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Gehalt im Gefängnis: Was bekommen Gefangene, wenn sie arbeiten?

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Gehalt im Gefängnis: Was bekommen Gefangene, wenn sie arbeiten?

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    In deutschen Gefängnissen – wie hier in Bayern – herrscht für die meisten Häftlinge eine Arbeitspflicht. Die Stundenlöhne sind aber im Vergleich zu normalen Jobs niedrig.
    In deutschen Gefängnissen – wie hier in Bayern – herrscht für die meisten Häftlinge eine Arbeitspflicht. Die Stundenlöhne sind aber im Vergleich zu normalen Jobs niedrig. Foto: Armin Weigel, dpa (Archivbild)

    Viele Menschen wissen nicht: Auch wer im Gefängnis einsitzt, kann dort arbeiten – und bekommt dafür ein Gehalt. Doch wie viel verdienen Häftlinge in Deutschland wirklich? Und warum stehen die Haftlöhne aktuell vor einer Reform?

    Übrigens: Auch auf höchster politischer Ebene wirft so mancher Blick aufs Gehalt Fragen auf – etwa bei Annalena Baerbocks neuem Posten bei den UN oder bei Julia Klöckners Tätigkeit als Bundestagspräsidentin. Parallel steigt in Deutschland die Zahl der Millionäre stetig an. Und wer selbst plant, die eigenen Verdienstchancen zu verbessern: In einigen Zukunftsberufen winken inzwischen Jahresgehälter von mehr als 90.000 Euro.

    Gehalt im Gefängnis – warum arbeiten Häftlinge überhaupt?

    In Deutschland sind Strafgefangene in den meisten Bundesländern gesetzlich verpflichtet, zu arbeiten. Das Bayerische Strafvollzugsgesetz bestimmt laut der Seite des Bayerischen Justizministeriums ausdrücklich: „Strafgefangene […] sind verpflichtet, eine ihren Fähigkeiten angemessene Arbeit auszuüben.“ Die Arbeit soll sie „an ein auf eigener Arbeit aufgebautes Leben gewöhnen.“

    Typische Tätigkeiten in einer Justizvollzugsanstalt sind laut einem Bericht der Tagesschau aus dem Jahr 2023 und einem FAZ-Bericht:

    • Druckereien, Schreinereien, Schlossereien, Wäschereien
    • Bibliotheken, Kaffeeröstereien
    • Arbeitstherapie wie z. B. Holzarbeiten
    • Sortieren, Recycling, Produktion von Maschinenteilen

    In Bayern gibt es beispielsweise rund 440 Arbeitsbetriebe, in denen die Häftlinge ihren Tätigkeiten nachgehen, wie aus einer Mitteilung im Bayerischen Staatsanzeiger hervorgeht.

    Gehalt im Gefängnis – wie viel bekommen Häftlinge, wenn sie arbeiten?

    Die Vergütung von Häftlingen unterscheidet sich in Deutschland zum Teil stark. Das liegt daran, dass die Vergütung in Gefängnissen Ländersache ist. Bislang hat jedes Bundesland eigene Regelungen dazu festgelegt, wie die Fachzeitschrift Legal Tribune erklärt. Folgende Beispiele machen den Unterschied besonders deutlich:

    • Baden-Württemberg: Hier lagen die Stundenlöhne einem SWR-Bericht zufolge zwischen 1,53 Euro und ca. 2,55 Euro pro Stunde.
    • Sachsen-Anhalt: Je nach Tätigkeit erhielten Häftlinge hier in der Vergangenheit zwischen 1,33 Euro und 2,51 Euro pro Stunde, wie die Tagesschau in einem Beitrag erläuterte.
    • Bayern, Nordrhein-Westfalen und Berlin haben inzwischen auf ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts reagiert, in dem die Vergütungsregeln in zwei Ländern beanstandet wurden. Bayern wird laut der Bayerischen Staatszeitung seinen Stundenlohn von bislang 2,02 Euro ab dem 1. Juli 2025 auf 3,37 Euro pro Stunde erhöhen. NRW kündigte einen Tagessatz von 25,12 Euro an. Bei 20 Arbeitstagen im Monat käme man hier auf 502 Euro. Berlin strebt eine Erhöhung von bislang 2,50 Euro auf 4,25 Euro pro Stunde an, wie die TAZ jüngst berichtete.

    Wie die Bild in einer Umfrage bei den Ministerien der Länder erfuhr, solle die Vergütung in den meisten Bundesländern künftig auf 15 Prozent des Durchschnittslohns der Rentenversicherten erhöht werden. In Niedersachsen, Thüringen, Brandenburg und Rheinland-Pfalz seien entsprechende Entwürfe noch in Arbeit. In Hessen, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und im Saarland solle es Anfang 2026 höhere Löhne geben. In Sachsen solle im Laufe des kommenden Jahres eine Novelle das Parlament passieren.

    Wofür bekommen Häftlinge überhaupt Geld?

    Gefangene haben in Deutschland in der Regel keinen freien Zugriff auf das in den Justizvollzugsanstalten verdiente Geld. In Sachsen-Anhalt etwa wird ein Teil des Lohns als sogenanntes Überbrückungsgeld angespart und nach der Haft ausgezahlt. Den anderen Teil können die Gefangenen für Einkäufe im Gefängnisshop verwenden – beispielsweise etwas Süßes oder Zigaretten – wie die Tagesschau in einem Bericht erklärte. Und in Bayern dürfen laut Staatsministerium Gefangene drei Siebtel ihrer Bezüge als Hausgeld nutzen; vier Siebtel werden als Überbrückungsgeld angespart.

    Im Gegensatz zum Hausgeld, welches Häftlinge während ihrer Haft ausgeben dürfen, ist das Überbrückungsgeld dafür gedacht, um bei der Entlassung als eine Art „Startkapital“ für die Zeit nach dem Gefängnis ausgezahlt zu werden.

    Geld verdienen im Gefängnis – warum steigen die Löhne für Häftlinge derzeit?

    Die meisten Bundesländer haben ihre Stundenlöhne für Häftlinge angepasst oder haben es im Verlauf der Jahre 2025 oder 2026 noch vor. Auslöser für die aktuellen Reformen war ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 20. Juni 2023. Das Gericht stellte damals fest, dass die bestehenden Mini-Löhne in Bayern und Nordrhein-Westfalen mit dem Resozialisierungsgebot des Grundgesetzes nicht vereinbar sind.

    Das Gericht forderte einer Zusammenfassung des Legal Tribune zufolge: Arbeit müsse eine „angemessene Anerkennung“ finden, um ihre resozialisierende Funktion zu erfüllen. Nach dem Urteil müssen alle Bundesländer ihre Gesetze anpassen. Eigentlich bis spätestens Ende Juni 2025.

    Dabei ist ein Mindestlohn ausdrücklich nicht vorgesehen. Die Bundesländer setzen stattdessen auf ein modifiziertes Taschengeld-Modell, das die Vergütung spürbar erhöht, aber weiter unter Mindestlohn bleibt. NRW-Justizminister Benjamin Limbach (Grüne) erklärte im Jahr 2024 gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa): „Dies trägt zur Resozialisierung bei, das heißt einem Leben in sozialer Verantwortung ohne Straftaten. Das kommt uns allen zugute.“

    Gleichzeitig bleibt Kritik bestehen: Nach Ansicht der Bundesarbeitsgemeinschaft für Straffälligenhilfe reiche die neue Vergütung nicht aus, um Lebensbedingungen außerhalb der Haft adäquat abzubilden oder Rückfallrisiken wirksam zu senken.

    Übrigens: Nicht nur bei Häftlingen sorgt das Thema Bezahlung immer wieder für Diskussionen. Auch in anderen Bereichen stellt sich die Frage, was eigentlich als angemessenes Gehalt gilt. So verdient etwa ein Kardinal in Deutschland überraschend gut, während sich Tourismuskauffrauen häufig mit deutlich weniger begnügen müssen. Doch auch ganz persönliche Faktoren wie der eigene Vorname können Einfluss darauf haben, ob man später gut verdient. Wer sich unsicher ist, ob das eigene Einkommen im Vergleich fair ausfällt, kann es anhand klarer Kriterien prüfen.

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