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HORSDORF: In der Fuchsenmühle wird Handwerkstradition lebendig

HORSDORF

In der Fuchsenmühle wird Handwerkstradition lebendig

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    Teamarbeit: Die letzten beiden Gebäude der Horsdorfer Fuchsenmühle sanieren Besitzer Fritz Müller (re.) und Architekt Johannes Höh.
    Teamarbeit: Die letzten beiden Gebäude der Horsdorfer Fuchsenmühle sanieren Besitzer Fritz Müller (re.) und Architekt Johannes Höh. Foto: Fotos: Gerhard Herrmann

    Das Klappern des Mühlrads und das Rauschen des Wassers bestimmen den Takt im Leben von Fritz Müller. Schon als Kind hat er am Mühlbach gespielt und die historischen Geräte der Fuchsenmühle erkundet. Fünf Generationen lang hat seine Familie die Mühle in Horsdorf betrieben, bis sein Vater das Mahlen 1961 aufgab. Fachgerecht und mit viel Liebe saniert er das Baudenkmal seit rund 20 Jahren. Mit der Restaurierung des ehemaligen Stalls und der Holzlege stehen die Arbeiten jetzt vor dem Abschluss.

    „Hätte ich gewusst, was da auf mich zukommt, hätte ich mich wohl nicht an die Sanierung gewagt“, sagt Müller. Mit dem Mühlen-Virus hat sich der gelernte Konstrukteur und technische Zeichner infiziert, als er aus Faszination an der historischen Technik 1998 ein neues Wasserrad einbauen ließ. Seitdem versorgt es das denkmalgeschützte Gebäude mit Strom. Zwei Jahrzehnte später hat Müller rund 500 000 Euro, unzählige Arbeitsstunden, viel Kraft und Mühe in den Familienbesitz investiert und so ein Kleinod geschaffen.

    Und der ehemalige Mitarbeiter der Firma Moll hat sich als Gastwirt selbstständig gemacht. Zusammen mit drei Mitarbeiten, die sonntags und bei größerem Andrang ebenso wie sein Bruder Kunibert helfen, betreibt er ein Gasthaus in der ehemaligen Mühlenstube und einen gemütlichen Biergarten im Hof. Im Schatten eines Birnbaums, gesäumt von Fachwerk und alten Mühlsteinen, laden Bierbänke zum Verweilen ein. In der Gaststube vermitteln eine historische Schrotmühle mit einem gewaltigen Mahlstein und der große Trichter eines Mehlsilos einen Hauch von Mühlenromantik. „Statt der Technik steht jetzt das Kaufmännische im Vordergrund“, schmunzelt er.

    „Ich hatte nie die Absicht so etwas zu machen, doch inzwischen ist der Familienbesitz zum Lebenstraum geworden“, berichtet Müller. Als die 1752 errichtete Scheune vom Einsturz bedroht war, begann er 2006 mit der Sanierung. Die Köpfe zahlreicher Balken und die Rückfront mussten erneuert, die Gefache nach alter Handwerkstechnik mit Lehm und Stroh gefüllt werden. „Wichtig war es uns, so viel der historischen Substanz wie möglich zu erhalten und nur Zerstörtes behutsam zu ergänzen“, betont Architekt Johannes Höh aus Großheirath, der die Sanierung fachlich betreut hat. Bewahrt wurden auch der jahrhunderte alte Boden der Scheune aus gestampftem Lehm und der Gewölbekeller, den der Gastwirt zur Kühlung der Getränke nutzt.

    „Ich hatte nie die Absicht, so etwas zu machen, doch inzwischen ist der Familienbesitz zum Lebenstraum geworden.“

    Fritz Müller, Gastwirt und Mühlenbesitzer

    Die historischen Rinnenziegel, mit der sie gedeckt ist, hat Müller aus sieben Abbruchhäusern zusammengetragen. „Da muss man jeden Ziegel in die Hand nehmen und sehen, ob er zu den anderen passt, weil jeder Hersteller sie etwas anders geformt hat“, erinnert er sich. Die Auszeichnung mit dem „goldenen Ammonit“ des Landkreises würdigt das gelungene Werk. Noch aufwändiger war die Sanierung des ehemaligen Mühlengebäudes mit Einrichtung der Gaststube und behutsamer Wiederherstellung der historischen Mahltechnik.

    Zurzeit saniert Müller den ehemaligen Stall, wo die Familie bis Ende der 1990-er Jahre vier Kühe, Schweine, Enten und Gänse hielt. In fränkischem Rot leuchtet das freigelegte Fachwerk, die Gefache wurden mit Kalkputz und Schilfrohr zur Isolierung ausgekleidet, die Sandsteinquader des Sockels behutsam ausgebessert. Im entkernten Obergeschoss will Müller eine Ferienwohnung für vier bis acht Personen einrichten, etwa für Radwanderer. Das Erdgeschoss soll als Werkstatt genutzt werden. Renoviert wird auch die Holzlege aus der Zeit um 1900, wo einst nicht nur Holz lagerte, sondern auch gewaschen und geschlachtet wurde.

    Die Erhaltung des historischen Mühlensembles, so wie es in 200 Jahren gewachsen ist, unterstützen nicht nur die Stadt Bad Staffelstein und die Oberfrankenstiftung mit Zuschüssen. Außerdem hofft Müller auf Zuwendungen des Landkreises, der Denkmalpflege und der Bayerischen Landesstiftung, die bereits die vorigen Sanierungsabschnitte gefördert haben. „Gerade in der Anfangsphase, als ich Angst hatte, das Anwesen nicht halten zu können, haben mir die Zuschüsse Mut gemacht“, betont Müller. Wichtig für den dauerhaften Erhalt eines solchen Anwesens sei eine vernünftige Nutzung, etwa für den Tourismus, ergänzt Architekt Höh.

    Ein Buch und ein Konzert

    Viele Ideen hat der Wirt, um sein Gasthaus mit Mühlenmuseum bekannt zu machen. So will er zusammen mit Hubert Kolling ein Buch über die Geschichte der Fuchsenmühle herausgeben. Außerdem sind Schmankerl in Planung, wie ein Konzert unter dem Motto „Müllerin, wo bist du?“ mit der gebürtigen Horsdorferin Denise Felsäcker, einem Pianisten und einem Schauspieler am 26. August. Sie wird in der historischen Scheune singen – und das Mühlrad dazu klappern.

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