Schon seit hundert Jahren gibt es in Riedenberg den Johannis-Zweigverein. Das wurde nun im Zuge des Kindergartenfestes auch gefeiert. Viele Bilder aus der Gründerzeit bis zur Gegenwart konnten im Foyer des Kindergartens bestaunt werden.
Als sehr fortschrittlich für die Zwanzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts war der Gedanke, eine „Kinderbewahranstalt“ für den damals rund 700 Einwohner zählenden Ort Riedenberg zu schaffen.
Für Lokalkaplan Josef Christ war die Gründung dieses Vereins ein großes Anliegen. Auf seine Initiative hin trafen sich im Jahr 1925 35 Personen aus Ober- und Unterriedenberg. Der Zweck des Vereins war, eine ambulante Krankenpflege, eine Handarbeitsschule für Mädchen und eine Kinderpflege ins Leben zu rufen.
Auch der damalige Bürgermeister Josef Schumm setzte sich dafür ein, und bereits im Folgejahr konnte ein Grundstück im Zentrum des Ortes erworben werden. 1929 wurde mit dem Bau des Gebäudes begonnen, und schon 1930 wurde es eingeweiht. Drei Schwestern aus Oberzell hielten Einzug. In der Küche im Erdgeschoss wurden zunächst Kochkurse durch die Schwestern durchgeführt und die Kinder betreut.
Als Schule genutzt
Im einzigen großen Raum wurden bis in die 1970er Jahre rund 50 Kinder gemeinsam von einer Schwester betreut. Gerade in der Erntezeit konnten auch Kleinstkinder dort zur Betreuung abgegeben werden, oft für einen kompletten Tag, bis die Mütter von Wiese oder Feld nach Hause kamen. Heute unvorstellbar.
Einen vorläufig letzten Eintrag ins Protokollbuch kann man am 1.Dezember 1940 finden, bis sich erst im Jahr 1953 der Verein reaktivierte. Gegen Kriegsende wurde der Kindergarten sogar als Schule genutzt, nachdem die Schule nach der verheerenden Zugexplosion großen Schaden genommen hatte.
Allen älteren Riedenbergern ist auch die imposante Gestalt der Krankenschwester Dagoberta noch gut in Erinnerung. Wenn sie auch wenig zimperlich war, so fanden die Bewohner damals doch immer kompetente Hilfe. Einen Arzt gab es ja lange noch nicht.
Größere Kinder mussten absolut still sein
In Erinnerung geblieben ist den ehemaligen Kindergartenkindern aus dieser Zeit, die doch herrschende geforderte Diszipliniertheit der Kinder. So schliefen die kleineren Kinder in dem großen Raum zur Mittagszeit, trotz Anwesenheit der größeren, die dann eben absolut still zu sein hatten.
Der 24. März 1972 war schließlich ein trauriger Tag für die Gemeinde, wurde doch nun die Schwesternstation aufgelöst. Da eine ausgebildete Kindergärtnerin zunächst nicht zu finden war, wurde der Kindergarten als Hort weitergeführt und die Kinder von engagierten Hausfrauen betreut. Ab 1979 konnte der Kindergarten dann zweigruppig geführt werden.
Großen Schaden nahmen sowohl Kellerräume als auch der gesamte Außenbereich am 9. August 1981, als das große Jahrhundertunwetter innerhalb kürzester Zeit alles verwüstete.
Nachdem zunächst ein Erweiterungsbau getätigt wurde, fiel im Jahr 1996 die Entscheidung schließlich für einen Neubau an gleicher Stelle. Während der Bauphase konnten die Kinder in Räumlichkeiten des Kinderdorfes St. Anton untergebracht werden. 1998 erfolgte schließlich die Einweihung des heutigen Gebäudes.
Im Jahre 2021 wurden erstmals zwölf Krippenplätze geschaffen. Heute befinden sich neben diesen zwölf Krippenkindern noch 26 weitere Kinder im Kindergarten, die von fünf Erzieherinnen, drei Kinderpflegerinnen und einer Assistenzkraft betreut werden.
Zum Jubiläum durften sich die Kinder nun über ein neues Klettergerüst freuen, das im Zuge des Kindergottesdienstes zum Fest eingeweiht wurde.

