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EBENSFELD: Traumjob-Suche in der neuen Heimat

EBENSFELD

Traumjob-Suche in der neuen Heimat

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    „Ohne Arbeit, das ist doch kein Leben“. Elektriker-Praktikant Asadullah Khatibzada ist dankbar für die Chance, die ihm die Ebensfelder Firma Reis eröffnet hat. FOTO: Sophie Röder
    „Ohne Arbeit, das ist doch kein Leben“. Elektriker-Praktikant Asadullah Khatibzada ist dankbar für die Chance, die ihm die Ebensfelder Firma Reis eröffnet hat. FOTO: Sophie Röder Foto: Sophie Röder

    „Mein Deutsch verbessert sich: Rollgabelschlüssel, Glühbirne, Steckdose – das sind viele interessante Wörter.“

    Asadullah Khatibzada, Elektriker-Praktikant aus Afghanistan

    Seine Heimatstadt in Afghanistan ist zerstört, und unter den Trümmern des Krieges liegen auch die Träume von Asadullah Khatibzada. „Geh nach Deutschland, dort ist es gut“, haben ihm alle gesagt. Also hat er sich auf den Weg gemacht. Eine abenteuerliche Reise, meist zu Fuß. Über die Türkei, mit zweimonatigem Zwischenstopp in Istanbul, bis es endlich weiterging über Griechenland nach Deutschland.

    „Es war anstrengend, die Füße taten weh. Das Meer war aber ruhig“, erzählt er mit nachdenklichem Blick. Im Juli vergangenen Jahres kam er in Deutschland an. Jetzt wohnt der 21-Jährige in der Flüchtlingsunterkunft in Unterleiterbach und findet Gefallen an seiner neuen Heimat. „Deutschland ist sehr schön, ich mag die Natur. Und ich gehe gerne arbeiten“, sagt er stolz, denn er hat den ersten Schritt in Richtung Arbeitswelt geschafft.

    Die Firma Elektro Reis in Ebensfeld gab dem jungen Afghanen die Chance auf einen Praktikumsplatz und ermöglichte ihm somit, in Deutschland Fuß zu fassen. „Man merkt, dass die jungen Männer arbeiten wollen. Sie bringen eine enorme Kraft und Energie mit, die muss genutzt werden.“, meint Geschäftsführer Robert Reis. „Unser Ziel ist es, den Flüchtlingen zu zeigen, was es für Berufsrichtungen in Deutschlang gibt und worauf wert gelegt wird. Die Vorstellungen gehen da schon manchmal auseinander“.

    Viel Geschick, wenig Erfahrung

    Die jungen Flüchtlinge seien meist hoch motiviert. Es gelte aber noch, große Hürden zu nehmen. „Man muss bei Adam und Eva anfangen“, erklärt er unumwunden. Handwerkliches Geschick brächten viele der jungen Männer mit, wenige hingegen Erfahrung. Die meisten müssten den Umgang mit den Werkzeugen von Grund auf erlernen.

    Das zweite große Hindernis ist die Sprachbarriere, obwohl Flüchtlinge wie Asadullah bereits grundlegende Deutschkenntnisse haben. Das Problem ist laut Reis das fachspezifische Vokabular: „Wer kennt schon die genauen Begriffe für diverse Werkzeuge oder Wattstärken. Da ist der Kenntnisstand wirklich null, aber Asadullah ist auch hier sehr lernwillig“. Auch wenn am Ende jedes Praktikumstages Ausbilder so wie der Praktikant gleichermaßen erschöpft waren, haben beide Seiten davon profitiert. „Man braucht einen langen Atem“, sagt Reis. „Aber es sind wirklich nette und hoch motivierte Burschen.“ Eine Ressource, die es zu nutzen gelte.

    Asadullah klettert noch einmal schnell auf eine Leiter, um eine Leuchtstoffröhre im Laden auszuwechseln. Einen Tag zuvor hat er mit Elektriker Rudolf Reis in einer Firma eine komplette Deckenbeleuchtung ausgewechselt. Jeder Handgriff sitzt. „Mit den Händen zu arbeiten und anzupacken macht mir einfach Spaß“, sagt er mit einem Lächeln. „Und auch mein Deutsch verbessert sich. Rollgabelschlüssel, Glühbirne, Steckdose – das sind viele interessante Wörter. Es gibt noch viel für mich zu lernen“.

    Elektriker werden, sein Traumjob? „Das weiß ich noch nicht“, meint er. „Aber es ist für mich eine große Chance, die ich hier bekommen habe. Ich möchte besser deutsch lernen und arbeiten.“ Er ist ein Musterschüler: lernwillig und engagiert.

    Start auf anderem Level

    Diesen Eindruck teilt Elektriker Rudolf Reis, der Asadullah mit in den Außendienst nimmt: „Er gibt sich riesige Mühe, startet aber halt auf einem anderen Level.“ Ob der junge Asylsuchende in naher Zukunft eine Ausbildung in Deutschland beginnen kann? Das liegt am jeweiligen Verfahren, an integrationswilligen Unternehmen und nicht zuletzt an der Motivation der Flüchtlinge selbst. „Das ganze braucht Zeit, die Sprachkenntnisse müssen vertieft werden, die deutsche Arbeitsmoral muss kennengelernt werden“, sagt Reis. „Aber nur so kann es gehen.“

    Unternehmen wie Elektro Reis unterstützen und leben Integration. Sie schaffen die Chance, dass sich junge Flüchtlinge frei für einen Beruf entscheiden können, andererseits einen Job im Rahmen ihrer Möglichkeit finden. Die Frage, wie wichtig Arbeit für Asadullah ist, versteht er erst gar nicht. Doch nicht wegen der Sprachbarriere. „Ohne Arbeit, das ist doch kein Leben“, sagt er und schraubt fleißig weiter.

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