anfrage des Grünen-Stadtrates Michael Gerr im März 2017. Sobald die technischen Grunddaten seitens des staatliche Bauamts vorlägen, könne mit den Oberflächen entsprechend reagiert werden. Es könne erst weitergehen, wenn von dort eine Antwort gekommen sei.
"Das ist nicht so einfach, es geht ja nicht um irgendetwas Kleines", sagt Wolfram. Die Alte Mainbrücke sei letztmalig in den Jahren 1977/78 gemeinsam mit der Stadt saniert worden. "An den Ausblühungen am Mauerwerk unter der Brücke sehen sie, dass es einmal wieder Zeit dafür wäre", zeigt Wolfram bei einem Ortstermin an der Brücke. "Wir sind deshalb seit gut zwei Jahren dabei, die Brücke in allen Einzelheiten aufzunehmen und versuchen nachzuvollziehen, was bei der Sanierung damals gemacht worden ist".

Die Baulast des Amtes beginnt dort, wo auf beiden Seiten der Brücke die ersten Bögen den Mainkai und die Leonhard-Frank-Promenade überspannen. Bogen Nummer acht, über dem Oberen Mainkai, gilt als der älteste. "Er stammt noch von der ursprünglichen Brücke, die der Baumeister Enzelin im 12. Jahrhundert erbaut hat", weiß Martin Memmel, Sachgebietsleiter Überwachung und Unterhalt von Bauwerken beim staatlichen Bauamt. "Der Rest hat wohl dem Magdalenenhochwasser 1342 und den folgenden Hochwassern nicht standgehalten", vermutet er. "Unsere Brücke ist nämlich älter als die in Regensburg, das müssen Sie unbedingt schreiben", sagt Wolfram.

Probleme machen nicht die Steine der Brücke, auch wenn diese Risse und Sprünge zeigen, das Hauptproblem ist die Abdichtung unter der Fahrbahn. "Unter der Brücke wachsen im Winter Eiskörper aus dem Mauerwerk, das ist kein gutes Zeichen", sagt Wolfram. Memmel zeigt auf die Stalaktiten im siebten Brückenbogen, die man mit dem bloßen Auge deutlich erkennen kann. "Auch da sieht man es", sagt er. "Teilweise lösen sich innen auch Putzflächen oder Wasserspeier fallen ab", sagt Wolfram. "Solange ich lebe wird die Brücke nicht einstürzen", versichert er, "aber solange sollten wir nicht warten."
Es riecht muffig im Inneren der Brücke
Durch eine Stahltür und über eine kurze Treppe geht es in den ersten Pfeiler hinauf. "Hier riecht man, welches Problem die Brücke hat", sagt Memmel. Es riecht muffig. Vor zwei Jahren sei der Raum gestrichen worden, berichtet Wolfram. Die Farbe blättert schon wieder großflächig ab. Er zeigt Fotos, auf denen ein Zollstock gut zehn Zentimeter tief in kaputten Mauerfugen verschwindet. Dann packt er Pläne aus und zeigt, wie viele Leitungen im Untergrund der Gehsteige und der Fahrbahn den Main überqueren. "Die liegen so knapp unter den Gehwegen, dass eine Auflage beim Stadtfest immer ist, dass sie nicht befahren werden dürfen", weiß er.
Diese Kabel gehören zur Straßenbeleuchtung und zur Steuerung für das Wehr, Wasser und Gas seien schon vor längerer Zeit abgeklemmt worden, ergänzt Memmel. Ein Problem würden die Stahlbetondecken bilden, die bei der letzten Sanierung eingebaut worden seien, sagt er fort. "Man kann mit der Straße nicht runtergehen, aber auch nicht hoch", spricht er noch einmal die defekte Abdichtung an.

Denn wenn der Brückenkörper saniert ist und die Stadt die Oberfläche neu gestaltet, warten schon die nächsten Probleme. "Wie führt man die Radfahrer?", fragt Wolfram. "Am Rand geht nicht, da ist die Brüstung mit 85 Zentimetern zu niedrig, die müsste mindestens 1,30 Meter hoch sein", weiß er. "Es bleiben als Möglichkeiten ein Radweg in der Mitte und rechts und links die Fußgänger oder ein Geländer auf der Brüstung", sagt Wolfram. "Letzteres sehen wir sehr kritisch."
Dauern wird die Schadensaufnahme noch bis Ende dieses Jahres schätzt er, da müsse man einen langen Atem haben. "Die Alte Mainbrücke hier in Würzburg liegt uns aber schon am Herzen", versichert er. "Wenn wir soweit sind, werden wir zu gegebener Zeit Besprechungen mit der Stadt Würzburg ansetzten", sagt der Fachmann vom staatlichen Bauamt. "Aber das macht derzeit noch keinen Sinn auf die Stadt zu zugehen. Denn das Vorgehen muss durchdacht sein, wir wollen ja keine Luftschlösser bauen."
Die Alte Mainbrücke An der Stelle der gegenwärtigen Brücke soll vom Baumeister Enzelin schon um 1120 mit dem Bau einer steinernen Brücke begonnen worden sein, die laut einer Urkunde 1133 fertiggestellt war. Die Brücke ist rund 180 Meter lang und hat acht Bögen, die bis zu 15 Meter überspannen. Das Magdalenenhochwasser ereignete sich am Magdalenentag des Jahres 1342, den 21. Juli. Damals wurde der bis heute höchste Wasserstand des Maines in Würzburg registriert, es soll bis über die Stufen des Domes gestanden haben. Die Hochwassermarke ist am Bogen am Eingang zum Grafeneckart zu sehen. Im Laufe der Zeit nahmen die Schäden durch Hochwasser und die geflößten Stämme aus dem Frankenwald zu, so dass 1476 mit dem Bau der heutigen Mainbrücke begonnen wurde. Hierbei wurden Teile der alten Bausubstanz integriert. Die Alte Mainbrücke war bis 1886 die einzige Straßenverbindung über den Main in der Stadt. Erst 1886 wurden die heutige Friedensbrücke und 1896 die Ludwigsbrücke gebaut. Die Ausgestaltung der Brücke mit zwölf Standbildern erfolgte in barocker Zeit. Sie stehen auf den Plattformen der Brückenpfeiler und haben etwa eine Höhe von 4,50 Meter. Die Zerstörungen an der Brücke 1945 durch die Wehrmacht wurden 1950 wieder repariert.