Die Geschäftsführende Gesellschafterin der insolventen Akkumulatorenfabrik Moll GmbH & Co. KG in Bad Staffelstein, Gertrud Moll-Möhrstedt, ist aus dem Unternehmen ausgeschieden. Seit den 1970-er Jahren war sie in der Leitung des Batterienherstellers, den ihr Vater gegründet hatte. Damit macht sie den Weg frei für den Verkauf des Unternehmens im Zuge des Insolvenzverfahrens. Fortschritte gibt es bei der Suche nach einem Investor. Zwei Interessenten sollen in der engeren Auswahl sein. Inzwischen läuft die Produktion laut Dirk Schmitt, Beauftragter des Insolvenzverwalters Jürgen Wittmann, wieder nahezu auf Volllast.
Moll Batterien hatte am 30. März Insolvenz angemeldet, nachdem die Nachfrage aufgrund der Krise der Autoindustrie und der Corona-Pandemie eingebrochen war. Da das Unternehmen zuvor mehr als 15 Millionen Euro in neue Batterietechnik und eine moderne Produktion investiert hatte, war es nicht mehr in der Lage, die Forderungen der Gläubiger zu bedienen.
Mehrere Investoren aus dem Industrie- und Finanzbereich hätten „indikative (vorläufige) Angebote“ gemacht, über die noch verhandelt werde, erklärte Dirk Schmitt im Namen des Insolvenzverwalters. Die Vorstellungen der Interessenten seien unterschiedlich, daher könne erst beim Abschluss eines Kaufvertrags Genaueres gesagt werden. „Vielleicht bringt das Christkind die Entscheidung“, meinte er auf die Frage nach dem Zeitplan. „Das Unternehmen produziert, es besteht keine Eile. Der Verkaufsprozess liegt im Zeitplan.“

Wichtigstes Ziel sei die Fortführung des Unternehmens und die Sicherung des Standorts durch den neuen Eigentümer. „Angestrebt sind ein Verkaufserlös und eine Kaufpreisallokation (Zuteilung), die gleichzeitig den Gläubigern eine angemessene quotale Befriedigung gewähren und dem Unternehmen eine nachhaltige Zukunftschance eröffnen“, sagte Schmitt.
Teilweise wird in vier Schichten und am Wochenende produziert
Es sei gelungen, das operative Geschäft zu stabilisieren. „Das Unternehmen produziert wieder nahe der Vollauslastung“, betonte Dirk Schmitt. Außerdem sei es in der Lage, im laufenden Betrieb profitabel zu produzieren. Das liege wesentlich an der wieder erstarkten Nachfrage durch die Automobilindustrie. Kein Mitarbeiter befinde sich mehr in Kurzarbeit. Es seien sogar neue Arbeitsplätze geschaffen worden.

Strategisch sollen schrittweise neue Geschäftsfelder erschlossen werden, um die Abhängigkeit von Automobilindustrie und Verbrennungsmotor zu verringern und nachhaltige Zukunftschancen zu wahren. „Moll hat sich dem technologischen und gesellschaftlichen Wandel früh gestellt und sieht sich angesichts früherer Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen und bereits getätigter Investitionen für den Wandel gut aufgestellt.“ So wurde neben anderen Initiativen das neue Geschäftsfeld Energiespeicherlösungen aufgebaut, insbesondere mit Investitionen in die Lithium-Ionen-Technologie. Zuversichtlich stimmt den Insolvenzverwalter auch das „konstruktive und harmonische Verhältnis“ zu den Gläubigern.
„Wir sind auf einem guten Weg“, bestätigte auch Betriebsratsvorsitzender Patrick Werner, der für die Belegschaft im Gläubigerausschuss in die Verhandlungen eingebunden ist. Er hoffe, dass es vor Weihnachten zu einer Entscheidung kommt, damit die Belegschaft mit einer Zukunftsperspektive ins neue Jahr gehen kann. Entscheidend sei es, einen Investor zu finden, der die Produktion weiterführe und damit die Arbeitsplätze erhalte. Zuversichtlich stimmten ihn in dieser Hinsicht die Gespräche mit den Interessenten.
„Die Belegschaft zieht mit“, betonte Werner. Allerdings bereite die Dauer der Verhandlungen manchem verständlicherweise Sorge. So hätten etwa 15 bis 20 Mitarbeiter wegen der Situation gekündigt. Dabei sei die Nachfrage inzwischen so groß, dass rund 15 neue Mitarbeiter eingestellt wurden und weitere gesucht werden. „Aufgrund der hohen Nachfragen fahren wir teilweise vier Schichten und produzieren zusätzlich an einigen Wochenenden mit Kollegen, die sich freiwillig melden“, berichtete er.
„Mit jedem Investor beginnt eine neue Ära und damit ein neues Firmenkapitel.“
Gertrud Moll-Möhrstedt, langjährige Geschäftsführerin
„Mit jedem Investor beginnt eine neue Ära und damit ein neues Firmenkapitel“, begründete Gertrud Moll-Möhrstedt. Sie wünsche dem Insolvenzverwalter bei der Umsetzung viel Erfolg. „Moll wäre nichts ohne die Mitarbeiter“, betont die scheidende Chefin. In der Krise hätten sie mit großer Loyalität und Einsatz die Voraussetzungen für die Fortführung des Unternehmens geschaffen.
Dafür danke sie allen Mitarbeitern. Ihr größter Wunsch sei es daher, „dass die hervorragenden Mitarbeiter gute Arbeitsplätze und Moll eine sichere Zukunft haben“. Ihr Dank gelte auch den Politikern vor Ort – Landrat Christian Meißner, der EU-Abgeordneten Monika Hohlmeier und der Bundestagsabgeordneten Emmi Zeulner – ebenso wie der Staatsregierung und der Bundesregierung für die Unterstützung in der schwierigen Zeit. „Die vielen Kontakte und Begegnungen werde ich sehr vermissen. Das gilt insbesondere für die Menschen bei Moll“, betont sie.
Über Moll Batterien Die Akkumulatorenfabrik Moll GmbH + Co. KG wurde 1945/46 durch Peter J. Moll gegründet. Das mehrheitlich im Familienbesitz befindliche mittelständische Unternehmen wurde bis Ende November von Gertrud Moll-Möhrstedt als Geschäftsführender Gesellschafterin geleitet. Sie engagiert sich auch im Vorstand des Verbands der deutschen Automobilwirtschaft. Wegen der Werksschließungen in der Autoindustrie wegen der Corona-Pandemie musste Moll am 30. März Insolvenz anmelden. Moll produziert ausschließlich am Standort Bad Staffelstein und sichert somit 270 Arbeitsplätze. Die Vergabe von Lizenzen ermöglicht ein globales Auftreten. Ein Meilenstein war die Start-Stopp-Batterie. Wichtigste Kunden sind die Autohersteller VW, Audi und Porsche. Moll hat 2019 einen Umsatz von knapp 70 Millionen Euro erwirtschaftet.