Vor einem schwarzen Hintergrund stechen leuchtende Augenpaare hervor. Eines erstrahlt in kaltem Blau, umrahmt von dunkler Gesichtsfarbe. Eines starrt in einem bedrohlichen Rot. Ein anderes ist fast von einer langen Kapuze verdeckt. Dahinter leuchtet schwach ein giftiges Grün. Die Augenpaare gehören Druiden, Königinnen und Dämonen. Über ihren Köpfen steht, in großen Buchstaben geschrieben, jeweils derselbe Name. Der Name ihres Schöpfers: Werner Karl.
Die Charaktere, die vor dem schwarzen Hintergrund zu sehen sind, zieren Bucheinbände, jeweils einer auf jedem Band. Sie entstammen Geschichten und der Phantasie ihres Autors. Sieben Romane hat Werner Karl bereits verfasst. Sein neuer Roman „Aevum“, der zweite Teil aus der Erzählung rund um die Figur „Black Ice“, ist in diesem Jahr erschienen. Eine Lesung daraus findet am Mittwoch, 11. April, in der Stadtbücherei Bad Staffelstein statt.
Die Geschichte um die Protagonistin „Black Ice“ beginnt im Jahr 2315. Die Menschen befinden sich in einem erbitterten Krieg mit der außerirdischen Rasse „Mazzar“. In dieser fiktiven Zukunft gibt es Raumschiffe, die mit Überlichtgeschwindigkeit fliegen, Gewehre, die mit Laserstrahlen schießen, Roboter, die eigenständig kämpfen können. Der Freiraum, den ein Autor bei Science-Fiction hat, ist beinahe grenzenlos, fast wie die Galaxien, in denen die Erzählungen spielen. Nicht erst, seitdem Werner Karl Autor ist, hat er sich in dieses Genre verliebt: „Ich war schon immer Hardcore-Science-Fiction-Fan“, gibt der 59-Jährige schmunzelnd zu.
Großer Perry-Rhodan-Fan
Comic-Hefte, Magazine, Romane. In seiner Kindheit hat Werner Karl so gut wie alles gelesen, was ihm aus dem Science-Fiction-Genre in die Finger kam. Vor allem nach einer Geschichte hat es bei ihm plötzlich „Klick“ gemacht: die Abenteuer um den Helden Perry Rhodan. „Ich habe in meiner Jugend das Heft regelrecht verschlungen und sofort gewusst: Ich will Autor werden“, erinnert sich Karl und blickt auf seine eigenen Bücher, die vor ihm liegen.
Und dabei hat seine Laufbahn als Autor ganz anders begonnen. Nicht in einer fernen Zukunft, sondern in der Vergangenheit. Nicht mit Außerirdischen, sondern mit Druiden, Zauberern und tapferen Kriegern. Statt der Science-Fiction widmete sich Werner Karl zunächst der Fantasy, als er vor fünf Jahren den ersten Band um die „Spiegelritter“ fertigstellte – eine „spontane Entscheidung“, meint der Schriftsteller: Nachdem er die Lesung einer befreundeten Autorin besucht hatte, kamen ihm auf der Heimfahrt plötzlich die ersten Einfälle zur Geschichte um die „Spiegelkrieger“.
Keine Schreibblockaden
„Die Ideen sind regelrecht aus mir herausgesprudelt“, erinnert sich der Autor an die Zeit, in der er daraufhin wie im Rausch die ersten 80 Seiten geschrieben hat. An seinem Ideenreichtum hat sich bis heute nichts geändert, denn „Schreibblockaden kenne ich nicht“, gibt der 59-Jährige zu. Die Einfälle gehen ihm nicht aus. Vielmehr muss er sich anstrengen, „die Flut der Gedanken einzudämmen“, meint der Schriftsteller und grinst. Wenn ihn eine Idee packt und er von ihr überzeugt ist, muss er sie sofort aufschreiben, damit er sie nicht vergisst. Dafür hat er eine Datenbank auf dem Computer erstellt, seine eigene „Ideendatenbank“, wie er sie nennt.
Was Karl aus Gesprächen mit Menschen, beim Lesen von Zeitungen und Büchern oder einfach von einem Moment auf den anderen an Ideen gewinnt, trägt er sorgfältig in sein Archiv ein. Sobald eine solide Grundlage für einen Roman zusammengekommen ist, verknüpft Karl die Ideen zu einem Gerüst, bildet so die Handlung der Geschichte, sogenanntes Mindmapping. Bis aber das fertige Buch im Laden steht, vergeht noch einige Zeit. Zirka ein Jahr braucht der Autor für das Verfassen des Rohtextes. Anschließend bekommen ihn Lektoren und Korrekturleser, die den Text auf Rechtschreibung prüfen. Währenddessen erstellt Karl einen ersten Entwurf zum Einband, den er dann von Cover-Designern umsetzen lässt.
Bis eine neue Geschichte von Werner Karl erscheint, kann es nicht schnell genug gehen. Zumindest, wenn man nach der Leserschaft geht, die der Autor über die Jahre aufgebaut hat: „Sehnsüchtig fieberte ich dem Tag entgegen, an dem ich ,Aevum‘ endlich in Händen halten würde“, beginnt eine begeisterte Leserin ihre Rezension über das neu erschienene Buch. „Gewaltig, grausam, brutal und ultraspannend“, betitelt ein weiterer Fan seine Kritik über die „Spiegelkrieger“. Durchgehend positive Bewertungen bekommt Werner Karl auf seinem Autorenprofil, das er sich auf mehreren Webseiten erstellt hat. Das sei das größte Gold für einen Schriftsteller, meint er, denn er „will mit den Geschichten erreichen, dass der Leser spannend unterhalten ist“.
„Manche Leser schreiben mir, dass sie vor Aufregung danach nicht mehr schlafen konnten.“
Werner Karl, Autor
Spannend und unvorhersehbar, so sollen seine Geschichten sein. Nicht selten greift Karl auf ein bisschen Blutvergießen zurück, um das zu erreichen. Krieg thematisiert der Autor oft. Krieg in seiner ungeschönten Härte, greifbar und realistisch dargestellt. Für den einen oder anderen vielleicht zu realistisch: „Manche Leser schreiben mir, dass sie vor Aufregung danach nicht mehr schlafen konnten“, erzählt Werner Karl, der sich über solches Feedback besonders freut: Es zeigt ihm, dass er seine Aufgabe als Geschichtenerzähler erfüllt hat, Menschen emotional zu bewegen.
Doch dabei bleibt es nicht, denn Werner Karl ist nicht nur Autor seiner Bücher, sondern er vermarktet sie auch selbst. Von einem Verlag wird der 59-Jährige nicht unterstützt, sondern organisiert und erledigt alles in Eigenregie. Eine kreative Freiheit, die der hauptberufliche Fachhändler für Druckereibedarf sehr genießt. Das Schreiben macht er nebenberuflich, und dabei soll es vorerst bleiben. Trotzdem sollen weitere Bücher erscheinen, denn das Schreiben ist für ihn eines: Leidenschaft. Gerade arbeitet er an einem neuen Werk. Eines, das hervorstechen soll. „Ich will mit dem neuen Buch etwas ganz anderes machen. Eine völlig neue Welt erschaffen“, verrät Karl. Seine treuen Leser können es sicher kaum erwarten.