Liebe Leserinnen, liebe Leser!
„Vergesst die Liebe nicht.“ Diesen Satz las ich kürzlich und lächelte sofort etwas spöttisch. Schön wär´s. Die Liebe nicht zu vergessen. Ich war mitten in Aktion, hatte dies und das zu tun und ich wusste schon, dass der Tag viel zu kurz war für meine To-Do -Liste. Doch mir ging dieser Satz nicht aus dem Kopf. Eine Sehnsucht meldete sich in mir. Wie gut täte es unserer Welt, die Liebe nicht zu vergessen, bei all den Schwierigkeiten und Problemen, bei dem Wahnsinn, der uns umgibt, die Liebe nicht vergessen.
Nicht zufällig heißt es auch in der Bibel, dass Gott die Liebe ist und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm. Es gilt Gott nicht zu vergessen, der uns liebt und die Liebe in unsere Herzen gelegt hat. Deswegen kann es auch im Wochenspruch für die kommende Woche heißen: „Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.“ Unser Glaube ist aktiv. Lieben ist nichts Passives, sondern etwas, das Menschen in Bewegung setzt für einander. Der Glaube, der die Welt besiegt, er kommt aus der Liebe.
So verrückt das ist, so einleuchtend. Die Liebe verändert uns und unser Handeln. Das ist nicht einfach und oft gelingt es uns nicht, aber es verändert das Leben – könnte das Leben verändern, jeden Tag in der Familie, auf der Arbeit, mit den Nachbarn, im Verein, auf der Straße und wo immer wir uns aufhalten. Die Liebe im Alltag nicht zu vergessen, das ist nicht leicht und zuweilen sogar schwer. Aber es ist umso nötiger.
Es ist uns und anderen nicht geholfen, wenn wir nach dem Motto leben: Ich zuerst – mein Land zuerst – mein Wohlstand nach vorne – Alle Macht den Starken und Reichen – ich will Spaß – oder gar Auge um Auge, Zahn um Zahn. Das mag kurz befriedigen und einem einen Moment als Ausweg aus den Problemen dieser Welt erscheinen, doch es führt zu nichts. Vor allem rettet es die Welt nicht. Menschen brauchen mehr Fantasie als bis zur nächsten Ecke, als bis zum eigenen Gartenzaun, als bis zur nächsten Rache. Die Liebe macht fantasievoll und wir brauchen sie, um gut und zufrieden leben zu können.
Die Kraft holt die Fantasie sich aus der Liebe. Eine einfache Weisheit. So schnell kann es gehen, dass aus einem spöttischen Grinsen eine große Erkenntnis wird, die auch meine Welt überwunden hat, für eine kurze Zeit auf alle Fälle. Und vielleicht verändert dieser kurze Satz, der eben doch nicht so naiv ist, wie ich am Anfang dachte, heute ein wenig ihre Welt. Vergessen Sie die Liebe nicht!
Die Autorin: Anne Salzbrenner ist Dekanin im evangelisch-lutherischen Dekanat Rügheim.
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