Seit 100 Jahren wirken Franziskusschwestern in Vierzehnheiligen zum Segen der Menschen im Landkreis Lichtenfels und darüber hinaus. Mit dem Konradshof, eine Einrichtung für Familien in Notlagen, werden sie ihrer sozialen Verantwortung gerecht und in der Berufsfachschule für Ernährung und Versorgung, Kinderpflege und ab September voraussichtlich auch Altenpflegehilfe, erhalten junge Menschen ein solides Rüstzeug für ihren zukünftigen beruflichen Lebensweg. 45 Schwestern und fünf Franziskaner im Mutterhaus finden hier einerseits ihre Heimat im Ruhestand, anderseits ihr Aufgabenfeld in der tatkräftigen Führung eines lebendigen Hauses.
Im September 1913 sind die ersten Schwestern der damals noch jungen Gemeinschaft auf dem „heiligen Berg“ in Vierzehnheiligen angekommen. Sie erwarben den damaligen Gutshof Frankenthal, der an der Stelle des heutigen Diözesanhauses lag. Als „Antoniusheim“ war es nicht nur ein Wirtschaftsgebäude für die Ökonomie. Es wurde in zunehmendem Ausmaß zur Wallfahrerherberge, diente als Exerzitienhaus und war das erste Mutterhaus. Unter dem Motto „Grund, auf dem wir stehen“ werden die Franziskusschwestern im Jubiläumsjahr 2013 bei verschiedensten Anlässen erinnern, was gewesen ist, werden danken und feiern.
Kapelle sanieren
Bei einem Gespräch mit Journalisten im Kapitelsaal des Mutterhauses erläuterte am gestrigen Montag Generaloberin Schwester Regina Pröls die Vorbereitungen des Projekts „100 Jahre Franziskusschwestern in Vierzehnheiligen“. Die erste Entscheidung, die in direkten Zusammenhang mit dem Jubiläumsjahr gefallen sei, lautete: „Wir sanieren unsere Kapelle im Mutterhaus“. Die Ordensleitung beauftragte das Architektenbüro Dietz in Bamberg. Bis August soll die Kapelle mit reduzierter Altarraum-Ausgestaltung wieder bezugsfertig sein.
Dann wurde das Motto gemeinsam gesucht. Alle Schwestern waren eingeladen, Vorschläge abzugeben. In den vielen eingegangenen Anregungen wiederholt sich das Wort „Grund“, „Hoffnung“. Die Schwestern einigen sich auf ein Wort aus dem 1. Korintherbrief: „Grund, auf dem wir stehen“. Dann legten sie fest, mit welchen Symbolen das Motto zu einem Jubiläums-Logo entwickelt werden könnte. Auch die Weiterentwicklung der Ordenssatzungen wird die Schwestern im Jubiläumsjahr beschäftigen.
Die Katholische Kirche begeht 2013 das „Jahr des Glaubens“, das mit dem Jubiläum verbunden werden soll. Die Pfarrei Bad Staffelstein hat Angebote hierzu an denen sich die Franziskusschwestern beteiligen wollen. Auch beim Inhalt der Alltagsexerzitien in Bad Staffelstein, heuer erstmals ökumenisch, haben sie mitgewirkt. Die Kinderfreizeit im September gehört dem Thema und mündet in den Tag der Begegnung am 22. September Unabhängig hiervon sind Juni und Oktober die Frauen-Wochenenden im Mutterhaus dem Jahr des Glaubens gewidmet. Von weiteren Aktionen nehmen sie bewusst Abstand. „Fasten an Veranstaltungen, damit wir selber noch atmen können“, betonte die Generaloberin.
Der Sendungsauftrag der Franziskanerinnen in Vierzehnheiligen begann mit der Beherbergung von Wallfahrern. Zur Existenzsicherung der wachsenden Gemeinschaft wurde die Landwirtschaft in Eigenregie betrieben. Nur wenige Angestellte unterstützen die Schwestern. Im Verlauf der Entwicklung wurde es notwendig, dass die Arbeit der Schwestern mit mehr angestelltem Personal unterstützt wurde.
In den Anfangszeiten gab es Frauen, die dem sogenannten Dritten Orden angehörten und eine nachgeordnete Form der Mitgliedschaft in der Kongregation hatten. Diese „Jungfrauen“ und dann später Angestellte, oft auch Menschen mit Benachteiligungen, unterstützen die Schwestern bei einfachen Hausarbeiten. Als im Jahr 1976 der erste Hausmeister für die Kongregationseinrichtungen in Vierzehnheiligen angestellt wurde, war das ein enormer Sprung in die Neuzeit. Die bis dahin so geschützten Wohnräume wurden durchlässiger – ein Hausmeister braucht gelegentlich Zugang zum bis dahin streng gehüteten Klausurbereich.
An der Berufsfachschule St. Kunigund wurden Lehrkräfte eingestellt. In der Kongregationsleitung verdichtet sich die rasante Entwicklung in den administrativen Bereichen. Plötzlich wurde von Organisationsentwicklung geredet, Corporate Identity, der Computer hielt Einzug, die technischen Anlagen in den Häusern bedürfen einer gut dokumentieren Verwaltung. Im Jahre 1993 nahm der erste Angestellte in der Verwaltung seine Arbeit auf, sein Büro direkt neben dem der Generaloberin – wieder ein großer Schritt.
Die Altersstruktur in der Kongregation in Deutschland entspricht weitgehend der Entwicklung, wie wir sie in der Gesellschaft ebenso wahrnehmen. Viele Schwestern haben die Verantwortung für ihren beruflichen Einsatz abgegeben und übernehmen Ehrenämter oder Tätigkeiten, die dem alltäglichen Ablauf dienlich sind. An vielen Stellen sind ersatzweise und zusätzlich Mitarbeiter angestellt worden.
Termine im Jubiläumsjahr
Die Veranstaltungen rund um das 100-jährige Bestehen:
30. Mai: Fronleichnamsprozession in Vierzehnheiligen; die Franziskusschwestern legen einen Fronleichnamsteppich am dritten Altar. Das Motiv ist das Jubiläumslogo.
15. Juni: Flohmarkt im Garten des Mutterhauses. Der Erlös ist für Menschen in akuten Notlagen im Wirkungskreis der Schwestern bestimmt.
28. bis 30. Juni: Mattenkapitel – interne spirituelle Versammlung der Franziskusschwestern nach franziskanischem Modell.
6. Juli: Tag der Begegnung mit Verwandten der Schwestern.
14. September: Offizielle Jubiläumsfeier „100 Jahre Franziskusschwestern in Vierzehnheiligen“ mit dem 50-jährigen Profess-Jubiläum von sieben Schwestern; 10 Uhr: öffentlicher Festgottesdienst mit Erzbischof Dr. Ludwig Schick in der Basilika Vierzehnheiligen; Festakt mit geladenen Gästen im Festzelt am Mutterhaus; 18 Uhr: Vesper in der sanierten Kapelle des Mutterhauses.
22. September: Tag der Begegnung, Zielgruppe: umliegende Dörfer.
In Planung:
Vortrag Professor Dr. Günter Dippold zum Thema: „Die 100-jährige Geschichte der Franziskusschwestern in Vierzehnheiligen“;
In der Woche vom 11. bis 17. November 2013: Seminarabende mit Dr. Yuval Lapide, Thema: „Mirjam, eine jüdische Frau und Mutter“; Senioren-Nachmittag mit der Pfarrei St. Kilian, Bad Staffelstein, im Mutterhaus am Mittwoch, 16. Oktober mit Schwester Verena.