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Würzburg: Neuer Roman: So könnte Würzburg nach der Klima-Apokalypse aussehen

Würzburg

Neuer Roman: So könnte Würzburg nach der Klima-Apokalypse aussehen

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    In Lisa-Marie Reuters Roman "Exit this City" sind im Würzburg der Zukunft die Weinberge zu Reisterrassen geworden und die Festung Marienberg zur Zentrale eines skrupellosen Lebensmittelkonzerns.
    In Lisa-Marie Reuters Roman "Exit this City" sind im Würzburg der Zukunft die Weinberge zu Reisterrassen geworden und die Festung Marienberg zur Zentrale eines skrupellosen Lebensmittelkonzerns. Foto: Daniel Peter

    Im Jahr 2158 hat der Klimawandel die Welt fest im Griff. Deutschland ist zum verarmten Agrarland geworden, weltweit fliehen Menschenvor Naturkatastrophen. Die Lebensmittel werden knapp und Stiche von genmanipulierten Bienen führen zum Tod. Auch in Unterfranken ist der Großteil der Bevölkerung stark davon betroffen – bis eine Revolution ausbricht und die Aufständischen "Residence City", das ehemalige Würzburg, ansteuern.

    Die Dystopie entspringt den Gedanken der Würzburgerin Lisa-Marie Reuter und spielt sowohl in Deutschland als auch in Indien. Mit dem Roman "Exit this City" hat die 33-jährige Lektorin nun ihr Debüt veröffentlicht. Im Gespräch mit dieser Redaktion verrät sie, weshalb sie mit ihrem Roman auch zum Nachdenken anregen will.

    Frage: Wie ist die Idee zu "Exit this City" entstanden?

    Lisa-Marie Reuter: Die Idee ging aus einem Kurzgeschichtenwettbewerb hervor, den der Verlag FISCHER Tor Ende 2017 veranstaltet hat. Dort habe ich eine Kurzgeschichte eingereicht, die auch schon das Thema Klimawandel hatte und in Indien spielte. Das hat dem Verlag wohl gefallen, denn kurz danach kam die Anfrage, ob ich mir vorstellen könnte, einen Roman aus ähnlichen Zutaten zu schreiben.

    Wie lange haben Sie an Ihrem Debüt gearbeitet?

    Reuter: Ich habe unmittelbar nach der Rückfrage des Verlags, Anfang 2018, damit angefangen. Ich habe erstmal Ideen gesammelt, dann ein Exposé ausgearbeitet. Da ich Vollzeit als Lektorin arbeite, hat das etwas länger gedauert. Mitte 2019 war dann klar, dass ich das Buch schreibe. Danach habe ich den Roman innerhalb von sechs, sieben Monaten geschrieben. 

    Welchen Bezug haben Sie zu Indien?

    Reuter: Ich habe in Würzburg Indologie, also Südasienkunde studiert. Das hat mir Spaß gemacht. Nach dem Studium habe ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl gearbeitet und mich dabei mit indischen Sprachen auseinander gesetzt. Im Studium habe ich Hindi gelernt und spreche das ganz gut. Alle ein, zwei Jahre war ich in Indien. Da lag es nahe, dass ich mich auch beim Schreiben damit auseinandersetze.

    Ein Teil der Geschichte spielt in Unterfranken, der andere in Neu-Delhi. Weshalb an diese beiden Orten?

    Reuter: Die Stadt Neu-Delhi kenne ich sehr gut, weil ich längere Zeit dort war. Auf der anderen Seite ist Delhi auch den meisten Leuten hier ein Begriff. Mit anderen großen indischen Städten ist es schon schwieriger, die kennt nicht mehr jeder. Neu-Delhi ist ein guter Anknüpfungspunkt für deutsche Leserinnen und Leser. Damit der Roman nicht allzu exotisch wird, habe ich mich dazu entschieden, noch einen Schauplatz in Deutschland dazu zu nehmen. Da lag Unterfranken nahe. Es ist die Region in Deutschland, in der ich mich am besten auskenne. Ich fühle mich gern wohl, bei dem was ich schreibe. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, die Geschichte auch hier in der Gegend spielen zu lassen.

    In "Exit this City" geht es auch um Nahrungsmittelknappheit, es wird zwischen künstlich produzierten und echten Lebensmitteln unterschieden. Was steckt hinter der Idee?

    Reuter: Es gibt jetzt schon Pionierprojekte, bei denen man Lebensmittel aus Insekten oder Algen herstellt. Diesen Gedanken habe ich weiter gedacht. Momentan haben wir noch eine Art Hemmschwelle, ich glaube, es fällt uns schwer etwas zu essen von dem wir wissen, dass es aus Insekten besteht. Dabei ist es eine riesige Chance, solche Lebensmittel herzustellen, die kostengünstig und klimaschonend sind. Das war für mich der Aufhänger an der Thematik.

    In Jahr 2158 lösen die Bienen mit ihrem Stich eine tödliche Krankheit aus. Was hat Sie dazu inspiriert?

    Reuter: Ich habe erst über Moskitos nachgedacht, die teilweise schon aus südlicheren Regionen einwandern und Krankheiten, wie beispielsweise Malaria, übertragen können. Ich bin aber recht schnell bei den Bienen gelandet. Sie stehen symbolisch für den Klimawandel und das Artensterben. Eigentlich sind sie total positiv besetzt, in der Geschichte aber stellen sie eine Bedrohung dar.

    Auch durch die aktuelle Klimadebatte wird das Thema Klimawandel immer präsenter. Haben Sie sich bewusst für einen Climate Fiction Roman entschieden?

    Reuter: Nein, für mich war es ein neues Genre. Beim Kurzgeschichtenwettbewerb habe ich mich erstmals daran gewagt. Das Genre an sich ist in Amerika schon länger ein Begriff, in Deutschland kommt es aber gerade erst an. Dabei sind die Genregrenzen zwischen Science Fiction und Climate Fiction sehr fließend. Wenn man sich mit der Welt der Zukunft beschäftigt, spielt das Thema Klima eigentlich fast immer eine Rolle. 

    Ist ihr Debüt auch eine Art Kritik an der aktuellen Klimapolitik?

    Reuter: Ich habe mich für eine etwas negativere Herangehensweise entschieden, weil das dann doch etwas mehr provoziert oder zum Nachdenken anregt. Ich denke, ich bin aber nicht in der Position, Kritik zu äußern. Uns allen ist bewusst, wie schwierig die Situation bezüglich des Klimawandels ist und wie schwierig es sein muss, die ganze Welt zum Umdenken zu bewegen. Das sind einfach wahnsinnig komplexe Prozesse. Natürlich würden wir gerne alle den Klimawandel rückgängig machen. Aber geht nur mit einer riesigen Kraftanstrengung, die niemand allein stemmen kann und für die niemand allein verantwortlich ist. Das Buch soll in erster Linie unterhalten und eine spannende Geschichte erzählen.

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