Peter Reichert hat es endlich geschafft: Zum dritten Mal hat er sich der Wahl zum Bierkönig, die größte Gaudi des Bierbrauerfests, gestellt. Und in der Stichwahl gegen Carolin Hofmann und Manuel Schrüfer gewonnen. Jetzt darf er zwei Jahre lang sein Volk als Bierkönig Peter I. regieren.
In diesem Jahr nahmen acht Unikate der Region ihren Platz auf der Bühne ein. In den vorderen Rängen saßen lautstark anfeuernde Fans und zwischen den Besuchern wurden die letzten Wetten geschlossen: „A Mooß, dass der des net schafft!“, andere sind der Meinung „Des is doch sowieso nur Glücksach'.“ Bevor aber die neue Hoheit ihr Amt antreten konnte, wurde Bierkönigin Angelika I. gebührend verabschiedet. „Bierbrauen war in seinem Anfang Frauensache, demnach war der Titel die letzten zwei Jahre dort, wo er hingehört“, lachte sie. Ein Brauer erwiderte prompt: „Ach was, seitdem wir Männer des in die Händ' genommen ham, is doch erst mal was g'scheits dabei rauskommen“ und erntete herzhaftes Lachen. Ein letztes Prosit der Gemütlichkeit, und nicht nur die Krüge, auch die Stimmung schäumte über, als die acht Bewerber die Bühne betraten: Freie-Wähler-Stadtrat Manuel Schrüfer, Antikmöbelhändler Peter Reichert, SKK-Präsident Matthias Grass, Bankangestellte Carolin Hofmann, Saunameisterin Evi Lulei, Zimmermann Adolf Geuß, SPD-Stadtrat Harald Konjetzko und Junge-Bürger Stadtrat Holger Then.
Moderator Walter Mackert stellte dem Publikum die stadtbekannten Gesichter vor und schon wurde es ernst. Die Kandidaten mussten zehn Biere ihrem jeweiligen Brauer zuordnen. Ein tiefer Blick in den Krug, kurz geschwenkt, ein Hauch von Hopfenduft und ein paar Tropfen, die auf der Zunge vergehen. Dann verkündete Mackert, was wohl niemand geahnt hätte: „Haltet euch fest. Drei Kandidaten erkannten fünf von zehn Bieren. Jetzt folgt eine Stichwahl. Wir beginnen mit einer Wissensfrage, wer zuerst antwortet, ist unser neuer Bierkönig oder eben nächste Bierkönigin.“
„Ich habe mich schon immer als Bierkönig gefühlt, es hat mir nur der Titel gefehlt.“
Bierkönig Peter I.
Denn auch eine Dame hat es in das Dreiergespann geschafft: die junge Wiesenerin Carolin Hofmann. „Ich vertrete würdig mein Brauerdorf. Zwei Brauereien auf 300 Einwohner, ich schaffe das!“, hatte Hofmann noch vor der Wahl überzeugt gesagt. Doch bei der Frage, welches Bier mit untergäriger Hefe gebraut wird, rief der bekennende Bierfan Peter Reichert ohne zu überlegen: „Pils!“ und erntete lauten Beifall und Jubelschreie. Bei den vergangenen Festen gescheitert, folgte dieses Mal der wohlverdiente und ersehnte Sieg. „Ich habe mich schon immer als Bierkönig gefühlt, es hat mir nur der Titel gefehlt“, so der 45-Jährige.
Traditionell wurde der Bierkönig in einer Sänfte empor gehoben. Hoch über den Krügen lehnte sich Peter I. zurück und die Brauer, unter ihnen sein stolzer Bruder Manfred Reichert, bahnten ihm den Weg durch die Menge. „Ich danke allen, die mich unterstützt haben“, rief der Stublanger seinem jubelnden Volk zu. Ob vor Glück, zum Trost oder zum Genuss: Die Bad Staffelsteiner stießen auf ihren neuen „Gerstensaftkönig“ an und ließen das Fest bei Böhmischen Träumen der Blaskapelle Uetzing-Serkendorf ausklingen, nachdem am Morgen die Ebensfelder Musikvereinigung und am Nachmittag die Klampfengruppe für Unterhaltung sorgten.
500 Jahre Reinheitsgebot, 22 Bierkreationen, zehn Brauereien und ein Bierkönig, dazu ein Traumwetter: Das Bierbrauerfest lockte Massen in die Badstadt. „Eine genaue Zahl ist schwer zu sagen, aber es war das am besten besuchte. Ich schätze weit mehr als 12 000 Gäste haben mit uns gefeiert “, so Mackert. Er dankte allen, die das Bierbrauerfest ermöglichen. Vor allem Andreas Poth, Direktor des Kurhotels, der „den Laden zusammenhält“. Auch Bürgermeister Jürgen Kohmann ist stolz auf seine kleine Biermetropole: „Zehn Brauereien auf 10 000 Einwohner. Das ist einmalig und sollte somit auch einmal im Jahr gebührlich gefeiert werden.“
Zum Start am Morgen traten die Brauer auf die Bühne. Die Brauereien Dinkel und Hennemann aus Stublang, Reblitz aus Nedensdorf, Hellmuth und Thomann aus Wiesen, Hetzel aus Frauendorf, Trunk aus Vierzehnheiligen, Adler-Bräu aus End, Staffelbergbräu aus Loffeld und Metzgerbräu aus Uetzing zapften jeweils ein Fässchen an und schenken Freibier an die ersten Gäste aus. „Ich bin extra für dieses Fest aus Berlin angereist“, schwärmte der 24-jährige Christian Lennartz, Bierbrauer aus Berlin-Mitte.
„In Berlin präsentiere ich mein Craft-Beer auf Bierveranstaltungen. Über die Hälfte der Anbieter sind Amerikaner, kein Vergleich zu diesem Fest. Hier stehen die regionalen Brauer selbst an den Zapfhähnen - einzigartig!“ Die Stadt verwandelte sich in einen riesigen Biergarten. Bierkenner philosophierten, während sie die Glaskrüge gegen die Sonne hielten. So einfach hatten es die Königsanwärter nicht. Sie mussten Geschmack- und Geruchssinn beweisen, als sie das kühle Nass aus den undurchsichtigen Steinkrügen schlürften.