Welche Tragweite ihr Entschluss zum Erwerb eines jahrhundertealten, sanierungsbedürftigen Hauses haben wird, konnten Birgit Terhorst und Bodo Damm im Jahr 2014 nicht annähernd erahnen. Zurückblickend sei der Kauf des Anwesens aus dem 15. Jahrhundert wegen der nicht absehbaren Sanierungskosten und dem damit verbundenen Finanzierungsaufwand ohne jegliche Förderzusage für die beiden Geologie-Professoren gleichbedeutend mit einem Sprung in einen Abgrund gewesen, resümierte jetzt Birgit Terhorst.
Sieben Jahre harter Arbeit mit immenser Eigenleistung der Eigentümer
Sieben Jahre harter Arbeit mit immenser Eigenleistung der Eigentümer und viel Handwerkskunst nahm die denkmalgerechte Instandsetzung des Hauptgebäudes samt der beiden Nebengebäude in Anspruch. Dazu kamen noch einmal Kosten von rund 1,3 Millionen Euro. Das wurde jetzt honoriert: Das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst zeichnete die Beiden mit der Bayerischen Denkmalschutzmedaille aus. Stellvertretend für Staatsminister Bernd Sibler und Generalkonservator Prof. Mathias Pfeil überreichte Hans-Christof Haas, Gebietsreferent des Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, die Auszeichnung am Donnerstag in Thüngersheim.
"Thüngersheim und die Gesellschaft müssen dankbar sein."
Thomas Eberth - Landrat
Viele Gerüchte, aber keinerlei gesicherte Bestätigungen kursieren um das ehemalige Bischofshaus in Thüngersheim. Allerdings wegen eines in ein Fenstergewand gleich neben dem Hofeingang eingemeißelten Schriftzugs samt Wappen wird es dem früheren Würzburger Fürstbischof Friedrich von Wirsberg (1507 bis 1573) zugeordnet. "Her Fridrich von Wirsberg uns Bissof zu Wuczburg", ist dort zu erkennen.

Erbaut im 15. Jahrhundert als Fachwerkhaus, war es dem Würzburger Fürstbischof Friedrich von Wirsberg bei dessen Übernahme im 16. Jahrhundert für eine Amtsvogtei offenbar nicht vornehm genug. So wurde im Stil der Renaissance dem gotischen Fachwerkbau eine repräsentativere Steinfassade vorgesetzt. Die Steinmetzarbeiten deuten auf die Würzburger Dombauhütte hin. Die als "Echtergotik" bekannt gewordene retrospektive Architektur steht plakativ für die Gegenreformation.
Dere Eigenanteil an den Kosten betrug 450 000 Euro
Und auch im Inneren verschwand im Laufe der Jahrhunderte das Fachwerk hinter glatten Wandverkleidungen aus Heraklit und Gipskarton. "Dieses besondere Stück unterfränkischer Architektur holten Birgit Terhorst und Bodo Damm mit viel Mühe, Zeit und Engagement aus dem Dornröschenschlaf", zollte Denkmalschützer Haas den Eigentümern Anerkennung.

Freilich fand das Eigentümer-Paar in Felix Tannenberg nicht nur einen Architekten und Spezialisten für Denkmäler. Er eröffnete ihnen auch Wege zu Fachbehörden und Fördergebern. Von den geschätzten 1,3 Millionen Euro an Investitionskosten für die Gesamtmaßnahme verblieb nach Zuschüssen aus verschiedenen Fördertöpfen letztlich ein Eigenanteil von 450 000 Euro - und mehr als 1500 Arbeitsstunden Eigenleistung. Die Gesamtfördersumme von 950 000 Euro wurde gedeckt durch den Entschädigungsfonds, einem von Freistaat und Kommunen gefüllten Fördertopf für die Denkmalpflege, die Städtebauförderung, Deutsche Stiftung Denkmalpflege und 50 000 Euro kamen aus dem Haushalt des Landkreises Würzburg.

ein Paradebeispiel für die Zusammenarbeit zwischen Bauherr, Planer und Förderbehörden
Übereinstimmen bezeichneten Architekt Felix Tannenberg und Hans-Christof Haas das Projekt als ein Paradebeispiel für die gelungene Zusammenarbeit zwischen Bauherr, Planer und Förderbehörden. Und gemeinsam mit Bundestagsabgeordneten Paul Lehrieder (CSU) zeigte sich auch Landrat Thomas Eberth begeistert: "Thüngersheim und die Gesellschaft müssen dankbar sein, dieses herausragende Beispiel denkmalgerechter Sanierung und Innenentwicklung als steinernes Zeitzeugnis der Geschichte mit seinen schönen, tragischen, leidvollen und freudigen Momenten, in die Zukunft überführt zu bekommen", äußerte Eberth.