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Verschwundene Orte in Schwaben und Oberbayern: Eine Übersicht

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Sieben vergessene Orte in Bayern: Überreste, Geschichten und Geheimnisse

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    Die jungsteinzeitliche Feuchtbodensiedlung in Pestenacker ist gut erhalten.
    Die jungsteinzeitliche Feuchtbodensiedlung in Pestenacker ist gut erhalten. Foto: Julian Leitenstorfer (Archivbild)

    Von manchen blieb nur der Name. Von anderen nicht einmal das, nur in alten Geschichtsbüchern findet man noch Spuren. Über die Jahrhunderte verschwanden immer wieder Dörfer und Orte durch Krieg, Hunger oder aus Gründen, die wir heute nicht mehr nachvollziehen können. Auch wer an diesen sieben verlassenen Orten in Schwaben und Oberbayern durch Wälder und Wiesen streift, ahnt nicht immer, dass hier einmal Menschen lebten.

    Albrechtshofen bei Scheppach

    Mitten im Wald zwischen Bobingen und Döpshofen steht eine kleine Kapelle einsam auf einer Lichtung. Doch so allein stand sie dort nicht immer. Sie ist der Überrest eines kleinen Weilers, den es nicht mehr gibt: Albrechtshofen. Außer dem Gotteshaus erinnert nicht mehr viel an diesen Ort, für den es Belege bis ins zwölfte Jahrhundert gibt. Laut eines alten Zeitungsartikels war der Ort 1299 ein Geschenk des Kammerers Ulrich von Wellenburg an seine Tochter, die als Nonne in das Kloster Oberschönenfeld eintrat.

    War einst vom Weiler Albrechtshofen umgeben: die Scheppacher Kapelle.
    War einst vom Weiler Albrechtshofen umgeben: die Scheppacher Kapelle. Foto: Heinz Münzenrieder (Archivbild)

    Der kleine Ort bestand nur aus drei bis fünf Höfen, die während des Dreißigjährigen Krieges völlig abbrannten. Daraufhin verwilderte die Siedlung. 1657 wurde dort, neben der Scheppacher Kirche, ein Bauernhof mit Gastwirtschaft wieder aufgebaut. Knapp hundert Jahre später, 1751, folgten weitere Instandsetzungen. Lang hielt sich die kleine Ansiedlung jedoch nicht. 1803 wurde der Hof verkauft, 1864 schließlich abgerissen. Nur die Marienkapelle steht heute noch dort. Ansonsten erinnert nichts mehr daran, dass es hier einmal eine Wirtschaft gab. Doch die Geschichten bleiben bestehen: An Sonn- und Feiertagen soll das Gasthaus gut besucht gewesen sein, es sei heimelig und gemütlich gewesen. Und die Kapelle? Sie ist bis heute ein beliebtes Ausflugsziel. Auch ganz ohne Wirtschaft.

    Freudrathofen bei Welden und Wimpossingen bei Dinkelscherben

    Abgegangene – also längst verschwundene –Siedlungen, gibt es einige im Augsburger Land. So gut wie an Albrechtshofen erinnert sich jedoch kaum jemand an sie.

    Freudrathofen etwa lag nördlich von Welden im Laugnatal. Alles, was heute noch an die alte Siedlung erinnert, ist der Waldname Freithofer. Ein ähnliches Schicksal erfuhr auch die ehemalige Siedlung Wimpossingen bei Dinkelscherben, gelegen zwischen Scheppach, Häder und Agawang. Nur der wenig schmeichelhafte Flurname lässt erahnen, dass hier einmal Menschen lebten: Weinpissing – besser nicht googeln – ist der Name des kleinen Landschaftsteils, auf dem sich keine Ruinen oder andere Spuren mehr finden lassen.

    Ober- und Unterbuch bei Kühbach

    Zwei Höfe, zwei Schicksale – und am Ende Stille. Die beiden Einöfhöfe Ober- und Unterbuch lagen etwa einen Kilometer südlich der Abtismühle im Landkreis Aichach-Friedberg. Sie gehörten zur ehemaligen Hofmark Haslangkreit, die vom 14. Jahrhundert bis zu ihrer Auflösung 1818 bestand. Danach gingen die Höfe gemeinsam mit der Hofmark in der politischen Gemeinde Haslangkreit auf – und verschwanden irgendwann ganz.

    Der Gedenkstein weist auf den früheren Einödhof Oberbuch hin.
    Der Gedenkstein weist auf den früheren Einödhof Oberbuch hin. Foto: Hubert Raab (Archivbild)

    Das Schloss Haslangkreit, einst Sitz der Grafen von Haslang, steht heute noch. Ober- und Unterbuch hingegen sind längst dem Erdboden gleichgemacht. Jahrhundertelang wurden dort Felder bestellt und Vieh gehalten, bis beide Gebäude verlassen und schließlich abgetragen wurden. Bereits 1190 wurden sie erstmals als „Buoch“ erwähnt, ab 1400 bereits als zwei Höfe: „Ober- und Niederpuech.“

    Große Höfe müssen es gewesen sein, mit zehn Menschen in Oberbuch und acht Bewohnern in Unterbuch. Mehr als 700 Jahre lang bewirtschafteten sie die Höfe und ihre Umgebung. Doch 1890 schließlich wurde der Hof Oberbuch aufgegeben, wenige Jahre später dann auch Unterbuch. Warum? Das weiß wohl niemand mehr.

    Heute erinnern zwei Gedenksteine im Wald an die ehemaligen Höfe. In der Nähe steht die Kapelle St. Maria im Buchholz. Die Erbauung haben die Bewohner von Ober- und Unterbuch wohl nicht mehr erlebt.

    Aus Schwaighofen wird Neu-Ulm

    Genaugenommen gibt es Schwaighofen heute noch – als Stadtteil von Neu-Ulm. Er enstand aus einer Ansammlung früherer Riedhöfe und trägt diesen Namen seit 1894. Doch die Geschichte geht viel weiter zurück.

    Wo heute Neu-Ulm liegt, befand sich im Mittelalter die Ulmer Vorstadt Schwaighofen.
    Wo heute Neu-Ulm liegt, befand sich im Mittelalter die Ulmer Vorstadt Schwaighofen. Foto: Alexander Kaya (Archivbild)

    Nur wenige Kilometer entfernt, ebenfalls auf der rechten Seite der Donau, lag bereits im Mittelalter einen Ort namens Schwaighofen. 1255 wurde der kleine Ort, der zur damaligen Reichsstadt Ulm gehörte, erstmals urkundlich erwähnt. Entstanden war der Ort als „Schweige“ für die Stadt – also als Rinderhof. Schon 1316 wurde das alte Schwaighofen wieder aufgegeben. Zu den Gründen findet sich keine sichere Quelle. Womöglich gab es wirtschaftliche Probleme oder Sorge vor Hochwasser. doch Um 1376 gab es noch einmal den Versuch, dort neue Häuser für die Bewohner Ulms zu bauen. Der Stadtrat verbot das Vorhaben und so zogen die Bewohner über die Donau in die Reichsstadt, die Gebäude wurden abgerissen. Das ehemalige Schwaighofen wurde schließlich überbaut – heute steht dort Neu-Ulm mit seinem eigenen Schwaighofen.

    Pestenacker bei Landsberg

    Auch Pestenacker ist heute noch ein Stadtteil, es gehört zu Weil im Landkreis Landsberg am Lech. Etwa 300 Menschen leben heute in dem kleinen Ort und auch hier reicht die Geschichte weit zurück.

    Als in den 1930er Jahren die Talsenke des Verlorenen Baches und des Loosbachs trockengelegt wurden, fanden die Arbeiter des Reichsarbeitsdienstes steinzeitliche Siedlungsreste, die bis ins Jahr 3496 vor Christus zurückverfolgt werden können. Die Siedlung ist damit ist eine der ältesten bekannten Süddeutschlands. Untersuchungen der Holzreste zeigten, dass die Gebäude wohl bereits vier Jahre später niederbrannte, jedoch teilweise wieder aufgebaut wurden. Die Siedlung bestand weitere 15 Jahre und wurde dann wohl ganz aufgegeben.

    Reste zweier ehemaliger Siedlungen wurden in Pestenacker gefunden.
    Reste zweier ehemaliger Siedlungen wurden in Pestenacker gefunden. Foto: Julian Leitenstorfer Photographie (Archivbild)

    Später wurde das Gelände wohl erneut bebaut, doch leider sind die jüngeren Siedlungsspuren weitgehend zerstört. Die prähistorische Siedlung ist Teil des UNESCO-Welterbes. Seit 1993 gibt es dort ein kleines Freilichtmuseum, das Besucher mitten in die Jungsteinzeit versetzt.

    Ingershof bei Fünfstetten

    An diesen ehemaligen Gemeindeteil von Fünfstetten wird sich noch manch einer aus dem Donau-Ries erinnern: Erst 2004 wurde die Einöde Ingershof abgebrochen. Drei Kilometer nördlich von Fünfstetten stand ein einzelner Hof in freier Feldflur. Einen Wikipedia-Artikel gibt es noch. Zahl der Einwohner: 0. Wo einst ein Dachfirst stand, ist nurmehr Feld übrig.

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