Ihren Energieverbrauch will die Stadt Weismain senken, um Kosten zu sparen und einen Beitrag gegen den Klimawandel zu leisten. Daher soll der Verbrauch der fünf größten Liegenschaften künftig erfasst und Einsparungsmöglichkeiten geprüft werden. Professionelle Hilfe bekommt Weismain dabei durch das kommunale Energieeffiziensnetzwerk Oberfranken II. Den Beitritt hat der Stadtrat am Dienstagabend bei zwei Gegenstimmen (Gabi Huber und Janine Brunecker, GUB) beschlossen.
„Ziel des Netzwerks ist es, die Kommunen bei der Umsetzung der Energiewende zu unterstützen“, erklärte Wolfgang Böhm von der Energieagentur Oberfranken (Kulmbach). Dazu wird der Verbrauch der städtischen Gebäude erfasst, um Einsparmöglichkeiten zu suchen. Überprüft werden sollen die Abt-Knauer-Grundschule, der Weismainer Kindergarten, das Feuerwehrhaus, der Kastenhof und auf Wunsch der Stadträte trotz der geplanten Sanierung auch das Rathaus.
„Bei der Energie besteht ein Wertschöpfungspotenzial von 2000 Euro pro Kopf und Jahr.“
Wolfgang Böhm, Energieagentur Oberfranken
Grundlage ist die Einführung einer Energiebuchhaltung mit Monats- und Jahresberichten, um daraus Erkenntnsisse für eine konsequente Gebäude-Optimierung zu gewinnen. Einsparungsmöglichkeiten gibt es viele, wie Böhm erläuterte. Das reicht von zu großen oder veralteten Heizungen bis hin zu einer falschen Steuerung, etwa wenn in Schulen die Heizung etwa auch im Sommer laufe.

Seien diese Schwachstellen erkannt, könnten Investitionen (effiziente Heizung, LED-Lampen, Photovoltaikanlagen) geplant und ein nachhaltiges Gebäudemanagement aufgebaut werden, erklärte Böhm. Neben dem Austausch in dem Netzwerk von rund zwölf Kommunen, darunter auch Michelau, Ebensfeld und Lichtenfels soll ein Mitarbeiter zum Energiebauftragten ausgebildet werden. Gerade bei Schulen sei es sinnvoll eine Photovoltaikanlage zu installieren, da der Strombedarf dort am höchsten ist, wenn die Sonne scheint, so Böhm.
Das Projekt wird drei Jahre lang von der Bundesregierung gefördert (70 Prozent der Kosten im ersten Jahr, 50 Prozent in den folgenden), so dass die Stadt rund 7400 Euro im Jahr aufbringen muss. „Schon durch die effiziente Nutzung der vorhandenen Möglichkeiten können acht bis zwölf Prozent der Energiekosten eingespart werden“, erklärte Böhm. Werde das Konzept konsequent umgesetzt, bestehe gar ein Wertschöpfungspotenzial von 2000 Euro pro Einwohner im Jahr. „Wenn wir dieses Geld wieder in der Region investieren, hat sie eine Zukunft“, betonte er.

Da die Kommunen damit rechnen müssten, dass künftig ein Energiemanagement vorgeschrieben werde, sei es sinnvoll damit zu beginnen, so lange es gefördert wird, meinte Bürgermeister Udo Dauer. Es gelte, die Chance zur Energieeinsparung zu nutzen, da die Kosteneinsparung jedem Bürger zugute komme, meinte Hans Popp (CSU) „Das Geld holen wir zweimal wieder rein“, betonte Jochen Schäfer (Bürgerblock). Der Energiebeauftragte könne sich auch um die übrigen städtischen Gebäude kümmern, meinten Dritter Bürgermeister Michael Dreiseitel (SPD)und Roland Säum (Bürgerblock).
„Wir müssen nicht überall Vorreiter sein, meinte Gabi Huber (GUB). Mehr Bedenkzeit forderten sie und Janine Brunecker mit Blick auf den Feuerwehrhaus-Anbau und die Schwierigkeiten, im Modschiedeler Kindergarten Energiesparleuchten zu installieren.
Dietz: Biomasseheizwerk mit Klärschlamm und Altholz beheizen
Einen Beitrag zur Energiewende könnte auch ein Biomasseheizwerk leisten, das die Baufirma Dietz für ihr Betonmischwerk plant. Es könnte durch die Verbrennung von getrocknetem Klärschlamm aus den Kläranlagen in Weismain und Burgkunstadt (49 Prozent Klärschlamm und 51 Prozent Altholz) beheizt werden, wie Geschäftsführer Christian Dietz den Stadträten erläuterte. Einstimmig genehmigt haben die Räte dafür die Errichtung eines Zwischenlagers für den Klärschlamm.

Weil der Klärschlamm wegen des hohen Phosphor-Anteils und Schadstoffen nicht mehr auf Äckern ausgebracht werden darf, wird er gepresst und entsorgt. Dafür zahlt die Stadt 120 Euro pro Tonne, obwohl rund 80 Prozent des Schlamms aus Wasser besteht, rechnete Dietz vor. In der Anlage könnte der Schlamm getrocknet und zu Granulat verarbeitet werden, das als Brennstoff diene. Der als Nebenprodukt gewonnene Phosphor könnte als Dünger verkauft werden. Filter sorgten dafür, dass die Umwelt nicht belastet werde, außerdem könnte mit überschüssiger Wärme Strom erzeugt werden. In Betrieb gehen könnte die Anlage frühestens in einem Jahr.
Stadt baut Linksabbiegespur zur Baufirma Dietz selbst
Die Chance auf eine Kostenersparnis bei der Klärschlammentsorgung, sah Hans Popp bei dem Vorhaben. Den Bau der Linksabbiegerspur von der Staatsstraße 2191 zum Gelände der Firma Dietz mahnte Gabi Huber angesichts des zu erwartenden zusätzlichen Lastwagenverkehrs an. Die Stadt werde die Erschließung übernehmen, anstatt sie, wie ursprünglich geplant, von der Firma Dietz abzulösen, teilte Bürgermeister Udo Dauer mit. Nach Abschluss der Planung solle im nächsten Frühjahr gebaut werden.
Aus dem Stadtrat Sorge bereiten der Stadtverwaltung Ablagerungen von Schrott und Bauschutt auf dem ehemaligen Campingplatz in Kleinziegenfeld. Im Eingangsbereich liegen ein ausrangierter Gastank, Metallgestänge und Abbruchmaterial, auf dem Gelände steht sogar ein ausrangierter Reisebus. „Ich bin erschrocken, als ich das gesehen habe“, bekannte Bürgermeister Udo Dauer. Die Zweifel an der Zuverlässigkeit des Betreibers, der auf dem Gelände Ferienwohnungen und einen Therapiewald errichten möchte, seien groß. Daher solle der Betreiber zu einem Gespräch einbestellt werden. Sollten die Bedenken dabei nicht geklärt werden, könne die Stadt das Bauleitplanungsverfahren für das Vorhaben auch stoppen. Trinkgelage am Wasserspielplatz und zurückgelassener Müll haben viele Bürger verärgert. Um dies zu unterbinden, hat der Stadtrat eine Benutzungssatzung für die Spielplätze und Freizeiteinrichtungen beschlossen. Künftig ist dort nicht nur der Alkoholkonsum verboten, sondern auch das Ablagern von Unrat und das Entzünden von Feuer außerhalb der Grillstätten. „Wir wollen der Polizei eine Handhabe zum Durchgreifen geben“, erklärte Bürgermeister Dauer. „Es ist schade, dass alles verboten werden muss, aber wenn jemand a Seidla Bier trinkt, hat keiner was dagegen.“ Geprüft werden soll, ob auch das Entzünden von Shishas (Wasserpfeifen) verboten werden kann, wie Julia Spörlein (CSU) wegen der Brandgefahr anregte. Die Sanierung der Kanalisation in der Altstadt sei nicht bis 2021 zu bewältigen, wie das im Förderprogramm gefordert wird, erklärte Bürgermeister Dauer auf Anfrage von Gabi Huber (GUB). Wenn der Umweltausschuss des Landtags bis Mitte Dezember keine Entscheidung über solche Härtefälle treffe, müsse die Sanierung abschnittsweise nach einer Prioritätenliste erfolgen. Über die Alternativplanung soll demnächst im Stadtrat informiert werden. Wie das Kleinziegenfelder Tal und die Juradörfer nach Freigabe der Weismainer Ortsumgehung vor dem zusätzlichen Schwerlastverkehr geschützt werden sollen, wollte Gabi Huber wissen. „Noch nicht einmal der Trassenverlauf der Jura-Umgehung bei Wunkendorf steht fest“, kritisierte sie. Auf die Zuständigkeit des Landratsamts verwies der Bürgermeister. Ein runder Tisch wegen möglicher Umleitungen sei vorgesehen. Außerdem habe die Stadt klargestellt, dass sie die Verkehrssicherungspflicht nicht übernehmen könne, falls die Bundesstraße durch das Kleinziegenfelder Tal zu einer Gemeindeverbindungsstraße herabgestuft werde, betonte er. Wegen rücksichtslosen Parkens fordern Bürger eine Einbahnstraßenregelung zwischen der Kirche und der ehemaligen Metzgerei Pregler, wie Dritter Bürgermeister Michael Dreiseitel berichtete. Die Stadtverwaltung wird dies prüfen. Ebenso die Anregung von Julia Spörlein für ein Parkverbot im Mühlweg, um den Rettungsweg zu gewährleisten.