Man stelle sich vor: „Der Dode da, is der dode Dodi, die Dode da, is die dode Di.“ Solch fränkische Satzungetüme sind wirklich möglich und nicht-fränkischen Ohren werfen sie Fragen auf. So ging es auch Claudia Bill, einer Frau aus dem Ruhrpott, die anno '97 am Zeitungsstand erklärt bekam, wer auf dem Foto nun der tote Dodi und wer die tote Lady Diana ist. Tragikomisch, abgespeichert in Bills Erinnerung und Liebeserklärung an die Wahlheimat Franken. Mit dem Programm „Rettung naht“, bereitete die Kabarettistin am Samstagabend einer fast voll besetzten „Alten Darre“ Vergnügen.
Nein, Kabarett im eigentlichen Sinne war das nicht. Jedenfalls nicht im deutschen eigentlichen Sinne, wurde Politik doch ausgespart. Es war eher so die Antwortstunde auf Fragen, die nicht gestellt werden, aber im Laufe eines Lebens vorrätig werden.
Zum Beispiel die, wie man dem bösen Nachbarn den Tag vergällt, wie man mit Lebenslügen umgeht oder wie man lästige Anrufer von Versicherungsgesellschaften „zulabert“, damit sie nie mehr anrufen. Mit Einladung dieser Frau hat sich die KIS (Kulturinitiative Staffelstein) jemanden ins Haus geholt, der seine Themen aus dem Wahnwitz der Lebenswirklichkeit bezieht. Aber es geht nicht nur um Inhalt, es geht auch um Glaubwürdigkeit und darum, wie ein Programm aufbereitet wird.
Sich und den Ehemann runtergeputzt
Bühnenpräsenz hat Claudia Bill. Sie veranstaltet Grimassenzirkus, ist eine gute Erzählerin und weiß auch in von Banalität gestreiften Momenten ihre Zuhörer wieder einzufangen, Gesangsstimme hat sie ebenfalls und sparsam mit dem Runterputzen der eigenen Person ist sie auch nicht.
Noch weniger mit dem vergnüglichen Runterputzen des eigenen Ehemannes Ulrich. Der nämlich saß am Klavier, fungierte als Stichwortgeber und wurde von Zeit zu Zeit an die Spießigkeit seines einstigen strukturierten Berufslebens erinnert.
„Ich mache jetzt zwei Diäten, weil von einer werde ich nicht satt.“
Claudia Bill, Kabarettistin
Was an ihren Nummern gefällt, ist der Umstand, dass Claudia Bill Ross und Reiter nennt. So wie bei einer irrsinnigen Umtauschaktion im Möbelhaus Neubert. Das verleiht ihrem Programm Lokalkolorit und lässt ahnen, dass alles auch genauso gut mir und dir widerfahren könnte, dass wir alle in ähnlichem Lebensumstandsklamauk stecken, sie aber unsere Fürsprecherin ist.
Mehr unverbraucht als verbraucht
In Effeltrich ist die Frau aus dem Ruhrpott gelandet, das fränkische L bei der Aussprache von Effeltrich auskostend. Reich an Gags war der Abend, mit mehr unverbrauchten als verbrauchten. So wie dem: „Ich mache jetzt zwei Diäten, weil von einer werde ich nicht satt.“ Oder dem, gerichtet an einen älteren Herren vor dem Hintergrund einer Betrachtung zu Impotenz: „Würdest du bei mir Schlange stehen? Naja, wir würden zumindest viel darüber reden!“
Es gab aber auch schwächere Momente, dann, wenn der Mann am Klavier den Witz von der Flagge mit weißem Adler auf weißem Grund bemüht, den schon Otto vor 35 Jahren erzählte und der zu streichen wert wäre.
Ansonsten aber lässt sich der Frau aus dem Ruhrpott fränkisch bescheinigen: Bassd scho! Und ihrem Mann auch.