Pfarrer wollte er auf gar keinen Fall werden. Weil sein Vater einer war, weil die Erwachsenen in den Augen ihrer Kinder sowieso immer das Falsche tun und weil ihn das Ganze (zunächst) überhaupt nicht interessierte, macht Friedrich Wunderlich im Gespräch deutlich. Sport und Latein, darin sah er seine Lebensaufgabe nach dem Abitur, später versuchte er sich auch in ein paar Takten Medizinstudium und Architektur.
Dass er sich dann doch dem geistlichen Beruf zugewandt hat, habe daran gelegen, dass er immer neugieriger darauf geworden sei, was die Wissenschaft von Gott den Menschen so alles zu erzählen hat und an einigen markanten persönlichen Erlebnissen in der Zeit seines menschlichen Heranreifens.
Morgen, Sonntag, wird Pfarrer Wunderlich 65 Jahre. Dieser Tag ist für ihn auch ein Tag des Abschieds vom Beruf des Pfarrers. Bereits am Montag darf er sich Pfarrer im Ruhestand nennen.
Sein bevorstehender Weggang werde aber kein endgültiger Abschied von seinen Remlingern sein, bekennt der Pfarrer. Er denke darüber nach, nach einer gewissen Sabbat-Zeit wie bisher im Posaunenchor mitzuspielen, außerdem stehe er dann auch weiter für Gottesdienste zur Verfügung.
„Abschied ist die Möglichkeit zu einem Neuanfang, theologisch gesehen sogar eine Wiedergeburt in ein neues Leben“, sinniert Wunderlich. Dieses neue Leben sieht anders aus als sein bisheriges. Keine Verantwortung mehr für die Verwaltung einer Kirchengemeinde, kein Rund-um-die-Uhr-Dienst mehr für seine Gläubigen – die sich aber weiterhin an ihn wenden dürfen, wenn sie das Bedürfnis nach einem Gespräch haben. Auch wenn er in Marktheidenfeld wohnen wird.
„Auf keinen Fall werde ich die Enten am Main füttern“, wehrt er ab. „Ich bin neugierig auf das, was auf mich zukommt.“
„Die Menschen waren und bleiben das Wichtigste für mich“, versichert Wunderlich. Viel zu gerne war er Seelsorger in Remlingen, fast 23 Jahre lang. „Mein Herz springt vor Freude, wenn mich die kleinen 'Kröpf' aus der Schule und dem Kindergarten schon von weitem grüßen. Auch mit der Jugend, den Erwachsenen, der Kommune und den Vereinen hat es wunderbar geklappt.“
Als er 1985 seinen ersten Gottesdienst in Remlingen feierte, waren schon mehrere Begegnungen mit der Kirchengemeinde vorausgegangen. Als Militärdekan in Veitshöchheim hielt er schon etliche Male „die Kirche“ in St. Andreas.
„Die Menschen und der Ort selbst haben mir damals sofort zugesagt. Deshalb habe ich mich sofort um die Priesterstelle hier beworben. Die Kirchengemeinde, die mein Vorgänger Jürgen Bittner hinterlassen hat, war ausgesprochen gut aufgestellt, die Arbeitsmöglichkeiten attraktiv, und mit den Gläubigen konnte man wirklich Gemeinde gestalten, wie es das Ziel meines Berufes ist.“ Das Zusammenwirken mit seinen Mitarbeitern sowie dem Kirchenvorstand nennt Wunderlich ausgesprochen vertrauensvoll und äußerst intensiv.
Alleine hätte er das Arbeitspensum aber nicht schaffen können. Wunderlich war ab 1988 auch Seniorpfarrer sprich Vertrauensmann des Pfarrkapitels Würzburg. 1992 stand der Neubau des Kindergartens an, 1995 die Innenrenovierung der Kirche, im vorletzten Jahr die Modernisierung des Gemeindesaals und vergangenes Jahr die Restaurierung des Geläuts von St. Andreas.
Schon vor Jahren gab ihm Dekan Dr. Martin Elze den Auftrag, die bereits ausgebaute Pfarrscheune mit Leben auszufüllen. Regelmäßige geistliche, kulturelle und gesellschaftliche Veranstaltungen zeugen davon, dass es ihm gelungen ist.
Am Sonntag, 6. April, begeht die Gemeinde mit ihm um 14 Uhr den Abschiedsgottesdienst. Danach wird in der Pfarrscheune gefeiert. Betreut wird die Kirchengemeinde noch bis April kommenden Jahres verwaltungsmäßig von Pfarrer Robert Foldenauer aus Thüngen, Gottesdienste, Beerdigungen, und Hochzeiten wird Pfarrer Peter Laudi aus Uettingen halten. Unterstützt wird er dabei von Pfarrer Klaus-Dieter Eichner aus Uettingen und Prädikant Falko Salzer. Statt um neun Uhr finden die Gottesdienste eine halbe Stunde später statt.
Zur Person
Pfarrer Friedrich Wunderlich stammt aus Altenstein bei Ebern im Hassbergkreis. Auch sein Vater war Pfarrer. 1952 zog die Familie nach Ottensoos bei Lauf in der Hersbrucker Schweiz. Das Neue Gymnasium Nürnberg schloss Wunderlich 1964 mit dem Abitur ab. Studiert hat er in Erlangen und Tübingen. Das erste theologische Examen schloss er bereits nach acht Semestern in Ansbach ab. Es folgten drei Jahre als Stadtvikar in der Pfarrei St. Paul in Fürth. 1970 heiratete er seine Frau Charlotte, die an der Erlangener Hautklinik tätig war. Er folgte später dem Ruf nach Lanzendorf bei Bad Berneck. Berufen wurde er auch als Bundeswehrpfarrer nach Hammelburg (fünf Jahre) und zum Militärdekan nach Veitshöchheim (drei Jahre).