Am Sonntagabend kam es zum Abschluss des Musikangebots, mit dem sich die KIS (Kultur-Initiative Staffelstein) in Schloss Oberau auf dem Feld der Klassik befasst. Einer musikalischen Romanze namens „Dream with me“ von Gesang und Kammermusik sollte man begegnen. Der Begegnenden waren mehr als erwartet.
War's das? Sollte das „Projekt“ vorüber sein? Projekt - so nannte Klarinettist Walter Gossel das Zusammengehen zwischen ihm, seiner Cello spielenden Schwester Ulrike Maria Gossel, dem Pianisten Philip Dahlem und der Sopranistin Stephanie Simon für diesen Abend, für dieses Programm. Nach Verklingen des letzten Tons begab sich das Projekt in die Schwebe, die Dinge auf sich zukommen lassend. Doch als das Publikum die Sitze räumte und sich aus dem Konzertsaal aus dem Haus und in die Nacht begab, war noch jedes Projektmitglied damit befasst, für das Kommen zu danken und Lob einzustecken.
Der Zuspruch war unerwartet groß
„Wir haben nicht damit gerechnet, dass so viele kommen“, sollte schon der Leiter der Abteilung Musik bei der KIS, Karl-Heinz Nusser, bei seiner Begrüßung aussprechen. Die gedruckten Programme sollten für den Zuspruch nicht ausreichen und waren bald vergriffen, selbst Stühle wurden von Hausherrin Benedikta von Dungern noch herbeigeholt. Und sie selbst saß mit ihrem Bruder während des Konzerts hinter den Ausführenden, zu einem beredten Bild komponiert, dass da heißen mochte: Wir stärken dieser KIS-Veranstaltung den Rücken.
Abseits der Versuchung zu überspannen
Zwischen Mendelssohn-Bartholdy, Brahms und Schubert bewegte sich der Abend, so vergleichsweise selten gehörte Musiker wie Massenet, Spohr oder Kalliwoda einschließend. Dass Leonard Bernstein mit „Dream with me“ aus dem Musical Peter Pan für diesen Abend auch ins Programm und Zeitalter der Romantik fiel, war eine charmante Eigenwilligkeit, wohl dem Umstand geschuldet, dass dieses „Dream with me“ namensgebend für ganzen Abend war. Doch wie gut waren die Musiker und wie besonders die Musik? Ein Beispiel: In Mendelssohn-Bartholdys Drei Stücke für Klarinette, Violoncello und Klavier zeigte sich sehr deutlich, dass jeder aus dem Quartett seine Qualität besaß. Das an sich kurze Thema im Präludium, welches in seiner Reduziertheit dennoch nicht banal klingt, wurde vom Cello in reizvoll wechselnden Färbungen vorgetragen und von Gossels Klarinette aufgegriffen und in dezenter Weise wiederholt, abseits der Versuchung, zu überspannen.
Wohltemperiertes Zusammenspiel des Ensembles
Das gute, wohltemperierte Zusammenspiel des Ensembles war eine der Erkenntnisse des Abends, besonders hörbar bei Brahms Lied von der Feldeinsamkeit bzw. „Wie Melodien zieht es mir“, welches noch ein kleines Pizzicato bereithielt. Einen schönen Umgang mit der Agogik im Stück lieferten die auch an oberfränkischen Konservatorien und Musikschulen ausgebildeten Künstler bei Schuberts „Der Hirt auf dem Felsen“, wobei Pianist Philip Dahlem annehmliche Kapriolen schlug. Ihm sprach die Sopranistin, deren Stimme besonders bei Kalliwodas Werken an Farbigkeiten gewann, dass es ja sein Instrument sei, von wo er das Gesamte ordne und die „Beziehungen zueinander zusammenhält“. Alles in allem wäre es schade, wenn die vier Musiker sich am Sonntag mit ihrem gemeinsamen Auftritt und Projekt einen Traum erfüllt hätten, den sie zu träumen nicht noch einmal wiederholen wollten.