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Wildflecken: Wenn Preis der Versäumnisse auf Schwächste trifft

Wildflecken

Wenn Preis der Versäumnisse auf Schwächste trifft

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    Wenn Preis der Versäumnisse auf Schwächste trifft
    Wenn Preis der Versäumnisse auf Schwächste trifft

    W ildflecken steht am Beginn eines Millionenprojekts – und viele Bürger stehen am Rand der finanziellen Belastbarkeit. Die geplante neue Kläranlage, längst überfällig, wird zum Prüfstein für den sozialen Zusammenhalt und Frieden in der Marktgemeinde. Und zur bitteren Konsequenz jahrzehntelangen Aufschiebens. Denn was heute gebaut werden muss, hätte schon vor Jahren oder Jahrzehnten zumindest geplant und begonnen werden sollen. Doch wie so oft wurde in der kommunalen Infrastrukturpolitik aus vielerlei Gründen vertagt, verdrängt und gehofft, dass es schon irgendwie weitergeht – eine Haltung, die nun nicht nur teuer, sondern für manche existenzbedrohend werden könnte.

    Besonders betroffen: sozial schwächere Familien, die schon jetzt kaum über die Runden kommen. Steigende Lebenshaltungskosten, Energiepreise, die nach wie vor völlig unkalkulierbar sind, kleine Renten – die Inflation lässt den Haushalten keinen Spielraum mehr. Finanzielle Rücklagen? Für viele ein rein theoretisches Konzept. Für Familien mit überschaubaren Einkommen ist doch jeder Monat ein Drahtseilakt.

    Und nun sollen sie sich auf Beitragssummen vorbereiten, von denen sie nicht wissen, ob sie diese stemmen können – oder wann. Es ist kein Wunder, dass Angst und Unsicherheit in Wildflecken wachsen. Hinzu kommt: Die Zeit arbeitet nicht für die Gemeinde. Die Kosten im Bausektor steigen. Das Konjunkturprogramm der Bundesregierung wird voraussichtlich die Nachfrage ankurbeln – mit dem Effekt, dass die ohnehin hohen Baupreise noch weiter in die Höhe klettern. Das bedeutet: Jeder Monat des Wartens könnte das Projekt eventuell noch teurer machen – und damit auch die Belastungen für die Bürgerinnen und Bürger. Was also tun? Es reicht nicht, zu sagen: „Der Bürger hatte genug Zeit, Rücklagen zu bilden.“ Viele hatten diese Zeit nicht – weil sie nie das Einkommen hatten, um überhaupt etwas zur Seite zu legen. Es reicht auch nicht, auf die nächste Infoveranstaltung im kommenden Jahr zu vertrösten.

    Was die Menschen jetzt brauchen, ist Verlässlichkeit. Planungssicherheit. Ein realistischer Zahlungsplan, gestaffelt, sozial abgefedert – und transparent. Und vielleicht ist es auch an der Zeit, über grundsätzliche Fragen zu sprechen. Etwa darüber, wie viel Verantwortung man immer wieder den Familien und privaten Haushalten für strukturelle Versäumnisse der öffentlichen Hand aufbürden darf. Oder ob der Ruf nach mehr Bürgerbeteiligung nicht vielmehr Ausdruck eines wachsenden Unmuts ist – nicht nur über das „Wie“, sondern auch über das „Wann“ und „Warum überhaupt so spät“. Wildflecken zahlt nun den Preis für lange aufgeschobene und vertagte Investitionen. Aber dieser Preis darf nicht einseitig auf denen lasten, die ihn am wenigsten schultern können. Die Gemeinde muss Wege finden, die sozialen Härten abzufedern – sonst verliert sie nicht nur Vertrauen, sondern auch ihre soziale Mitte.

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