Seit einigen Jahren gibt es im Kirchheimer Heblingshof eine Muschelkalk-Museum. Seit kurzem ist es um einige bedeutende Ausstellungsstücke reicher. Der deutschlandweit bekannte Bildhauer Paul Brandenburg hat nach der Auflösung seines Ateliers bei der Firma Zeidler & Wimmel, wo er jahrzehntelang arbeitete, seine Modelle, Entwurfsskizzen und Vorarbeiten dem Historischen Verein, der den originalgetreu erhaltenen fränkischen Bauernhof unterhält, überlassen. Beim vergangenen Museumsfest am Tag des offenen Denkmals war die Sammlung erstmals zu sehen.
„Als Bildhauer hat Paul Brandenburg den heimischen Muschelkalk als Werkstoff außerordentlich geschätzt“, erzählt der Mitarbeiter des Historischen Vereins Werner Reitinger, der 40 Jahre lang bei dem Natursteinbetrieb als Steintechniker gearbeitet hat und den Kontakt zu dem Künstler vermittelte. Besonders dass der kompakte Quaderkalk selten mit Einschlüssen verunreinigt ist, kam Brandenburgs Arbeitsweise entgegen. Ausgehend von einem ebenso großen Gipsmodell arbeitete er mit Klüpfel und Meißel seine oft dreidimensionalen Figuren aus den Felsblöcken heraus. Hinzu kommt die charakteristische Färbung des Kalkgesteins, die den Schattenwurf der Figuren unterstützt.
Die Stein- und Bronzeskulpturen, Denkmäler und Brunnen des heute 83-jährigen Bildhauers sind deutschlandweit zu finden. Über 140 Kirchen und Kapellen sowie Kreuzwege, Kreuze oder Figuren hat der 1930 in Düsseldorf geborene Künstler, nach dem Krieg in der DDR aufgewachsene Künstler gestaltet. Noch zuletzt hat er mit bereits über 80 Jahren einen großen Kreuzweg in Bad Salzschlirf fertiggestellt. Aus politischen Gründen blieb ihm die Aufnahme an der Leipziger Kunstakademie verwehrt. 1952 siedelte er nach West-Berlin und studierte Bildhauerei. Seit kurzem lebt er wieder in Berlin.
Zu den bedeutendsten Arbeiten Brandenburgs gehören Werke in der Region. So stammen etwa der Kirchheimer St.-Michaels-Brunnen und ein großflächiges St.-Michaels-Relief im Altarraum der Kirchheimer Pfarrkirche aus seiner Werkstatt. Für die Gaubüttelbrunner St.-Stephans-Kirche hat er zudem den Altar und Ambo hergestellt, in Geroldshausen eine Darstellung des Patrons der Kirche Thomas Morus. In Würzburg zeugen der Altar in der Adalbero-Kirche und eine Bronzeskulptur des Heiligen Claret im Claretiner-Kloster von seiner Schaffenskraft.
Doch nicht immer sind es christliche Motive, die der gläubige Christ gestaltete. Ein Blickfang der Ausstellung ist etwa ein Gipsmodell der barbusigen Persephone, die ein privater Sammler anfertigen ließ. Die verführerisch wirkende Göttin der Fruchtbarkeit, aber auch der Unterwelt, scheint dem Betrachter geradezu entgegenspringen zu wollen. Seit 1972 fertigt er alle vier Jahre eine vier Tonnen schwere und zwei Meter hohe Steinsäule für das Berliner Olympiastadion an, auf denen die deutschen Goldmedaillengewinner der jeweiligen Olympiade verewigt sind.
Die Ausstellung im Heblingshof kann nach Absprache mit dem Vorsitzenden des Historischen Vereins Edgar Berthold besichtigt werden: Tel. (0 93 66) 72 62.