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Hofheim: Das Wort zum Wochenende: „Waffenstillstand gibt es nur, wo Menschen wieder miteinander reden“

Hofheim

Das Wort zum Wochenende: „Waffenstillstand gibt es nur, wo Menschen wieder miteinander reden“

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    Anne Salzbrenner ist Dekanin und Pfarrerin für das evangelische-lutherische Dekanat Rügheim.
    Anne Salzbrenner ist Dekanin und Pfarrerin für das evangelische-lutherische Dekanat Rügheim. Foto: Lukas Reinhardt (Archivfoto)

    Ich kann nicht anders. Anfang September befällt mich ein schweres Gefühl. Mein Vater feierte in diesen Tagen immer seinen zweiten Geburtstag, denn er kam Anfang September 1949 mit 22 Jahren nach viereinhalb Jahren Kriegsgefangenschaft aus dem Krieg heim. 10 Jahre nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges.

    Es war kein lautes Fest, eher ein stilles. Es stand eine Geburtstagskerze auf dem Tisch, und ich habe lange nicht begriffen, warum. Meine Mutter kochte an diesem Tag etwas Besonderes, und mein sonst geselliger Vater war stiller als sonst.

    Lange konnte ich nur spüren, dass Krieg etwas ist, was ganz schrecklich sein musste, denn geredet wurde erst darüber, als ich schon Jugendliche war. Da ließen wir, mein Bruder und ich, nicht locker. Aber die Schrecken des Krieges zu spüren, das war viel früher. Schon als Kind, zumal ich nur einen Großvater hatte, weil der andere im Krieg als vermisst galt. Bilder von zerbombten Städten, von erschossenen Soldaten und Soldatinnen erzeugen vielleicht bei mir deshalb bis heute Schaudern und nicht selten schalte ich am Fernseher um, wenn solche Bilder aus den aktuellen Kriegen dieser Welt kommen.

    Dabei gehöre ich nicht zu jenen, die die Augen vor den Kriegen unserer Welt verschlossen hat. Ich wusste von den vielen Kriegen in den verschiedensten Ländern dieser Welt. Ich kenne seit den ersten Kriegseinsätzen unserer deutschen Soldaten so manchen traumatisierten jungen Mann, der seinen Einsatz im ehemaligen Jugoslawien, Afghanistan, und anderswo, nicht vergessen kann.

    Warum schreibe ich von dieser privaten und dienstlichen Erfahrung? Weil am ersten September vor 86 Jahren der Zweite Weltkrieg von deutschem Boden ausgegangen ist und ich zu jener Generation gehöre, die voller Überzeugung "Nie wieder!" dachte. Doch schon seit über 30 Jahren sind auch deutsche Soldaten wieder in Kriege eingebunden. Sie sterben und werden traumatisiert.

    Krieg ist und bleibt schrecklich. Er prägt bis zu vier Generationen später, so weiß es die Psychologie. Krieg ist kein Mittel zum Zweck und schon gar nicht ein Mittel, um Frieden zu bringen. Anlässlich eines traurigen Jahrestages steht es uns gut an, sich der Grausamkeit von Kriegen bewusst zu werden. Als Christen ist es unsere Pflicht und Schuldigkeit, für Frieden einzutreten. Wer, wenn nicht wir, müssen darauf hinweisen, dass Frieden nie durch Waffengewalt herbeigeführt wird. Waffenstillstand gibt es nur, wo Menschen wieder miteinander reden. Das muss überall auf der Welt das Ziel sein, selbst dann, wenn es unmöglich erscheint.

    Autorin: Anne Salzbrenner, Dekanin und Pfarrerin für das evangelische-lutherische Dekanat Rügheim, Pfargasse 7, Hofheim.

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