Zurück zu wirklich alten Bäumen, zu Waldflächen, bei denen die Natur und nicht der Nutzen im Vordergrund steht, zu -wenn auch kleinen– Urwäldern: Wenn der Stadtwald sich weiter nach der Vorstellung von Revierförster Hermann Hacker entwickelt, bietet er langfristig einen Platz für Genresourcen und biologische Vielfalt. Nicht über technische Details, sondern über Grundsätzliches zu den dramatischen Änderungen, die der Klimawandel auch für die moderne, nachhaltige Waldwirtschaft bringen wird, informierte Hacker in der Stadtratssitzung am Dienstag: „Wir müssen im Wald in Jahrzehnten und Jahrhunderten rechnen, das geht nicht so schnell.“
Eingangs schilderte er die Situation des Stadtwalds, der vom staatlichen Forstamt betreut wird. Dies deswegen, weil Kommunen ihre öffentlichen Wälder vorbildlich pflegen müssen. Der Stadtwald erstreckt sich wie ein Flickenteppich von mehreren hundert Flächen zerstückelt über Gebiete, die kein anderer will. Schlechteste, schwer zu bearbeitende Ecken, insgesamt 375 Hektar. Seit Hacker hier tätig ist, hat der den Umbau von Plantagenwirtschaft auf Mischwald energisch vorangetrieben. Der Kiefern-/Fichtenbestand ist seit 1987 von 50 Prozent auf 25 Prozent zurückgegangen. „Mit Monokulturen kommt die Natur überhaupt nicht zurecht“, verweist Hacker auf eine der Ursachen für die Borkenkäferproblematik. Die Mischung sei im Stadtwald jetzt optimal, der Altersaufbau weniger. „Es gibt zu wenig alte Exemplare, Bäume können bis zu 300 Jahre alt werden.“
Die Herausforderung an die Forstwirtschaft jetzt und in der Zukunft liege im rasanten Voranschreiten des Klimawandels, im Rückgang der biologischen Vielfalt und im Umgang mit invasiven Arten, etwa dem asiatischen Laubholzbock, der bereits Südbayern erreicht habe und dort große Schäden anrichte.
Der Klimawandel werde die Flora und Fauna hier in absehbarer Zeit komplett ändern. Bereits jetzt sei die Durchschnittstemperatur im Vergleich zum Durchschnitt der vergangenen zwei Dekaden um zweieinhalb Grad gestiegen. Bei einer noch höheren Durchschnittstemperatur werden hier keine Kohlmeisen, Stare und Amseln mehr leben. „Dafür kommen andere Arten. Wir müssen uns daran gewöhnen.“
In Bad Staffelstein ist der Waldbesitz zu 100 Prozent in kommunaler und privater Hand, Staatswald gibt es nicht. Bei vielen privaten Waldbesitzern, die oft nur über kleine Flächen verfügen, sei kaum mehr Wissen über die richtige Waldbewirtschaftung vorhanden. Der Waldumbau der Plantagen komme trotz finanzieller Förderung nicht voran.
„Wir lassen dürre Bäume generell stehen, weil stehendes Totholz am besten für die Natur ist.“
Hermann Hacker
Der Zuwachs des Stadtwalds beträgt 5,8 Festmeter pro Hektar im Jahr. Das ist wenig, begründet in den schlechten Flächen der Stadt. Ein jährlicher Einschlag von 1000 Festmetern ist erlaubt. Davon entfallen 250 Festmeter auf Brennholz, 600 Festmeter sind zu verkaufen, der Rest ist Reisig. Aus dem Verkauf lassen sich 30- bis 40 000 Euro erlösen, für den Stadthaushalt ein relativ unbedeutender Betrag, so Hacker. Zum Erhalt der Genresourcen und der biologischen Vielfalt solle mehr Wald aus der Nutzung genommen waren, wünscht sich der Förster. „Wir lassen dürre Bäume generell stehen, weil stehendes Totholz am besten für die Natur ist“, erklärte er, warum Wälder nicht mehr so aufgeräumt aussehen wir früher. Reisig und sogar ganze Stämme blieben im Wald liegen. Der Riedseewald sei inzwischen ein undurchdringliches Dickicht, fast ein Urwaldrest, so Hacker. Dort schaue es aus, „wie halt Natur ausschaut“. Auch am Fuße der Staffelbergfelsens sei der Aufwuchs wieder auf eineinhalb Metern Höhe gekappt worden. Die Felskrone bleibe dadurch sichtbar, das Holz bleibe bewusst liegen, um den Wanderern den Weg zu versperren und beim Verrotten Flora und Fauna Lebensraum zu bieten. Das Problem sei die „Mentalität der Sauberkeit“, so Hans Bramann (FW). Er wisse von „vehementem Vorgehen“ gegen die Verantwortlichen, wenn ein umgestürzter Baum nicht fristgerecht aufgeräumt werde.
„Der Staat darf den Wald auf keinen Fall privatisieren.“
Hermann Hacker Revierförster
Die öffentliche Hand müsse sich noch mehr um den Wald kümmern und die Waldfläche insgesamt vermehren. „Der Staat darf den Wald auf keinen Fall privatisieren“, so Hacker. Er trage Verantwortung, es sei überall zu sehen, was bei Privatisierungen schief gehe. Es zähle nur noch die Ökonomie, die Ökologie stehe hinten an. „Wir haben nicht vor, den Stadtwald zu verkaufen“, versicherte Bürgermeister Jürgen Kohmann.
Hacker schloss mit den aktuellen Projekten im Stadtwald. 100 Biotopbäume seien gemeldet. Für diese gibt es Fördergelder, dafür dürfen sie in den kommenden zwölf Jahren nicht gefällt werden. Weiter sollen weitere Waldflächen, 20 bis 40 Hektar stehen zur Debatte, aus der Nutzung genommen werden, vor allem an den Steilhängen bei Uetzing. Dies müsse jedoch noch mit der Naturschutzbehörde am Landratsamt abgesprochen werden.