Der Streit um die Wiedereröffnung der Eisbachwelle nach dem Tod einer Surferin geht in die nächste Runde. Die Münchner Surferszene distanziert sich jetzt öffentlich von gegenwärtigen Protestaktionen und Beleidigungen von Unbekannten, die sich gegen das Surfverbot an der berühmten Münchner Surfwelle auflehnen.
Provokante Protestplakate an Eisbachwelle aufgetaucht
Auf Plakaten, die von unbekannten Personen in DinA4-Größe in den vergangenen Tagen an den Absperrgittern vor Ort angebracht worden waren, hieß es unter anderem „Politiker und Staatsanwälte haben hier Surfverbot!“ oder „Eisbach without Surfers is like Oktoberfest without Beer“ (übersetzt: „Eisbach ohne Surfer ist wie Oktoberfest ohne Bier“). Auf zwei weiteren heißt es provokant: „Bergsteigen und Radfahren verbieten! Sicher ist sicher“ und „Untersuchst Du noch, oder surfst Du schon?“
Die Protestaktion richtet sich offensichtlich an die Verantwortlichen von Stadt und Staatsanwaltschaft. Die Stadt München will, so hatte es Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) mehrfach erklärt, zunächst die Ermittlungsergebnisse der Staatsanwaltschaft zum Surfunfall abwarten, bevor über die Öffnung der Eisbachwelle und finale Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit entschieden wird. Den Protestierenden geht das offenbar nicht schnell genug.
München: Surfer zeigt Mittelfinger – Szene distanziert sich
Zusätzlich zu den Spott-Plakaten hatte vor einigen Tagen mindestens ein Unbekannter trotz des Verbots auf der Eisbachwelle gesurft. Die illegale Aktion eines Surfers wurde als Video festgehalten und kursiert nun unter anderem auf Instagram. Der leicht bekleidete Mann zeigte darin unter anderem seine Mittelfinger in die Kamera – eine Geste, die offenbar ebenfalls als Kritik am Surfverbot verstanden werden darf.
Die Münchner Surfgemeinschaft, die vor allem im Verein Interessengemeinschaft Surfen in München (IGSM) organisiert ist, nimmt Abstand zu derlei Aktionen. „Wir können den Frust vieler über die nun schon seit sechs Wochen andauernde Sperrung der Eisbachwelle nachvollziehen, möchten uns an dieser Stelle aber auch ausdrücklich von Aktionen distanzieren, bei denen Politik, Staatsanwaltschaft oder Stadtverwaltung beschimpft oder gar bedroht werden“, heißt es jetzt in einem Statement der IGSM auf Instagram. „Solche Aktionen schaden dem Ansehen der gesamten Surf-Community und führen mit Sicherheit auch zu keiner schnelleren Wiedereröffnung der Welle“, betonen die Surfer an die Protestierenden gerichtet.
IGSM: „Große Unterstützung aus dem Rathaus“
Wie der IGSM zudem erklärt, seien die Ermittlungsergebnisse der Staatsanwaltschaft Voraussetzung für die Wiedereröffnung der Eisbachwelle. Parallel werde „aktiv an einem Maßnahmenpaket zur Verbesserung der Sicherheit gearbeitet“. Die Münchner Surfer hoffen, dass die Ermittlungsergebnisse innerhalb der nächsten ein bis zwei Wochen vorliegen.
Die Kritik an der Münchner Politik will der IGSM dabei nicht einfach so stehenlassen: „Wir erleben eine große Unterstützung aus dem Rathaus, das hier ordentlich aufs Tempo drückt“, heißt es in dem Statement. Die Stadtverwaltung arbeite bereits an der Vorbereitung und Umsetzung der Sicherheitsmaßnahmen, zu denen Einigkeit zwischen Stadt und Surfern bestehe. Bei den noch nicht abschließend geklärten Punkten, sei man weiter im Gespräch miteinander.
33-jährige Surferin war nach Unfall an Eisbachwelle in München gestorben
Vor wenigen Wochen hatte ein offener Brief aus der Münchner Surf-Community Oberbürgermeister Reiter erreicht. Darin wurde eine schnelle Öffnung der Surfwelle gefordert. Reiter hatte daraufhin erklärt, großes Verständnis für die Szene zu haben und die Eisbachwelle so schnell wie möglich wieder öffnen zu wollen – jedoch erst das Ergebnis der Ermittlungen zum Surfunglück abwarten zu wollen. Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte sich zuletzt öffentlich zur Eisbachwelle bekannt und eine Wiedereröffnung in Aussicht gestellt.
Vor einigen Wochen war eine 33-jährige erfahrene Surferin auf der Eisbachwelle im Englischen Garten verunglückt. Nach bisherigen Erkenntnissen hatten sich die am Knöchel befestigte Sicherheitsleine oder das Surfbrett aus ungeklärter Ursache am Grund des Baches verhakt. Erst die Feuerwehr konnte die Frau nach vielen Minuten befreien. Sie starb jedoch wenige Tage später im Krankenhaus.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden