Eineinhalb Jahrzehnte lang machten Ulrike und Jürgen Haas Eis für sich selber. An diesem Wochenende eröffnen sie ihren eigenen Laden, das „Hier & jetzt“ in der Plattnerstraße neben dem Würzburger Dom.
Gut muss das private Eis schon lange geschmeckt haben. Immerhin nahm der IT-Spezialist Jürgen Haas an einem Gefrorenen-Seminar teil, auf dem er der einzige Laie war. Der Kursleiter hob ihn als Beispiel hervor: „Das ist der typische Quereinsteiger!“
Das wurde er dann doch nicht. Trotz der Geschäftsgründung behält er seinen festen Job und ist frühestens freitagnachmittags im Ausschank anzutreffen. Wer allerdings nach 29 Berufsjahren im Bankwesen „noch mal eine neue Herausforderung“ aufgriff, ist Ulrike Haas. Die gab ihren Job in Frankfurt auf. Täglich blieben der Pendlerin vier Stunden „auf der Strecke“ – zu viel, zumal sie als Prozessmanagerin zwar „eine prima Zeit“ hatte, sich andererseits aber nicht mehr mit allen Aspekten des Geldgeschäfts voll identifizieren konnte. Da überwog dann die „Lust auf was Neues“, zumal der Eiskurs ihres Manns das Paar vor die Frage stellte: „Wenn wir uns im Leben unseren Traum erfüllen wollen - wann, wenn nicht jetzt?“
„Es geht uns ums Innehalten“
Damit war denn auch gleich der Weg zum Firmennamen eingeschlagen. „Es geht ums Innehalten, darum, zur Ruhe zu kommen“, sagt Jürgen Haas, und Ulrike Haas ergänzt: „Das ist unser Hauptanliegen, das wollen wir unseren Besuchern als Inspiration mitgeben.“
Erreichen wollen sie das mit ausnahmslos natürlichen Zutaten in handwerklich hergestelltem Speiseeis. In den 15 vergangenen Jahren haben sie wichtige Erfahrungen gemacht. So kann eine Mango pur verzehrt ganz köstlich sein – aber gefroren ihren schönen Geschmack verlieren, während weniger sensationelle Zimmertemperatur-Mangos das ideale Frost-Ergebnis zeitigen.
Ohne zusätzliche Aromastoffe und Farbstoffe
Nutzanwendung: Haas-Eis braucht keine zusätzlichen Aromastoffe und Farbstoffe, künstliche Stabilisatoren und Emulgatoren kommen auch nicht rein. Und: „Man glaubt gar nicht, wie viele Convenience-Zutaten“, also Halbfertigzeug, „bei vielen Eisdielen verwendet werden.“ Nicht so im „Hier & jetzt“, versprechen die Eheleute.
Für zwölf verschiedene Sorten reichen die Kühlboxen, eine weitere dieser rollbaren Anlagen gehört zum Inventar der blitzneuen Einrichtung und geht zu Veranstaltungen raus.
Zutaten locken zum Experimentieren
Standardsorten sind immer auf Lager. Aber die Zutaten der Welt und Mainfrankens locken zum Experimentieren: „Quitten, Weinbergspfirsiche, Holunder, Tonkabohnen“, schwärmt der Computermann. In ihrem Heimatort Randersacker hat er mit seiner Frau eine frühere Metzgerei zum „Eislabor“ umgerüstet. Da wird produziert. In der Plattnerstraße geht neben der kühlen Süßigkeit auch Kaffee von den Röstfreunden Randersacker und Wein von befreundeten Winzern über die Theke. Veganes Eis ist mit V, laktosefreies mit L gekennzeichnet.
Wenn es klappt, findet Freitag eine Probeeröffnung statt. Der regelmäßige Betrieb startet am Samstag.